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Carole Lombard war eine Cousine zweiten Grades von Howard Hawks, der sie als die seiner Überzeugung nach ideale Besetzung gegen John Barrymore in Twentieth Century (1934, "Napoleon vom Broadway") haben wollte, aber die ersten Proben waren enttäusdchend, sie spielte steif und gekünstelt, zum Mißvergnügen sowohl des Regisseurs als des Schauspielers. Howard Hawks nahm sie beiseite, wie hoch ihre Gage sei. Und was sie täte, wenn ein Mann Übles über sie sagte ("... that comes from the back of his mind")? - "I'd kick him in the balls!" - Dann solle sie das gefälligst tun. Fortan spielte sie intuitiv und der Film wurde zusammen mit Frank Capras It happened one night zum Gradmesser aller kommenden screwball comedies.

Von diesem befreiten Spiel profitierte auch My man Godfrey (1936, "Mein Mann Godfrey"). Hauptdarsteller William Powell, damals im Zenit seiner Laufbahn (hierzulande bekannt aus "Der dünne Mann"), wollte Carole Lombard als Filmpartnerin. Diese Komödie hat Tempo, ist auch in den Nebenrollen gut besetzt und handelt - na, von den Irrungen und Wirrungen zwischen Mann und Frau, was sonst. Und davon wie ein armer Schlucker (mit einem Geheimnis) eine reiche Familie als Butler zur Vernunft bringt.

Zwei konkurrierende Schwestern, "Park Avenue brats", brauchen zum Sieg in einem "scavenger hunt" einen "forgotten man", den sie von einer Müllkippensiedlung herbeischaffen wollen, und geraten an William Powell. Der stößt die eine zu Boden, weil ihn das Angebot, für fünf Dollar als Reichenbelustigung zu dienen, empört, befragt aber, dann doch neugierig geworden, die andere und schlägt vor, ihre Schwester in dem Spiel zu schlagen ("Let's beat Cornelia"). Carole Lombard gewinnt tatsächlich, er hält eine kleine Ansprache (erstens habe er der jungen Dame helfen wollen und zweitens sei er neugierig gewesen, wie sich gelangweilte Knallköpfe aus der Oberschicht aufführten; seine Neugier sei gestellt, und er begäbe sich gerne zurück in die Gesellschaft einiger wirklich wichtiger Menschen).

Carole bietet ihm die vakante Stelle als Butler ihrer Familie, der Bullocks, an. Dort erscheint er am nächsten Morgen rasiert und mit geliehener Butlerkleidung. Vom Hausmädchen erfährt er, daß die Butler kommen und gehen, weil es niemand länger als einen Tag aushält, entweder gefeuert werden oder kündigen. "May I be frank?" fragt er. - "Is that your name?" - "No, my name is Godfrey." - "Then be frank."

Das Hausmädchen weist ihn ein, der "old battleaxe" Miss Bullock - auf beredte Art geistlos und schrill komisch - Tomatensaft gegen ihren hangover zu bringen, und er solle Hut und Mantel in der Nähe der Tür lassen, damit er nach dem Rausschmiß nicht lange suchen müsse. Er übersteht die Prüfung, wird mit Frühstück zu Cornelia geschickt (sie stelle seine Sachen in die Halle) und wird aus dem Zimmer geschmissen, und schließlich zu Carole (sie stelle seine Sachen auf den Treppenabsatz), mit der er gut auskommt, denn sie erklärt ihn zu ihrem Protegé, dem Gegenstück zu Mutters Protegé Carlo, einem Vielfraß von verkanntem Musikgenie. Man ahnt schon Caroles heftig werdende Verliebtheit. Doch beim Verlassen des Zimmers begegnet er Mister Bullock, der den vermeintlichen Unschuldräuber zu verprügeln droht. Der Irrtum wird geklärt, William ist als Butler eingeführt und behauptet seine Stellung gegen Mister Bullocks drohenden Bankrott, Miss Bullocks liebenswert nervigen Schwachsinn, Cornelias Anfeindungen und Caroles Nachstellungen.

Aber bis hierher sind erst zwanzig Filmminuten vergangen und es erwarten uns weitere siebzig atemberaubende Minuten einer im Grunde süßlichen Geschichte mit einem nur angedeuteten happy end voll komischer Nummern, Verwicklungen und Dialogen, kurzum, mit allem, was das Herz von einer Komödie begehrt.

William Powell brilliert als armer Schlucker, perfekter Butler und (frauenscheuer) Gentleman, hat eine Szene, in der er Chaplins Mimik perfekt einsetzt, und eine komische Einlage als zweitklassiger Schmierenkomödiant, als er betrunken ist, d.h. den Betrunkenen spielt, eine seiner vielen Stärken (vergl. "Der dünne Mann"). Carole Lombard als abgewiesene Geliebte wirft sich in überdramatische Posen und bekämpft ihre Schwester mit allen gerade noch erlaubten Mitteln, und ist in ihrer hilflosen Verliebtheit immer liebenswert komisch. Zusammenfassung: eine großartige Komödie, eine der besten ihrer Art, und leider unterschätzt, denn, sehr verehrtes Publikum, das ist ganz großes Kino. William Powell, betrunken von seinem freien Tag heimkehrend angesichts der sich unglücklich verliebt weinend in den Armen liegenden Carole und dem Hausmädchen: "How about a quartett?"
 

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