1968
aus aller Welt
ballaballa
Beobachtungen in der Natur
charmsing
deutsche kenneweiss
Dicki TV
Dickimerone
Dickis Reisen
die kleine Anekdote
dirty old town
Empfehlung
Erwins Welt
Eugen
in eigener Sache
Java
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 
Wenn es gegen die political correctness geht, bin ich dabei und unterstütze sogar Jan Fleischhauer, der aktuell die Ersetzung rassistischer Begriffe in Kinderbüchern zum Anlass nimmt, von Trottelsprache zu schreiben. Recht hat er! Wir sollten den Kindern beibringen, daß es nicht nur nicht "Negerkönig" heißt (und auch nicht "Südseekönig", weil das sachlich falsch ist und obendrein den dem Gedanken der Demokratie widersprechenden König zu propagieren geeignet ist), sondern "Repräsentant eines in Äquatornähe lebenden afrikanischen Volkes". Eigentlich sollte man auch "Volk" nicht mehr verwenden, weil "das Volk" bereits den Keim des Rassismus in sich trägt, wie es (also das Volk, oder nein, den Rassismus, oder wie jetzt) die entschiedenen Antirassisten verstehen.

Fleischhauer erwähnt am Rande, daß eigentlich "Hexe" ebenfalls irgendwie oder irgendwo diskriminierend sei und fordert damit indirekt die correctness-Anhänger auf, auch vor einem Buchtitel nicht halt zu machen ("Die kleine Hexe"). Das wirft aber zwei Fragen auf - wie ersetzt man correct "Hexe" (und "kleine" ist irgendwie gegen Kinder gerichtet, oder, noch schlimmer, gegen Liliputaner Kleinwüchsige, das dürfte man nun auch nicht einfach stehen lassen), und - was wird aus den Frauen, die in mühevoller Traum- und Reinkarnationsarbeit herausgefunden haben, daß sie in einem früheren Leben eine Hexe gewesen sind, will man denen sagen "Besen, Besen, sei's gewesen"?

"Hexe" ist schon eine ziemliche Kopfnuß. Soll man sagen "wegen ihrer Heilkenntnisse von der Kirche verfolgte Frau"? Der vollständige Titel lautete dann "Die von der Kirche wegen ihrer Heilkräfte verfolgte, noch nicht ausgewachsene Frau". Nein, das kann man dem Verlag nicht zumuten, denn überall im Text müßte dieses Diktum ebenfalls eingesetzt werden, was den Seitenumfang und über diesen den Preis erhöhte, mit der Folge rückläufiger Verkaufszahlen. Zweiter Versuch: "Die kindliche Heilerin". Das klingt schön - äh - positiv. Doch fragt sich dann, weshalb die kindliche Heilerin einen Hexenhut trägt und auf einem Besen reitet, das kanns ja wohl auch nicht sein.

Am Ende bleibt womöglich nur die "große" Lösung, nämlich das Buch komplett umschreiben und mit neuen - correcten - Illustrationen versehen. Diese überarbeitete, correctisierte Fassung handelte dann von einem Kind, das aus einem bösen, uncorrectem Kinderbuch von anno Adolf die Idee bekommen hat, sich zum Karneval als Zauberfrau zu verkleiden und böse Scherze zu treiben, was natürlich mit Heulen und Zähneknirschen, also in bitterer Reue, endet. Titel: "Die kurze Fastnachtsfrau". Obwohl, "Frau" ist ja auch irgendwo und irgendwie ... da schreiben wir die Kinderbücher doch besser gleich in englisch, das muß dann auch nicht sooo korrekt sein, denn bekanntlich haben Deutsche ihre liebe Müh und Not mit der englischen Sprache. Hauptsache, es ist correct.
pathologe meinte am 8. Feb, 09:13:
Ich
habe mir erlaubt, bereits an anderer Stelle entsprechende Überlegungen zu tun. 
Dicki antwortete am 13. Feb, 21:08:
Danke für den Hinweis. Man freut sich mehr denn je, nicht alleine mit seiner Unkorrektheit dazustehen. Die geistige Ödnis mancher Zeitgenossen ist zum Fürchten. 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma