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"CUX DU" - ?! - : allerdings!

Endlich habe ich einen Film mit Mae West gesehen; mit und von, muß gesagt werden, denn schon bevor sie nach Hollywood ging, war sie eine erfolgreiche (und umstrittene) Bühnenautorin in New York. Folgerichtig legte sie es darauf an und und setzte es durch, daß sie ihre Drehbücher selbst schrieb. Und sie hatte genügend Einfluß, für ihren zweiten und dritten Film den noch wenig bekannten Cary Grant als männlichen - sagen wir - Gegenpart zu bekommen. Der Filmgesellschaft Paramount konnte nichts besseres geschehen; Mae Wests Erfolg bewahrte sie vor dem Bankrott.

Unlängst nannte ich ZsaZsa Gabor die Stanze für alle Schwuchteln. Nun, so devot wie die können nur Frauen aus Osteuropa sein. Mae West aus West-Brooklyn hingegen war butch. Man sieht es an ihrem mackerigen Gang und hört es an ihren - nicht nur damals - schamlosen Sprüchen. Außerdem war sie die Karikatur eines männerverschlingenden Vamps. Doch dazu später.

In "I'm no Angel" (Ich bin kein Engel) von 1933 brilliert sie mit Sex-Appeal in sparsamen, aber eindeutigen Hüftbeweguhngen, Blues-Feeling im Gesang und eindeutig zweideutigen Dialogsätzen, die sie großzügig an ziemlich jeden männlichen Darsteller des Films richtet. Ein weiterer Höhepunkt sind die Frauengespräche (und worum geht es da wohl!) mit ihren schwarzen Bediensteten; letzteres darf man heute gar nicht mehr sagen, leider weiß ich nicht, wie das jetzt p.c. heißt, aber damals war es eine Selbstverständlichkeit.

Damals war aber nicht selbstverständlich, daß eine Frau jenseits dunkler Gassen und roter Lampen ihre Sexualität präsentiert (bzw. inszeniert), also bekam Mae West nach der Einführung des production code des Hayes Office (auch Zensur genannt) eine Menge Ärger. Dazu sagte sie später: "I believe in censorship, I made a fortune out of it".

Schön, gutaussehend? Nein. Aber konsequent ihre Vorstellung einer sinnlichen und männerbetörenden Frau auslebend. Ihre Phantasien, wie sie Männer vom Ehebrecher über Taschendieb und High-Class-Trottel bis hin zu Richter und Jury um den Finger wickelt, sind dann doch ein bißchen bieder, aber amüsant. Und sie war nie um einen guten, anzüglichen Spruch verlegen. Ohne Humor nicht zu ertragen, aber dann sehr erfreulich: Mae West. "Got the idea, boys?"

Wie meist bei Hitchcock ist schwer zu entscheiden, ob es sich um eine Komödie oder eine Kriminal- - oder wie hier - um eine Spionagegeschichte handelt. Da es aber wie meist bei Hitchcock um eine Affäre zwischen Mann und Frau geht, tendiere ich mehr zur Komödie. Die Motive wiederholte Hitchcock in Variationen noch oft in späteren Filmen: der unschuldig des Mordes verdächtigte Mann, das Zueinanderfinden von Mann und Frau, die einander dauernd mißverstehen, die Bedrohung durch Gangster einer- und Polizei andererseits, die Spannung und der Suspense bis zum glücklichen Ende. Oder, wie es Preston Sturges in The Palm Beach Story formulierte: "and they lived happily ever after - or did they?"

Der Mann besucht eine Variete-Show und sieht dort Mister Memory, einen Gedächtniskünstler; Gelegenheit für komische Einlagen. Dann fallen Schüsse, die Menge flüchtet aus dem Theater, eine geheimsvolle Frau bittet ihn um Schutz: sie habe die Schüsse abgegeben, um sich vor Mördern zu retten. In seiner Wohnung beichtet sie, im - bezahlten - Dienst der Krone auf eine Spionageorganisation gestoßen zu sein. Das Haus wird von zwei finsteren Gestalten beobachtet.

In der Nacht, während wir noch auf eine Romanze hoffen, wird sie ermordet. Sehr rätselhaft, dieser Mord. Sie taumelt in sein Schlafzimmer und bricht über seinem Bett zusammen, ein Messer im Rücken. Wurde sie in der Wohnung ermordet? Dann müßten die Mörder sich jetzt auf unseren Helden stürzen. Oder war sie auf die Straße gelaufen in der Hoffnung, den Spionen zu entkommen? Wie hatte sie dann zurückkehren können, ohne daß die Spione ihr folgten? Denn die beiden Finstermänner lauern immer noch draußen. Das wird wohl nie geklärt werden.

