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Vor zehn Jahren hat in der Nähe so ein Hobbymaler einen Laden angemietet und seine Werke zum Verkauf angeboten; z.B. ein Portrait der Edith Piaf, und damit man die Edith Piaf auch erkennt, hat er "Edith Piaf" mit draufgepinselt, der Pinsel. Die Preise waren das Produkt von Arbeitszeit mal Materialkosten, vermutete ich. Inzwischen gibt es nicht mehr nur den Verkauf nicht mehr, sondern da ist überhaupt neu gebaut worden, und das war recht.

Vor ein paar Jahren hat sich aber wieder so ein Farbenaufträger getraut, hier gibt's ja immer öfter leerstehende Läden, und dessen Bildern fehlt es an Form, Licht und Perspektive; es reicht eben nicht, einen Kurs in creative painting zu belegen, sonst könnte jeder malen, sogar Erika Mustermann ihr Mann, der Otto Normalverbraucher.

Nun wäre das vielleicht nicht weiter peinlich aufgefallen, wenn nicht wenig später direkt daneben eine Frau Werke von sich oder anderen zu verkaufen begonnen hätte. Geschmackvolle Werke, deren Anblick Freude macht; Bilder und bemalte Gegenstände wie Tassen und Papiertüten - Kunsthandwerk wäre die treffende Bezeichnung. Und so sieht man beim Betrachten der benachbarten Schaufenster den Unterschied zwischen Wollen und Können.

Diesen Unterschied erlebt der Besucher der Kunsthalle exklusiv in der Ausstellung "Enlight my space", wo Exponate moderner und zeitgenössischer Künstler (wenn ich es nicht besser wüßte, benutzte ich "Künstler" schon längst als Schimpfwort) Wände zieren und Räume füllen. Da ist einiges gekonnt, ein Teil davon gefällt mir sogar, aber die Majorität sind für meine Begriffe Vorstudien für das eigentliche Werk. Das eigentliche Werk aber kommt nie zustande, ist nicht einmal beabsichtigt; was ich als Vorstudie und Ausprobieren ansehe, gilt als Kunst. Und da hat durchaus recht, wer sich einen beklecksten Lichtschalter, der nicht zur Ausstellung gehört, mit Interesse anschaut.

Sobald mich aber so ein Werk oder solch eine Installation amüsiert, bin ich milde gestimmt und frage nicht nach dem künstlerischen Gehalt, sondern nach dem Unterhaltungswert. Da ich den Eintritt nicht selbst zahlen mußte, weil ich eingeladen war, brauchte ich mich aber auch nicht ärgern, und überlasse das Schlußwort dem literarischen Quartett:

MRR: Aha. Sagen Sie übrigens, Frau Löffler, wenn ich mir eine Frage erlauben darf: ist das vielleicht ein postmoderner Roman?

SL: Ach Gott (winkt ab). Es hat gar keinen Sinn, daß wir jetzt diese langweilige Debatte nochmal führen. Das bringt ja ohnehin nichts und die Postmoderne ist außerdem vorbei.

MRR: Oh, das ist ja eine gute Nachricht. Ich habe gar nicht gemerkt... sie ist vorbei, die Postmoderne.

SL: Ja, Sie können sie abhaken. Sie haben nicht bemerkt, daß die Postmoderne da war. Jetzt könne Sie sich darüber freuen, daß sie vorbei ist.
 

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