1968
aus aller Welt
ballaballa
Beobachtungen in der Natur
charmsing
deutsche kenneweiss
Dicki TV
Dickimerone
Dickis Reisen
die kleine Anekdote
dirty old town
Empfehlung
Erwins Welt
Eugen
in eigener Sache
Java
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 
Dieser Film ist zwar von 1949 und mit seiner Nachkriegsatmosphäre im alliiert sektorierten (West-, und dort Süd-)Deutschland (später auch Bremerhaven) eine olle Kamelle, aber mittlerweile wieder hochaktuell: wer sehen will, wie Cary Grant nach allen Regeln der US-Armee und des US-Kongresses durch-gegen-dert wird, darf den Streifen nicht verpassen.

Cary Grant soll zum "OICAMG Abteilung AC" und klappert die Türen eines Flurs ab, die jeweilige Aufschrift - z.B. "SOSDPPDD" oder "WAIRCO" - interpretierend. Auch bei "LADIES" versucht er sein Glück: für "Labour Administration Department Inter..." reicht es noch, dann kommt eine Frau heraus, die ihm den richtigen Weg weist.

Damit kommen wir zur Sache. Nach dem Motto "was sich liebt, das neckt sich" können sich Capitan Henri Rochard (Cary Grant) und Lieutenant Catherine Gates (Ann Sheridan) nicht ausstehen, werden aber auf einen gemeinsamen Dienstauftrag hinausgesandt. Um die Irrungen und Wirrungen in Kürze zu veranschaulichen, sei nur erwähnt, daß Grant rekordverdächtig oft Trottel genannt wird und er bei der Aufzählung zukünftiger Gewaltanwendungen nur die sensibleren Körperteile Sheridans ausläßt, also Achselhöhlen und so weiter.

Aber wir kennen das aus der Chemie: entgegengesetzte Ladungen ziehen sich an. Wobei es hier Geschlechteropposition bzw. "boy meets girl" statt Chemie heißen muß (Goethe nannte diesen Vorgang elegant, aber naiv "Wahlverwandtschaften", es bleibt in Wahrheit keine Wahl - Liebe ist von Natur aus undemokratisch und deshalb überhaupt nicht mit einer modernen, pluralistischen Gesellschaft vereinbar). Nach den genreüblichen Mißverständnissen funkt es zwischen den Beiden und es wird geheiratet, streng nach Vorschrift und Glauben. Das bedeutet erstens eine zivilrechtliche Eheschließung, zweitens eine Trauung durch den US-Militärkaplan, und drittens eine kirchliche Heirat vor einem französischen Geistlichen. Dann endlich: die Hochzeitsnacht.

Doch bevor die richtig losgeht, bekommt Lieutenant Gates den Marschbefehl nach Heidelberg, um via Frankfurt und Bremerhaven in die (nach USA verlegte) Dienststelle zurückzukehren. Wie kann sie ihren frischangetrauten Mann mitnehmen? Die Bestimmungen sind gegen ihn, weder Einreise noch Besuchervisum sind möglich. Der Ausweg ist ein Passus in den Vorschriften. Dort ist nämlich von "Gatten" die Rede, also ohne ausdrückliche Nennung des Geschlechts. Gemäß Dienstvorschrift ist Grant nunmehr eine männliche Kriegsbraut, der aufgrund Verordnung 2-7-1-A des Kongresses seinen "Mann" in die USA begleiten darf.

Mag dies auch Irrsinn sein, so ist es doch Gesetz, dem sich alle Behörden und Dienststellen zu fügen Willens sind. Dumm nur, daß Grant unter den vielen Kriegsbräuten das einzige männliche Exemplar ist. Und die Schlafprobleme - auf einem Stuhl, in einer Badewanne - gehen jetzt erst richtig los. Das Bremerhavener Hotel, in dem die Kriegsbräute untergebracht sind, darf Grant nicht aufnehmen, weil er keine Frau ist, das Hotel für Militärangehörige nicht, weil er nicht dem US-Militär angehört und so weiter und so fort, bis die Nacht um ist. Und an Bord kommt er nur durch eine grobe Maskerade: in die Uniform eines weiblichen Kameraden seiner Frau gesteckt und mit einer aus Roßhaar improvisierten Perücke versehen, gelingt es, die letzte Sperre zu überwinden. Und endlich, endlich, die Hochzeitsnacht - aber da ist der Film schon in New York angekommen und es heißt "The End".

Was lernen wir daraus? Gendern mag gut gemeint sein, funktioniert aber nur, wenn man die Wirklichkeit auf den Kopf stellt. Willkommen in der Gegenwart.
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma