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Verfechter des Autismus/Genie-Konnex mögen behaupten, die sozial Andersbegabten hätten durchaus in der Kunst Zeugnis von ihrem Genie abgelegt, beipielsweise Henri Mautisse, Claude Debaussy oder Paul Auster; doch das ist allzu durchsichtig. Während einer Zugfahrt vor einigen Jahren war ich einem neueren Roman Austers ausgeliefert, der war so schlecht, daß es dafür kein Wort gibt. Meinem Urteil mißtrauend nahm ich daheim "Mond über Manhattan" aus dem Regal und fand dieselbe Ödnis, nur moderater und weniger aufs Spektakuläre angelegt. Seither mißtraue ich dem Urteil "schlecht" nicht mehr, sobald ich es begründen kann.

Niemals begründet wurde das eine zeitlang modische "genial", das einem in den unvermutetsten Zusammenhängen begegnen konnte und zuverlässig auf Mittelmaß deutete. Seitdem haben mir Äußerungen über kulturelle Belange sehr geholfen, eine Distanz zu potentiell hormonverwirrenden Personen herzustellen, die ich ohne rechtzeitige Entdeckung solcher Geschmacksverirrungen eventuell nicht früh genug entwickelt hätte. Man stelle sich vor, nach einem süßen Nichts liegt man beieinanader und hört plötzlich "Vincent Price ist genial", ich meine, den kennt man doch heute nicht einmal nehr. Ein Kulturschock, wenn es je einen gegeben hat.

Daher mein Rat: wer sich (hormonbedingt) verliebt wähnt, sollte Kulturgespräche meiden, denn es ist schon schlimm genug, daß omne animal triste ist post coitum, da braucht man keine zusätzliche Tristesse. Dann lieber "Tristram Shandy" lesen.
 

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