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Wenn die Werbung heute mutiger ist als der Mainstreamjournalismus, stimmt etwas ganz gewaltug nicht in diesem unserem Lande. Andererseits hat es mir gute Laune gemacht, vor einigen Wochen auf einem Zigarettenplakat zu lesen: "Die Grünen sind jetzt käuflich". Denn was die Spatzen von den Dächern pfeifen, findet man in unseren Medien nur noch selten geschrieben und gesendet. Daß sich die gequälte Schreiberseele nach acht Jahren sträflichen Schweigens nun über die verfehlte Politik eines George W. Bush ausläßt, kann man doch nicht mehr ernst nehmen, da sehe ich mir lieber eine Vorführung im Kasperletheater an. Dort verhält sich ales so, wie man es erwarten darf: Kasper befreit die Prinzessin aus den Fängen der Großmutter und der Polizist verhaftet das Krokodil. Zumindest so ähnlich. Außerdem macht das ebenfalls gute Laune.

Ganz wie der heutige Tag, der just aufzuklaren begann, als meine Einkäufe fällig waren. Ich erfreute mich an der Natur, die dieser Tage impressionistisch und psychedelisch daherkommt wie in keiner anderen Jahreszeit, spazierte an der Pipe entlang (von der nur Bremer wissen, weshalb sie so heißt und warum es sie gibt), wo Möwen ebenmäßig ausgerichtet auf einem im Wasser liegenden Baumstamm hockten, und starrte unvermittelt auf knapp zwei Dutzend leere Wodka- und Schnapsflaschen im Gras neben einer Sitzbank. Während mein Adrenalinspiegel sich noch hob bog ein alter Mann mit seinem Fahrrad um die Ecke und schimpfte laut (über etwas ganz anderes): "Die jungen Leute kümmern sich auch um gar nichts mehr. Früher hätte es das nicht gegeben." - "Nein," sagte ich, weil er mich ansah. Ich deutete zur Bank hin: "Haben Sie das schon gesehen? Ich hab keine Ahnung, wer so etwas macht." - "Ach du liebe Zeit." - "Ja." - Während ich mich abwandte um Tabakhändler und Bäckerei aufzusuchen, sagte er einige Worte, die ich nicht richtig verstand. Es könnte: "Sind die alle zerbrochen?" gewesen sein, aber keine der Flaschen war kaputt. Dann war es vielleicht doch:" Wer hat denn die alle ausgetrunken?", was mir besser gefällt, denn vom Unrat einmal abgesehen muß man doch auch die Leistung als solche würdigen.

Mein Bäcker hat seit Jahren Rabattkarten - für jedes gekaufte Brot gibt es einen Stempel, für zwölf Stempel gibt es ein Brot - und heute hatte ich wieder ein Dutzend Stempel beisammen. "Das macht zweifünfundneunzig," sagte die Verkäuferin. "Nein," sagte ich und genoß die Albernheit, "ich bezahle mit Karte."
 

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