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Vorhin auf der Straße sah ich einen Firmentransporter, "Böse Gebäudereinigung". Zu denen hätte ich kein Vertrauen.

"Alle sechs Sekunden stirbt ein Mensch durch Rauchen" las ich heute in einem Online-Nachrichtenmagazin. Geglaubt hätte ich das auch vor 20 Jahren nicht; also lange bevor sich unsere Medien diverser Vergehen, darunter dem Delikt der Volksverhetzung, schuldig gemacht haben. Aber es würde mich doch interessieren, mit welcher Frequenz Menschen wegen der Verunreinigung von Gewässern, Land und Luft durch Handel, Wandel, Autos und Heizungsdämpfe zu Tode kommen; das sollte sich doch ebenso exakt ermitteln lassen wie beim Rauchen. Leider scheinen dazu keine besorgten Akademiker zu forschen, und so erfahren wir eben nichts. Bestimmt ruft jetzt jemand laut "Gehirnwäsche!", doch dem sage ich: "Dreh dir erstmal ne Tüte, Alter, in Bremen wird das demnächst legalisiert." Oder setz dir die neueste Spielebrille auf, von der ein Mitschüler neulich sagte: "Du bist zuhause in deinem Zimmer und tanzt wild rum, aber in Wirklichkeit bist du in einer virtuellen Welt."

So geht Wirklichkeit heute.

Das war's, der letzte Ball ist getreten, der letzte Pfiff getan, den Letzten beißen die Hunde, und die Zeit ist gekommen, einen mentalmäßig vollknackigen Blick in den Rückspiegel zu werfen auf die vergangene Bundesliga-Saison. Was natürlich nicht geht, ohne an die kürzlich verstorbene englische Trainerlegende Sir John Bubble zu erinnern, der bekanntlich als Niemand nach Deutschland kam und zwei turbulente Jahre später als Star nach England zurückkehrte, die Weisheit "elven Froinde musst ihr szain" im Gepäck. Damals wurden Mannschaften noch nicht aus allen fünf Kontinenten zusammengekauft, und damals gab es auch noch das Fußballpornomagazin "Der große Bums", das einen Artikel seiner Serie "Moderne Deckungsarbeit" dem beliebten Bubble widmete, Überschrift: "Der englische Herr und seine Eleven".

Doch nun zum Rückblick. Im Verlauf der Spielzeit haben die Experten wie wild expertet, sich alle Nase lang blamiert, und wie so oft das bessere Ende für sich gehabt: die Verlängerung ihrer Verträge nämlich. Als Werder Bremen nach neun Spieltagen ganze vier Pluspunkte hatte, der SC Paderborn einen Spitzenplatz belegte und Borussia Dortmund dem Tabellenende entgegenstürzte, da hatten sie es alle gewußt. Hatten gewußt, was in Bremen alles falsch gemacht worden war, und darüber verbreiteten sie sich ausgiebig. Augsburg, Mönchengladbach, Mainz, Köln, Hertha, Hannover hatten demnach rechtzeitig die Weichen gestellt, gezielt aufgebaut und fuhren nun den verdienten Lohn ein.

Dann gewann Werder fünfmal in Folge und entkam den Abstiegsplätzen. Jetzt sind Mönchengladbach und Augsburg tatsächlich Spitzenmannschaften, die anderen sind teils nur mit Mühe dem Abstieg entgangen bzw. sind so grau als wie zuvor. Denn der Ball ist rund, das Spiel dauert neunzig Minuten und die Saison hat 34 Spieltage, da hilft alles Expertentum nichts. Der Hamburger SV hat den Klassenerhalt nicht verdient, aber aus hanseatischer Solidarität drücke ich ihm für die Relegationsspiele dennoch die Daumen. Außerdem gibt es noch das Pokalfinale, und dann, endlich, das Zauberwort: Som-mer-pau-se!

Als ich vor einigen Wochen Lust bekam, die Kriminalromane Ruth Rendells wieder zu lesen, begann ich mit der Lektüre gerade rechtzeitig um sagen zu können, ich hätte mit dem Lesen unmittelbar vor der Nachricht von der Autorin Tod angefangen. So wie eine Freundin einmal darauf hinwies, wir hätten ihren Geburtstag gefeiert, und in der nächsten Nacht sei Lady Di tödlich verunglückt. "Now, there's a coincidence!" hätte dann jemand in einer der guten alten screwball comedies gesagt, weil so offensichtlich das eine mit dem anderen nichts zu tun hat.

Nach den fünf Wexford-Romanen (Chief Inspector Wexford ist Rendells bekannteste Figur), die ich besitze, ging ich dann zu einigen Romanen von Anne Perry über, langweilte mich dabei immer mehr und wußte schon bald, daß ich diese Bücher nie wieder anrühren würde, es sei denn, um sie zu verkaufen oder zu verschenken. Entschlossen griff ich nach Barbara Vine (ein Pseudonym Ruth Rendells, unter dem sie frei vom Krimiautor-Image schreiben konnte) bzw. ihrem Roman "Die im Dunkeln sieht man doch" (A dark adapted eye).

