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oder schlicht Coogan's Bluff im Orignal. Coogan (Clint Eastwoods erster Film unter der Regie von Don Siegel) ist Sherrif oder Deputy oder überhaupt irgendwie Polizist in Arizona und jagt mit seinem Dienstjeep nach einem Indianer, der auf einem Hügel mit Gewehr im Anschlag auf den Verfolger wartet. Ah, ein Western! rufen die Vorschnellen; nee! ein New York-Film zischen die Vorlauten. Jedenfalls:

Der Indianer schießt beim ersten Versuch daneben, Clint, der mit seinem Jeep durch ein Zwischending aus Wüste und Prärie angeholpert kam, dreht ein paar scharfe Kurven und flitzt im Schutz der so entstandenen Staubwolke zum Hügel. Bevor der Indianer die Frage, wo das Bleichgesicht geblieben ist, zuende gestellt hat, wird er schon entwaffnet und in Handschellen gepackt. Ab gehts zu
Clints Freundin, die Rothaut wird auf der Veranda angekettet, bekommt die erbetene Zigarette nicht, und muß sich die Liebesgeräusche aus dem Haus anhören.

Damit ist klar: Clint ist als Polizist eine große Nummer, er ist ein Frauenheld , und er ist ohne Mitleid. Weil er auch die Dienstvorschriften nicht immer beachtet, ist sein Chef froh, ihn nach New York ("Hab ich doch gesagt!" - "Schscht!") zu schicken, um einen John Ringerman abzuholen, der irgendwann irgendwas irgendwie in Arizona angestellt hat und dort vor Gericht erscheinen
soll. Und nun geht es los: Der Held vom Lande in der großen Stadt (mit vielen kleinen Episoden, die wir hier überspringen). Der zuständige Kriminalbeamte erklärt Clint, daß Ringerman auf der Krankenstation liegt und nicht transportfähig ist. Außerdem sind da noch viele nette kleine Formular mit Anträgen auszufüllen, dann muß noch irgendwer Offizielles zustimmen und dann, und erst dann und nur dann, kann Clint seinen Mann mitnehmen.

Das ist einfach zuviel für Clint, zuviel Komplikation, zuviel Bürokratie und zuviel Stadtneurotiker. Also holt er Ringerman auf eigene Faust ab, wird ausgetrickst und bekommt eins über die Rübe. Abgang Clint in die Ohnmacht, Abgang Ringerman in ein Versteck. Die Schmach läßt Clint nicht ruhen, und nach dem Anschiß vom zuständigen Kriminalbeamten macht er sich allein auf die Suche.
Der Zufall führt ihn zur Bewährungshelferin Ringermans, mit der er ein Abenteuer versucht, aber auf Neurosen stößt, dafür findet er Unterlagen über R.s Freundin und R.s Mutter. Bei letzterer dominiert Mutterliebe über Gesetzestreue, aber unfreiwillig verrät sie doch etwas und keift danach Clint an: "Sie mit ihrem Angeberhut!"

Halt, jetzt habe ich meinen Lieblingsspruch übersprungen. Über R.s Freundin sagt sie: "Oh, that's Linny Raven. She's a certified Ding-Dong." Schön, also weiter. Mit Linny klappt das Abenteuer, doch anschließend schleppt sie ihn in eine Billiardkneipe, wo R.s Kumpane stecken. Und Clint darf sich mit Queue und Kugeln mal so richtig einer gegen fünfzehn austoben. Die Polizei rückt an, bevor der Kampf entschieden ist, und Clint rückt ab. Der zuständige
Kriminalbeamte findet am Ort des Geschehens Clints Angeberhut und ist erstmals beeindruckt, der Polizist vom Lande hat jedenfalls Schneid.

Dann erfahren wir endlich den Grund für den Mangel an Mitgefühl: "Mitleid ist rot, rot wie Blut." Und Clint erzählt von einer Mitleidsregung eines Freundes (Ha! er selbst natürlich), die ihm eine schwere Schußverletzung einbrachte. Und dann läßt er sich von Linny zum Versteck führen, irgendwo in einem Parkgelände in New York, es gibt eine tolle Jagd auf Motorrädern über schmale Parkwege, bis Clint den andern umschmeißt und verdrischt und fesselt. Der zuständige Kriminalbeamte, rechtzeitig am Ort der Festnahme, erklärt Clint noch einmal die Prozedur mit dem Warten, den Formularen und der Genehmigung, und diesmal hat Clint kapiert.

Am Ende des Films steigt er mit Ringerman in den Helikopter auf dem Dach des PanAm-Gebäudes, steckt sich eine Zigarette ins Gesicht - und bietet Ringerman auch eine an. Schöne Schlußpointe für einen Film mit großer Action (für 1967), voller lebendiger Nebenhandlungen und nicht einmal zwei Sekunden Stummfilm, in
denen Don Siegel klarmacht, daß er lesbische Liebe verabscheut. Wenn man diese Einstellungen, die Rauch-, die Essens-, die Indianer-, die Verbrecher- und die Mann/Frau-Szenen rausschneidet, kann man auch einem politisch korrektem Publikum sagen: Großes Kino. Nur leider sehr kurz.
 

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