Unser Held borgt sich die Kleidung des Milchmannes aus und flieht. Natürlich ist er nun der Tatverdächtige. Der Chef der Spione lebt in Schottland, diesen Hinweis konnte ihm die Tote noch vor dem Ableben geben, und da sitzt er im Zug, und Polizisten inspizieren sämtliche Abteils. Verzweifelt setzt er sich zu einer alleinreisenden Frau und gibt vor, mit ihr zu knutschen. Sie aber ruft den Polizisten zu: Dies ist der Gesuchte. Letzte Rettung ist die Notbremse, und er entkommt.

Und Irrungen und Wirrungen, er läuft dem Oberschurken geradewegs ins Haus, wird an die Polizei ausgeliefert, springt aus dem Fenster des Reviers, taucht unter, wird mit einem Parteiaktivisten verwechselt und muß eine Rede halten, wird ausgerechnet dort von der Frau aus dem Zug wiedererkannt, die sich an die Polizei wendet, das sind aber falsche Polizisten im Dienste des Oberschurken, die Mann und Frau mit Handschellen aneinander fesseln - und so weiter, turbulent und doppelbödig, bis die Frau seine Unschuld sowohl als ihre Liebe zu ihm entdeckt.

Die Spur führt nach London zu einem weiteren Auftritt von Mister Memory, der, nach den 39 Stufen befragt und im Begriff stehend, die Geheimnisse der Spione auszuplaudern - Berufsethos, was er weiß, weiß er eben - erschossen wird, worauf der Oberschurke endlich gefaßt werden kann und Mann und Frau - ja, da endet der Film, in dem so vieles so rasant passiert, daß man ihn gar nicht erzählen kann. Großes Kino, kann man nur sagen, aufregende Komödie, und: ein klassischer Fall von Hitchcock.

Vor ein paar Jahren träumte ich, mit einer wunderschönen Frau in einem Restaurant zu sitzen. Sie ging sich die Nase pudern, und beim Aufstehen und darauffolgenden Hinsetzen bot sich mir ein interessanter Einblick in ihr Dekolleté. "Sie sind beinahe formvollendet", entfuhr mir und ich erinnerte mich an die einzige Geschichte von Johann König, bei der ich laut hatte lachen müssen. Also begann ich zu erzählen. Offenbar mit etwas kräftiger Stimme, denn die anderen Gäste wandten uns die Köpfe zu und versammelten sich allmählich um unseren Tisch.

"A propos Nacktschnecken," sagte ich, "ich habe mal eine Frau kennengelernt...", eine Stelle, an der Johann König stets einen kräftigen Lacher erntete, doch sahen die Gäste eher finster drein, also fuhr ich aus Verlegenheit mit größerer Lautstärke fort. "Sie wollte sich Liebe und Treue bzw. die entsprechenden japanischen Schriftzeichen auf ihre Brüste tätowieren lassen." Die Leute drängten näher. "Der Tätowateur, oder Tätowator, kannte sich aber mit japanischen Schriftzeichen nicht aus und schrieb kurzerhand Salz und Pfeffer auf ihre Brüste."

Eiserne Männerhände umklammerten mich, die Frauen entblößten ihren Busen, Salz und Pfeffer waren die ersten, die mir um die Ohren gehauen wurden, gefolgt von Majoran, Basilikum, Dill, Oregano, Zimt, Koriander, Muskatnuss und vielen anderen. Ich sah schon die Schlagzeilen vor mir: "Busen-Attacke - Koma" und "Die Mörder-Brüste von Bremen." Irgendwie schaffte ich es, aus dem Traum zu erwachen. Nie wieder, schwor ich mir, nie wieder. Oder falls doch: niemals fremde Witze. Für meine eigenen würde ich notfalls sterben.

Manche Menschen haben Pech, die heißen Puvogel. Oder Ficke. Oder Kackebart. Andere haben noch mehr Pech, beispielsweise Traute Butterblum, als sie sich unsterblich in Emil Bollermann verliebte. Heute lebt sie in einer Neubausiedlung auf dem Lande, zusammen mit ihrem Emil, seinem Auto, seinem Hund und zwei entzückenden Bollermännchen.

 

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