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Man kann es tatsächlich so sagen: die Phönizier waren Opfer des weißen europäischen Rassismus. "Weiß" ist vielleicht etwas übertrieben, denn verglichen mit Angelsachsen, Germanen, Galliern und erst recht Wikingern waren Griechen und Römer bestimmt nicht weißhäutig. Die Griechen übernahmen das Alphabet (und passten es an ihre Sprache an) von den Phöniziern und nannten es noch lange "phoinikia grammata" - um die Schrift später zur Verunglimpfung ihrer einstigen Lehrmeister zu nutzen. Homer war der erste (in der Odyssee), und viele folgten, vor allem, nachdem die phönizische Flotte dem persischen Reich als Waffe gegen die griechischen Stadtstaaten diente (mit wechselndem Erfolg, wie gesagt werden muß; es begann mit einer schlimmen Niederlage der Seebeherrscher). Als die Griechen aufs Mittelmeer hinausfuhren, mußten sie feststellen, daß die Phönizier längst überall ihr Feld bestellt hatten, und die Konkurrenz drängte sie, alte Vorurteile in den Vordergrund zu stellen. Menschenräuber, Lügner und Betrüger seien sie gewesen.

Was ist Rassismus, sollten wir an dieser Stelle fragen. Wer nur einmal gesehen hat, wie ein Bleßhuhn auf einen Eindringling in sein Revier losgeht, weiß, daß Fremde mit Schmälerung der eigenen Lebensgrundlage gleichgesetzt werden, jedenfalls im Tierreich. Beim Menschen kommt noch das unterschiedliche Aussehen und Gebaren hinzu. Unlängst sah ich eine Anzeige, die vordergründig für Verständigung warb. Zwei Abbilder menschlicher Chromosomen waren nebenbeinander gestellt, die Unterschriften lauteten "ein Christ" und "ein Moslem". Nun weiß aber jedes Kind, daß Christen und Moslems nicht nur aus den gleichen Chromosomen "gemacht" sind, sondern sich auf vielfältige Weise unterscheiden, ebenso wie Christen untereinander und Moslems untereinander.

Diese andere, fremde Erscheinung heißt uns Vorsicht walten lassen, denn ein Fremdling kann Freund ebensogut wie Feind sein. Das hat mit Rassismus noch überhaupt nichts zu tun, entgegen den Diskussionen unserer linken akademischen Jugend, die möglicherweise einfach zu degeneriert ist, um noch elementare menschliche Empfindungen haben zu können. Einerseits verlangen sie eine Willkommenskultur, andererseits verhängen sie über unsere Traditionen einen Generalverdacht, und dann können sie es kaum abwarten Menschen, die sie und sie allein für Nazis erklären, umzubringen.

Aber vorwärts in die Vergangenheit. Die phönizischen Städte der Levante waren den Persern tributpflichtig und traten deshalb in den Krieg gegen Griechenland ein, Karthago wollte die Truppen eines griechischen Prä-Duce auf Sizilien besiegen und verbündete sich deshalb mit dem persischen Reich. Die Griechen entwickelten in dem Konflikt eine Ideologie des von Orientalen bedrohten Europa, und die dazugehörige Propaganda.

Rom war zu dieser Zeit ein aufstrebender Stadtstaat, der als Juniorpartner Verträge mit Karthago über Einflußsphären und Handelsrechte einging, bis Rom stark genug war, Karthago auf Sizilien zu provozieren. Karthago brach den ersten "puniuschen" krieg vom Zaun - und verlor, denn Rom war zu einem ernsthaften Konkurrenten herangewachsen. Hannibal, Sohn eines in diesem Krieg unterlegenen Feldherrn, wußte:; Rom kannst du nur besiegen, wenn du Rom selbst besiegst. Die Wege über die Alpen waren ausgekundschaftet, der Plan lag bereit.

Karthago, das die spanischen Silberminen mit dem Argument, nur mit diesen könnten die enormen Reparationen gegenüber Rom abgetragen werden, behalten durfte (und weil Roms Macht noch nicht bis tief nach Spanien reichte), dehnte seinen Einflußbereich auf der iberischen Halbinsel aus, bis es zum neuerlichen Konflikt mit Rom kam. Eine Kriegserklärung des Senats nicht abwartend, setzte Hannibal sein Heer in Marsch, überquerte die Alpen und nahm zielstrebig Kurs auf Rom, in drei Schlachten die römischen Legionen besiegend.

Doch seine Rechnung ging nicht auf. Mochten die Bewohner Italiens auch unzufrieden unter der römischen Herrschaft sein, sie sahen doch die Römer als ihresgleichen, und die "Befreiungsarmee" Hannibals, bestehend aus Nord- und Schwarzafrikanern sowie Steinschleuderern von den Balearen, bestückt mit Kampfelefanten, Hannibal selbst von dunklerer Haut, mit von Entbehrungen gegerbtem Gesicht, mit Hakennase und fremder Physiognomie, konnten sie nicht als Freunde und Befreier ansehen, mit Ausnahme weniger Städte, die um jeden Preis die Unabhängigkeit von Rom suchten.

So irrte Hannibals Heer durch Italien, eroberte die Südspitze, gewann eine vierte SChlacht, und mußte doch aufgeben, da sie Rom nicht erobern konnte und mitterweile Spanien, Sardinien und das Mittelmeer von Rom beherrscht wurden. Karhago suchte um Frieden nach und bekam ihn zu verheerenden Bedingungen, aber es existierte bei allen Limitationen immerhin noch als unabhängige Stadt. In Rom aber setzte sich unter dem Eindruck des "Hannibal ante portas!" die Gesinnung des Cato durch, der nicht müde geworden war, sein "Ceterum censeo, Carthaginem esse delendam" zu wiederholen ("Im übrigen bin ich der Meinung, daß Karthago zerstört werden müsse"). Freilich mußte das in Übereinstimmung mit geltenden Recht geschehen.

Gerhard Herm: "Der Repräsentant eines demokratischen Gemeinwesens aber hat nach außen hin makellos sauber zu sein und muß also heucheln oder sich juristischer Finessen bedienen, wenn er, sagen wir, einen Krieg vom Zaun brechen will, der nur pragmatisch zu begründen, aber keineswegs gerecht ist." Rom hatte Verbündete in Nordafrika, diese provozierten eine Militäraktion Karthagos, wodurch der Friedensvertrag gebrochen war. Römische Legionen rückten gegen Karthago. Der römische Feldherr verlangte dreihundert Geiseln. Akzeptiert. Die Karthager sollten alle Waffen abgeben oder vernichten. Akzeptiert. Die Karthager sollten ihre Stadt verlassen und anderswo siedeln.

Weshalb haben sie es nicht getan, mögen nun unsere Akademiker fragen, alle Menschen sind gleich, überall ist es gleich, und Heimat ist Rassismus! Die Karthager aber wollten ihre geliebte Stadt, ihre Heimat, ihr Synonym für Geborgenheit, nicht aufgeben, schmiedeten neue Waffen und verschanzten sich innerhalb der Stadtmauern. Das römische Heer griff an, der Kampf wütete tagelang von Haus zu Haus und Straße zu Straße, blutig und tödlich, bis Rom den Sieg davontrug und Karthago zerstörte, die Überlebenden in die Fremde schickend. Phönizier gab es forthin nicht mehr als eigenständiges Volk, sie schlossen sich anderen Völkern an und gingen in diesen auf. Am ehesten sind sie noch im heutigen Libanon präsent, aber wer kann dies Knäuel rivalisierender Ethnien noch durschauen. - Auf den Ruinen von Karthago entstand später - viel später - ein Vorort der Stadt Tunis.

Jener römische Feldherr aber vergoß Tränen angesichts der Zerstörung Karthagos, denn er sah in die Zukunft und ahnte, daß Rom einmal dasselbe Schicksal erleiden müsse. Und so kam es auch und kommt es immer. Nur Optimisten glauben, auf Dauer Weltreiche errichten zu können. Früher lebten sie nicht lange genug, um den Untergang miterleben zu müssen. Das ist seit Napoleon Bonaparte anders.
 

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