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Ein schauspielerisches Schwergewicht wurde heute in einer hiesigen Buchhandlung am frühen Abend zu einer Autogrammstunde erwartet: Bud Spencer, dessen Lebensgeschichte guten Absatz fand, was mich doch ein wenig überraschte. Geradezu überwältigt wurde ich vom Anblick rund fünfzig schlangestehender Leute, die sich schon rund drei Stunden vor Beginn dieses Megaevents vor dem Signiertisch auf- bzw. eingereiht hatten. Nun, dachte ich, da ich schon hier bin, sollte nicht auch ich mich zu den Wartenden gesellen, um Bud Spencer mit ein paar freundlichen Worten die Werbetour für seine Autobiographie wenigstens an diesem Tag ein wenig leichter zu machen? Doch was wären die richtigen Worte, ohne zu lügen! "Lieber Herr Spencer, einige ihrer frühen Filme haben mich zum Lachen gebracht." Ganz schlecht, denn ich würde - durchaus unbeabsichtigt - darauf anspielen, daß er seine Bekanntheit mit immer schlechteren Filmen und sicher ohne großes Vergnügen in bare Münze verwandelt hat. Daß er nur noch der Watschenmann war, der unter gelegentlichem Brummen und Grimassieren alle Übelwichte des Universums vermöbelt hat. Pistolenhelden, Mafia, Außerirdische - Bud Spencer kriegt euch, und dann gibt's Keile.

Nein, ein Verweilen kam entschieden nicht in Frage, denn ich wollte den großen, alten Mann nicht in Verlegenheit bringen; er hat mir nichts getan und es gibt viel Schlimmere als ihn. Beim Hinausgehen sah ich mir die Wartenden an, alle das Buch in der Hand, das des authentischen Autogramms harrte. Sicher, darunter waren einige dumme und krumme Gesichter, aber die Mehrzahl wirkte durchaus nicht bescheuert. Waren die nur neugierig? Kann nicht sein, aus Neugier steht man sich nicht drei Stunden die Beine in den Bauch. Irgendetwas müssen sie schon an diesem italienischen Bären finden, nur was? Ich weiß es nicht, ich hatte auch weder Drang noch Mut zu fragen. Resigniert, aber lächelnd verließ ich den Laden, denn ich stellte mir vor, daß dieser internationale Star seine Patschhände in der Mall of Fame gleich neben Peter Maffay und James Last in den Zement der Ewigkeit drücken werde, womit ich gegen keine der genannten Personen mosern will. Aber daß meine weltoffene und charaktervolle Heimatstadt solchen Provinzialismus pflegt bzw. ihn von den Machern und Entscheidern aufgedrückt bekommt, das schmerzt immer wieder.
 

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