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Vor einigen Wochen war ich mit dem ungläubigen Thomas in einer dieser Kneipen, wo man noch auf herkömmliche Art - nämlich bei altmodischer Musik in mittlerem Tempo - seiner Alkoholsucht frönen kann. Wir tranken Bier in ganz und gar unhomöopathische Mengen und schwatzten, wie es die Zunge zuließ.

Um es mal ganz krass zu sagen: dem ungläubigen Thomas geht die ganze Esoterik vollständig am Arsch vorbei. Der hat nicht mal Gegenargumente, es interessiert ihn einfach nicht. Trotzdem ist er bei jedem unserer Treffen dabei. In jener Nacht verriet er mir, weshalb. "Malaysia hat solch ein strahlend schönes Gesicht" - das träumt er wohl - "und der Schwung ihrer Hüften ist einfach unwiderstehlich" - Papperlapapp! Anders ausgedrückt, er hat sich in sie verguckt, es hat ihn erwischt.

Wir hatten bereits den Nachbrenner gezündet und nahmen Schnäpse zum Bier und er redete und redete von seiner Begehrten; als ich sein Gebrabbel schon längst nicht mehr verstehen konnte, zeigte mir das Leuchten in seinen Augen, daß er noch beim Thema war. An mehr kann ich mich nicht erinnern, er sich bestimmt an noch weniger.

Gestern war wieder Treffen. Als ich das Versammlungszimmer betrat, saß der ungläubige Thomas bereits still auf seinem Platz, Doris spielte mit Erwin, ihrem Pitbull, Mau-Mau. Malaysia, sonst immer die Erste, fehlte. Wir warteten unbehaglich; ihre Nichtanwesenheit kam einer Anomalie im Raum-Zeit-Kontinuum gleich.

Endlich stürzte sie keuchend zur Tür herein, plumpste auf ihren Sitz und sah aus wie Buttermilch und Spucke. Der ungläubige Thomas sah sie besorgt an und fragte, ob er irgendetwas für sie tun könne - während wir anderen sie noch entgeistert anstarrten.

"Ihr wißt ja, ich bin vor unserem Treffen immer noch bei einem Seminar für Reinkarnations-Arbeit, um meinen Identitätsknoten mal zu lösen. Heute ging das unheimlich locker voran, der Karl-Heinz gab mir eine leichte Trance, ich war plötzlich weit weg irgendwie und der Karl-Heinz fragte: wer bist du jetzt?" Pause.

"Und dann?" wollten wir wissen.

"Ich hab gesagt, Gesche Gottfried, ganz laut, weil das aus mir herausdrängte irgendwo. Dann waren plötzlich alle still und haben mich angeglotzt. Ich hab mich sowas von geschämt!"

"Das kann doch nur eine Verwechslung sein!" rief der ungläubige Thomas vehement. "Äh, ich meine, du kannst diese Giftmörderin nicht sein, ausgeschlossen, so etwas könntest du niemals tun."

"Ja, genau." - "Thomas hat recht." - "Wuff."

"Ach, das ist lieb von dir," strahlte Malaysia (die eigentlich Karin heißt), "äh - lieb von euch." - Hört! Hört! - "Nee, ich bin auch nicht, also, ich war auch niemals die Gesche Gottfried, im Leben nicht. Aber wie stehe ich jetzt da, bis auf die Knochen blamiert. Da kann ich nie wieder hingehen. Diese Schande!" Der ungläubige Thomas legte seine Hand auf ihre: "Wenn du willst, begleite ich dich das nächste Mal." - Oha!

Erwin, mit seinem feinen Sensorium für zwischenmenschliche Beziehungen, hatte den Braten gerochen und sah interessiert von einem zum andern. Doris schien nichts zu merken. Ob ich bald mein Reinkarnationsarbeit-Computerprogramm fertig hätte, fragte sie mich. Sie will das Geld für die teuren Seminare sparen und zum Arbeiten hat sie wenig Neigung, deshalb nutzt sie jede Gelegenheit, mich anzutreiben.

Malaysia dankte dem ungläubigen Thomas, Erwin sah fragend zu mir herüber und ich zwinkerte ihm zu, Doris zog einen Flunsch, weil sie weiterhin auf mein Programm warten mußte, alle zusammen vertagten wir das für gestern geplante Thema 'Licharbeit'.

"Vielleicht sollte man versuchen, die Gesche Gottfried postiv zu sehen," regte ich an, ohne Resonanz zu finden. Malaysia und Thomas sahen einander positiv, wagten sich aber beide nicht weiter. Erwin stubste Doris an. "Ist ja gut," sagte sie genervt, "also der Erwin meint, er war der Hund von Baskerville."
semmel meinte am 5. Jun, 07:54:
Ich schätze, Malaysia und Thomas kriegen sich nicht. 
Dicki antwortete am 5. Jun, 13:50:
Mal sehen, ob sich deine Ahnung bewahrheitet. Das OB finde ich aber viel weniger interessant als das WIE. Ich werd's jedenfalls getreulich notieren. 
semmel antwortete am 5. Jun, 14:32:
für den aufmerksamen beobachter ist das WIE immer interessanter als das OB 
Dicki antwortete am 5. Jun, 20:17:
und ob wie! 
 

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