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König Abgus war schon mehrere Wochen unterwegs und keiner der Edelleute, denen er begegnete, hatte seinen Ansprüchen genügt, als plötzlich in einem dunklen Waldstück ein nachlässig gekleideter Bursche von wohl dreißig Jahren vor sein Pferd sprang, mit einem hölzernen Schwert fuchtelte und, zwei Reihen verfärbter und brüchiger Zähne entblößend, rief: "Wie wenig es auch immer sein mag, das Ihr zu geben habt, es ist mir alles willkommen!" - "Das ist wahre Bescheidenheit", sagte König Abgus und fragte: "Seid Ihr von edler Abstammung?" - "Das will ich meinen", sagte der Bursche. "Meine Abstammung ist so edel wie sie nur sein kann. Meine Mutter hatte an ihrem Busen Platz für zwölf Kinder und ebensoviele Väter." - "Das ist wahre Nächstenliebe", begeisterte sich König Abgus. "Wie ist Euer Name?" - "Das kommt darauf an, wen Ihr fragt. Hier im Walde werde ich Edelzwicker gerufen, in der Stadt heiße ich Edler vom Weinschlauch."

König Abgus war nun überzeugt, seinen Mann gefunden zu haben. "Edler vom Weinschlauch, wollt Ihr mich begleiten und in der Tafelrunde ausgesuchter Ritter zu meiner Rechten sitzen, als mein erster und bester Edelmann?" - "Tafelrunde gefällt mir", bekannte der Bursche, "das klingt nach regelmäßigem Essen und Trinken. Aber wer seid Ihr, werter Herr, daß ihr beliebt, meinem Überfall zum Trotze Einladungen auszusprechen?" - "Ich bin kein anderer als König Abgus", sagte König Abgus. - "Wer's glaubt, wird selig", sagte der Bursche. - "Das ist wahrer Glaube; kommt an meine Brust!" rief König Abgus voll Entzücken. Diesem Beweis allerhöchster Vertrauensseligkeit mochte sich Edelzwicker oder Edler vom Weinschlauch nicht widersetzen und folgte willig und ergeben seinem neuen Herrn, der ihn der Kürze halber Ritter Ohwein rief und ihn zur Feier der denkwürdigen Begegnung in die nächste Schenke einlud, wo sie ein Herz und eine Seele wurden und zuguterletzt das Bett - eine harte Wirtshausbank - miteinander teilten.
 

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