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sang zum Abschluß der zentralen Maikundgebung des DGB ein Chor von Sangesbrüdern und -schwestern, deren Alter zusammengenommen das Alter dieses hübschen Liedes aus der Mitte des 19. Jahrhunderts um ein Vielfaches übersteigt; eines Liedes, das in einer anderen Zeit aktuell war und seit der Nachkriegszeit vorwiegend von Intellektuellen gepflegt wird. Auch das sehr viel kräftigere

Und weil der Mensch ein Mensch ist
drum braucht er was zu essen bitte sehr
es macht ihn ein Geschwätz nicht satt
das schafft kein Essen her

wäre unangebracht, denn erstens geht es heute nicht um das Herstellen einer Arbeitereinheizeinheitsfront, und zweitens stimmt, was quirinus schreibt, daß nämlich der Mensch nicht auf FressenFickenFernsehn reduziert sein will.

Die Gewerkschafter hätten gut daran getan, den musikalischen Teil der Gewerkschaftsjugend zu überlassen, die uns in den vergangenen Jahren mit jugendlichem Ungestüm und populärer Musik erfreut hat (Umdichtungen von "We will rock you" und "Hit the road Jack", arrangiert für Stimmen und leere Plastiktonnen). Am heutigen 1. Mai war diese Jugend drauf und dran, die Revolution auszurufen. Daß es bei einigen traditionellen "Hoch die internationale Solidarität" und politisch inkorrekten "Ein gutes Leben für Alle, sonst gibt es Krawalle" blieb, mag mit der Lahmheit der offizielen Reden zu tun haben, die einfach lähmend ist. Unter den Zuhörern war aber verschiedentlich Murren zu hören und einmal erscholl auch der Ruf "Wir sind hier, wir sind laut, weil man uns die Kohle klaut!". Die Menschen haben die Schnauze voll, wissen aber nicht was zu tun ist und hoffen - noch? - auf ihre Vertreter.

Das Ausrufen der Revolution hätte mit einer Bankenbesichtigung einhergehen können, denn am Kundgebungsplatz gibt es Bremer Bank, Deutsche Bank und PriceCooperWaterhouse, Institute und Gesellschaften, die bis über beide Ohren die "Finanzkrise" mitverschuldet haben. Natürlich nur ein Anfang, ein Warmlaufen gewissermaßen, denn kein Coup d'Etat kann gelingen, wenn man nicht Rundfunk, Fernsehen und am besten auch gleich die Presse unter seine Oberhoheit bringt, was ja der Grund ist, weshalb die verfassungsfeindlichen "Wirtschaft zuerst!"-Netzwerke heute beinahe nach Lust und Laune (gleich)schalten und walten können.

Ein anderer Teil der engagierten Jugend beging anschließend den EuroMayday, bunt und mit Witz, teilweise als Räuber maskiert, mit Forderungen wie "1 Million in kleinen Scheinen!" und "Mehr soziale Luftmatratze!", was immerhin einige Schaulustige anzog und die Hoffnung erhält, daß mehr Jugendliche in den nächsten Jahren auf positive Veränderungen drängen werden, es also nochmal eine spürbare Gegenbewegung zum Wirtschaftskonformismus geben kann, eben weil der Mensch nicht auf FressenFickenFernsehen reduziert sein will. Ora et Labora ist heute aber wirklich kein Thema mehr, liebe Linksintellektuelle, da mischt euch mal unters Volk und hört es euch im O-Ton an.
 

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