Offenbar hatte ich den Roman irgendwann begonnen, aber nach wenigen gelesenen Seiten fortgelegt, so daß ich diesmal ein komplett neues Buch lesen kann, und dann ist es auch noch der erste Roman unter diesem Pseudonym. Und wie angenehm ist mir diese Lektüre, gerade nach der vorangegangenen Enttäuschung. Wo Anne Perry wiederholungsträchtige innere Monologe in ihre Figuren hineinpsychologisiert, schlüpft Barbara Vine in ihre Figuren und schreibt aus deren Perspektive; zum Vergleich fällt mir als erstes der Unterschied zwischen Hochstapler und Schauspieler ein, es geht um nachgemacht und echt (einer zum Nachdenken, denn wie kann man einen Schauspieler "echt" nennen?!).

Und weil sich ein Quell der Freude aufgetan hat, werde ich in den kommenden Wochen weitere Bücher von Barbara Vine lesen, die ich auf diesem Wege allen Interessierten wärmstens empfehle. Und natürlich ebenso Ruth Rendell.

Erstens gute Komödie, Remake eines finnischen Films. Zweitens ein Film, der sich freundlich verpackt 2006 (WM-Jahr!) über die Fußballmanie lustig macht. Und drittens eine Geschichte über den immerwährenden Kampf der Geschlechter, der hier auf dem Fußballplatz ausgetragen wird. Und wie? Also, für alle, die den Film noch nicht kennen, eine kurze Info.

Der Mittelstürmer des FC Imma ("Für immer! Imma '95!") springt entschlossen in eine Flanke, verpasst den Ball und trifft den Pfosten - Koma. Der Mitbegründer des Vereins ('95 steht für 1995) und Ex-Mittelstürmer, mittlerweile in Berlin lebend, wird an sein Versprechen erinnert, im Notfall zurückzukehren. Seiner fußballhassenden Frau, Architektin von Beruf, schlägt er vor, aufs Land zu ziehen, wo sie sich beide selbständig machen können. Gesagt, getan. Sie glaubt den Schwindel solange, bis die anderen Spielerfrauen sie aufklären: "Du kannst deinen Mann aus dem Verein nehmen, aber du kannst niemals den Verein aus deinem Mann nehmen."

Besoffen und im Streit entsteht eine Wette, daß wenn die Frauen ihre Männer im Fußball besiegen, die Männer dem Fußball vollständig entsagen, sollten aber die Männer gewinnen, würden die Frauen nie wieder Murren und Meckern. Nun gibt es aber nur acht Spielerfrauen gegenüber elf Männern. Überraschung Nummer eins ist ein Mann, der sich als fester Freund eines der Spieler outet und dem frischgegründeten FC Venus beitritt. Zweite Überraschung: die Architektin hat nicht nur in der Jugendnationalmannschaft gespielt, sondern kann eine Kollegin von damals, die als Torhüterin aus der US-Profiliga zurückgekehrt ist, für das Frauenteam gewinnen. Die ist drittens so tough, daß sie den Frauenhelden des FC Imma ruckzuck verführt und dadurch spielberechtigt ist (als quasi-Spielerfrau). Zur vierten Überraschung entpuppt sich ein arbeitsloser Startrainer als Vater der Architektin und übernimmt die Aufgabe, dem mehrheitlich fußballuntauglichem Frauenteam zum Sieg zu verhelfen. Und die gewinnen wirklich! Und so weiter, es soll ja nicht schon alles verraten werden.

Nur soviel: Heinz Hoenig, der seit 1990 in dermaßen vielen Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt hat, daß seine Frau vorm Frendgehen sicher war (es sei, denn er hätte den Boris Becker gemacht - Besenkammer, Vaterjammer), spielt gekonnt und routiniert den Trainer, Christian Ulmen, seit "Herr Lehmann" dicklich geworden, hat die männliche Hauptrolle, ist wie immer unsymphatisch, aber auch unverkennbar, und Petra Kleinert [edit 30.5.: Anneke Kim Sarnau], Enkelin [edit 30.5.: Urgroßnichte] von Hans Söhnker, ist zwar nicht schön anzusehen, spielt aber alle anderen an die Wand (die "verkannte Tochter"-Stimme der Hauptdarstellerin macht es ihr leicht). Man ahnt schon, daß kein Klischee ausgelassen wird, und genau dadurch wird der Film zu einem großen Vergnügen, da auch alle nicht erwähnten Akteure ihre Sache gut machen. Es leben die Klischees - für immer - und FC Imma - und FC Venus! Nach dem Spiel treffen wir uns in Rudis Blutgrätsche, vereint bei Sky.

schrieb jemand in einem Tweet zur aktuellen Wahl in Bremen. 51 Prozent Wahlbeteiligung bedeutet, daß selbst eine Allparteienregierung den Auftrag des Wählers nur zur Hälfte bekommen hätte. Die andere Hälfte jedoch, was will sie? Sie sagt es nicht, aber offensichtlich hat sie von der ganz alltäglichen Verlogenheit im öffentlichen Raum die Schnauze gestrichen voll. Und deshalb leben wir in einer Demokratie mit ohne Volk, wie man heute sagt. Wie man heute hört, erklären alle Spitzenkandidaten, daß sie aus dem einen oder anderen Grunde durchaus gewonnen hätten. Daraus ergibt sich unschwer die Prognose, daß die Wahlbeteiligung in Zukunft immer noch niedriger sein wird. Was dann? Ganz einfach: wenn das Volk weg ist, braucht man auch die Demokratie nicht mehr.

 

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