1968
aus aller Welt
ballaballa
Beobachtungen in der Natur
charmsing
deutsche kenneweiss
Dicki TV
Dickimerone
Dickis Reisen
die kleine Anekdote
dirty old town
Empfehlung
Erwins Welt
Eugen
in eigener Sache
Java
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 
hätte ich hier gerne geknipst, in dieser Stadt, die keine ist. Sei es das unvergleichliche Morgenlicht der tiefstehenden Herbstsonne, die am 15.Oktober den leichten Dunst strahlen ließ, sei es das nieseltriefende Wolkengrau am 2. November, in dessen schmutzigem Quellen Türme und Schlote verschwammen (und da war sie perfekt die "Stadt in Grau", diese Stadt, die keine ist). Nein, es gibt hier nicht nur erfreuliche Wetterphänomene zu beobachten, sondern auch einige Merkwürdigkeiten.

Im Zentrum, von Schnellstraßen und Bürobauten umschlossen, hat sich ein dörflicher Kern erhalten. Eine Straße mit Fachwerkhäusern, bewußt dem sonst unbeschränkten Autoverkehr verweigert, und neben dem anschließenden Friedhof ein rustikales Kirchlein aus drei ineinandergesetzten Steinschachteln (freilich mit Giebeldach, so viel Kultur mußte auch hier sein). Entfernungen werden hier noch in Schritten gemessen, und so erfreut den Passanten ein Hinweisschild: "200 Schritt Einschlaf, 250 Schritt Cafe".

Doch in dieser Stadt, die keine ist und die vom Autoverkehr beherrscht wird, nimmt überraschend das Soziale eine wichtige Stelle ein. Im Fenster eines Büros sah ich ein Metallschild, schwarze Schrift auf weißem Grund: "Problemfälle abliefern". Wer nun meint, dort würden sich geplagte Bürger drängeln, um rasch noch ein unbotmäßiges Familienmitglied loswerden zu können, irrt. Dort ist gar nichts los; niemand steht herum, geht hinein, kommt heraus. Die bloße Möglichkeit, im Falle eines Falles mit einem Problemfall Zuflucht finden zu können, scheint hinreichend Grund, es mit Querulanten, Hyperaktiven und Dementen noch ein Weilchen aushalten zu wollen. "Tu felix civitas!" möchte man rufen, aber dann kommt die nächste Grünphase und Automobile rauschen vorbei, daß man seine eigenen Gedanken nicht mehr hören kann; in dieser Stadt, die keine ist.
pathologe meinte am 7. Nov, 10:23:
Ich
überlege immer noch. Denn die Storm'sche graue Stadt ist es ja nicht, hat sie doch mit Automobilen nichts am Hut. Wird es weitere Bilder geben, die Hinweise liefern? 
Dicki antwortete am 7. Nov, 19:06:
Klar doch, Hinweise wird es noch mehr geben, aber "Stadt in Grau" ist kein Hinweis, sondern eine deutsche Interpretation des Yardbirds-Evergreens "Still I'm sad". Der deutsche Text beschreibt einen Sonntagmorgen im November. Die Band heißt "The Scarlet Letter". 
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma