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bzw. "Hopscotch", wie dieser 35 Jahre alte Film im Original heißt. 1978, das ist noch die Zeit des kalten Krieges zwischen USA und UdSSR, durch die jüngsten Enthüllungen über die digitale Totalüberwachung aber hochaktuell. Eröffnet wird der Streifen mit dem Trachtenumzug für das Oktoberfest in München. In der Folge werden wir Zeuge, wie die Leute des CIA-Agenten Kendig (Walter Matthau) einen sowjetischen Spionagering hopsnehmen. Matthau selbst nimmt dem sowjetischen Agentenführer (Herbert Lom) das Geheimmaterial ab, läßt den Mann aber laufen. Gegenüber seinem neuen Abteilungsleiter ("Weshalb sind Sie so klein, Myers, ich dachte Sie wären größer") begründet er das damit, daß man diesen Mann und seine Art kenne, die Sowjets sofort einen neuen Führer einsetzen würden, es allein sechs Monate dauerte, bis man wüßte, wer das ist, und ein weiteres Jahr, bis man seine Methoden kenne. Myers, humorlos und beißfreudig, versetzt Matthau auf einen Büroposten, dieser läßt erst seine Akte verschwinden und verschwindet dann selbst.

Und zwar nach Salzburg, wo er eine frühere (Agenten)Affäre besucht (Glenda Jackson), die das Erbe ihres verflossenen Ehegatten genießt. Lom hat Wind vom Zwist um Matthau bekommen und macht diesem ein Angebot, die Seite zu wechseln, doch Matthau lehnt ab. "Was willst du denn machen, deine Memoiren schreiben?" fragt Lom. Das bringt Matthau auf die Idee und er schreibt seine Memoiren, das heißt, er beginnt all die kleinen und großen schmutzigen Geheimnisse, von denen er Kenntnis hat, aufzuschreiben und kapitelweise an alle geheimnisdienstmäßig wichtigen Regierungen zu verschicken - Washington, Paris, London, Peking, Moskau ... -, und Myers schnappt nach dem Köder und läßt Matthau verfolgen. Der allerdings ist ihm immer einen Schritt voraus, denn niemand kann Geheimdienste besser austricksen als ein Angehöriger eines Geheimdienstes. Das ist an sich schon symphatisch, aber Matthau bringt zusätzlich sein Knautschgesicht und seine Liebe zur Oper mit in den Film.

Besonders zufriedenstellend ist die Episode, an deren Beginn Matthau die Sommerresidenz seines Ex-Chefs Myers anmietet, um dort weitere Kapitel zu schreiben. Er sorgt dafür, daß er entdeckt wird, und verläßt das mit China-Krachern präparierte Haus, als ein FBI-Aufgebot eintrifft; vorher zündet er die Lunte. Die Kracher krachen, und das FBI ballert. Myers beschwört den Offizier, das Feuer einzustellen, was dieser auch tut, nicht ohne seine Leute vorher zu einer weiteren Salve aufzufordern. Die Sommerresidenz wirkt ziemlich durchlöchert. Matthau ist derweil in einem Pickup auf der Flucht, läßt in einer Kurve die Olfässer auf der Ladefläche umkippen, und die Verfolger glitschen in den Straßengraben.

Es gibt eine Fülle von Details, die alle nur ein Ziel haben: die beflissenen Diener der Geheimdienstgesetze als die Idioten hinzustellen, die sie zweifelsohne sind. Allerdings läßt das Drehbuch außer acht, daß es sich bei diesen Typen auch um "Eichmanns" handeln könnte, zurecht, denn über (menschenähnliche) Roboter kannst du dich nicht lustig machen; Grauen und Komödie schließen einander aus.

Das Finale spielt auf einem küstennahen englischen Sportflugplatz. Als Zuschauer werden wir dabei betrogen, denn wir müssen glauben, daß Matthau im Fluchtflugzeug sitzt, das abgeschossen wird, explodiert und ins Meer stürzt. Danach sehen wir, wie Matthau eine Fernsteuerung in ein Ölfaß gleiten läßt. Erfolg der Aktion: Matthau gilt als tot, Ende der Verfolgungsjagd.

In der letzten Szene fragt ein Maharadscha in einer britischen Buchhandlung nach den Memoiren von Kendig, die der aktuelle Bestseller sind, das ist natürlich Matthau. Aber Glenda Jackson, Matthaus Komplizin in der ganzen Scharade, ist zur Stelle, um ihren eitlen Gockel an die Leine zu nehmen. Schluß. Und, ich muß es leider sagen, ein Punkt Abzug wegen des erwähnten Betrugs. Ansonsten: großes - analoges - Kino. Dank moderner Technik auch digitalisiert verfügbar ...
 

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