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Heute schreibt praktisch Jeder, doch geraten die Voraussetzungen ebenso ins Vergessen wie die kleinen Tricks, durch welche das Schreiben erst Schreiben wird. Halten wir deshalb als Erstes fest: "schreiben wollen" ist ein schlechter Ratgeber, "schreiben können" sollte man, "schreiben müssen" ist Legimitation schlechthin. Aber wofür; was muß man schreiben, wie, wann und wo?

Nun, wer schreiben muß, wird um Themen nie verlegen sein: "nichts" muß man nicht schreiben. Doch welche Form ist adäquat - Briefroman, Zeitungsartikel, Knittelvers? Das läßt sich naturgemäß nicht pauschal beantworten; die Befähigungen sind individuell verschieden. Wer sich gern prägnant ausdrückt und eher Zahlen als Worte mag, sollte sich an der Kunstform der Rechnung ausprobieren, wer hingegen gerne Bericht erstattet, wird das Protokoll bevorzugen. Diese wenigen Beispiele zeigen schon, daß es keine Universalformel gibt, aber auch kein Tabu; Kunst kennt keine Grenzen.

Grundsätzlich benötigt man zum Schreiben nichts weiter als einen Computer, ersatzweise eine Schreibmaschine oder Stift und Papier. Vorsicht bei Letzteren: die ungewohnte Hand- und Körperhaltung kann Schreibkrämpfe auslösen. Zusätzlich zum Gerät empfiehlt sich noch der Gebrauch der Sprache, doch kommt es hier auf die richtige Wortwahl an. Es gibt beispielsweise Autoren, die "Schreibblockade" meinen, aber "Schreibblock" sagen; so geht es natürlich nicht. "Ich habe einen unheimlichen Schreibblock, du". Nee, das geht nicht.

Je nach Temperament und körperlicher Verfassung können abends bei Tee und Kerzenlicht oder morgens mit einem leichten Hangover die besten Ergebnisse erzielt werden. A propos Alkohol: so förderlich spirituelle Getränke dem freien Assoziationsfluß sind, so hinderlich können sie der Konzentration sein, einmal ganz von dem Problem der Leserlichkeit (bei manuelle Produktion) bzw. der Verständlichkeit (bei maschineller Produktion) abgesehen.

Der Einfluß der Wahl einer geeigneten Örtlichkeit auf das Geschriebene ist nicht zu unterschätzen: dem Schildermaler genügt die Werkstatt, dem Reisenden ein Badestrand, dem Sensiblen hingegen ist schon das Surren des Kühlschranks in der Gemeinschaftsküche unerträglich. Mit folgender Faustformel fährt man erfahrungsgemäß meistens gut: die Anzahl der geschriebenen Worte geteilt durch die Sitzmöglichkeiten bei reziproken Arbeitsstunden sollte einhundert nicht überschreiten, sonst leidet bei Vielschreibern die Qualität, bei Wenigschreibern die Quantität des Opus.

Wer dieser Richtschnur folgt, wird tiefere Befriedigung aus seinen literarischen Anstrengungen beziehen, was auch dem Stuhlgang zuträglich ist, wie neuerliche Studien beweisen. Manch einer ist auf dem stillen Örtchen ohnehin am produktivsten.
 

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