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meine Tiere

Kinder schräg gegenüber machten ein bißchen Feuerzauber mit Funkenfontänen, Leuchtkugeln und sprühend pfeifenden Sputniks. Und die hatten einen kleinen Hund dabei (für mich Laien war das ein junger Terrier), der aufgeregt herumlief und ganz nah an eine Batterie herantrippelte, die Leuchtkugel auf Leuchtkugel herausjagte. Er wollte es ganz genau wissen: weshalb da immer noch so ein Leuchtteil herauskommt, ob da nicht vielleicht ein kleiner Kobold drinsitzt. Beäugte und beschnüffelte das Ding, die Kinder riefen vergeblich und mußten ihn wegzerren, damit er sich nicht verbrennt.

Die Wißbegierde von Tieren macht mir Freude. Da gibt es ja noch die Geschichte von Pferden, die morgens auf ihrer Koppel einen großen, bunten Kinderball vorfinden. Natürlich meiden sie erstmal die Ecke, wo das fremde Etwas liegt. Dann kommen sie vorsichtig näher, eines wagt sich witternd vor, tritt mit dem Huf dagegen - huch! der Ball bewegt sich. Vorsichtshalber wieder Abstand nehmen, dann wieder nähern, nochmal treten. Allmählich haben sie den Kick bekommen, sich Tore aufgestellt und begonnen, Fußball zu spielen. Gut, vielleicht habe ich die Begebenheit ein ganz klein wenig ausgeschmückt, aber ich wollte nur sagen, daß die Viecher - alle Viecher - verdammt neugierig sind.

Sonst geht's mir gut. Prost Neujahr!

Linke Vögel hatten Konrad Lorenz in Verschiß getan, aber Graugänse fanden ihn ganz okay.

graugans


Graugänse, Lorenz (r.): "Der ist ganz okay"



Morgens auf dem Weg zur Schulung, noch nicht weiter als mit dem Rad durch parkende Autos geschlängelt, gerade mal die Straße überquert, quakt mich jemand von der Seite an: ein Erpel mit in der Morgensonne schillerndem Gefieder steht auf dem Wagendach eines dunkelblauen Kombi, keinen halben Meter von mir entfernt. Überrascht "Hooo!" gerufen, schon bin ich vorbei, es quakt hinter mir her.

Wie kommt er dorthin, der Erpel - gesprungen wird er nicht sein, geklettert auch nicht, und daß Enten zielgenau auf einer Fläche von einem (1!) Quadratmeter landen können ist mir neu und erfüllt mich mit Respekt; was will er dort - so ein Autodach ist doch einfach nicht entengerecht und Nahrhaftes kann ich auf dem blinkenden Blech nicht entdecken; was quakt er mich an - soll ich ihn vielleicht von seinem Podest herunterhieven, ist der hohe Herr zu bequem zu fliegen?

Nicht dies und nicht jenes und auch kein Anderes weiß ich, nur das Eine: Enten sind ziemlich komische Tiere. Mein Tag beginnt mit guter Laune.

Vor einem Monat, als es noch einmal winterlich kalt wurde (und gar nicht mehr aufhören zu wollen schien), fielen sie mir auf, doch habe ich sie vermutlich schon vorher zusammen gesehen: Herrn und Frau Stockente mit ihrem Hausfreund, einem Erpel ganz in Weiß. Ob unter dessen Vorfahren eine Gans gewesen ist?

Diese Drei sind jedenfalls Kumpels. Ob sie auf dem hartgefrorenen Deichhang lagerten, am Wege Passanten um Brotstücke angingen oder auf dem eisfreien Wasser unter der Brücke umherpaddelten; immer waren sie zu dritt.

Heute sah ich sie wieder, im Anflug auf die "Kleine Weser", Herr und Frau Stockente vorneweg, Herr Weißfeder hinterdrein. Sie wasserten nach Entenart mit Bugwelle, dicht beieinander, wie immer. Ob sie wohl das ganze Jahr über zusammenbleiben werden? Da bin ich mal gespannt.

Immer wieder schön, diese kleinen Beobachtungen am Wasser, und immer sieht man bisher Unbekanntes. Vor einigen Wochen die Balz der Haubentaucher: schwammen vis-a-vis mit ihren spitzen Schnäbeln und kecken Federbüschen und schüttelten abwechselnd den Kopf, als wollten sie sagen "Mit dir nicht" - "Nein, mit dir nicht" - "Quatsch, mit dir nicht" usw. Diskret habe ich mich bald zurückgezogen, ich nehme an, sie haben doch noch zueinander gefunden.

Und neulich die beiden Entenmütter mit ihren jeweils sechs oder sieben Küken. Sind sich zu nahe gekommen, so daß die piepsenden Flausche nicht mehr so genau wußten, welches ihre Familie war. Eines wurde sehr energisch von der einen Ente in den Hals gezwackt und fand dann zu Mutter und Geschwisterschar zurück.

Und die Segler - oder sind das Schwalben? - immerzu in der Luft, immer mit Vollgas unterwegs, eine irrwitzige Kurve nach der anderen, immer dicht überm Wasser oder am Deich längs. Seit zehn Tagen sind sie hier und lassen es sich an der Festtafel der Natur gut gehen.

Und gestern der Angler. Steht da im BW-Kampfanzug am Ufer. Da können sich die Fische aber auf was gefasst machen.

Im Weiher steht ein Reiher
dicht am Uferrand
und linst gespannt
ins Wasser, daß er
frisch nen Fisch erwischt.


Reck!
Schnapp!
Klapp!

- schmeckt.

Daß mir niemand schlecht von Enten redet; das sind sehr erfreuliche Tiere. Aber im Vergleich zu Blesshühnern beinahe langweilig. Allein schon, was diese Dinger an Geräuschen von sich geben! Mal ein leises Rufen, das zum Gekreisch werden kann, mal ein zaghaftes Piepen, das wie der hohe Ton einer Kinderfahrradhupe klingt, dann ein weiches, sehr hohes "Ping", oder ein energisches "Pink" wie der Schlag eines leichten Hammers auf einen Amboss.

Tagsüber staksen sie auch mal am Ufer umher und picken dies und jenes, oder man sieht sie sie auf dem Wasser mit einem Blatt im Schnabel. Ja, weshalb ein Blatt? Ich weiß es auch nicht. - Sie gehören wohl zur Familie der Schreitvögel, obwohl sie Hühner heißen, können nicht fliegen und sind keine besonderen Schwimmer.

Unter ihnen ist immer Unruhe, und manchmal gehen sie aufeinander los. Wähnt sich ein Blesshuhn bedroht, läuft es flügelschlagelnd einige Meter geschwind übers Wasser. Den Wanderer in stiller Nacht kann solch ein aufgescheuchtes Huhn durch seine plötzliche und hektische Bewegung ganz schön erschrecken. Oft hocken sie Nachts in Kolonien auf Bäumen, deren Geäst tief über dem Wasser hängt. Das ist ein rührender Anblick: dunkle, aufgeplusterte Knäuel; dicht beieinander und wie Pompons an den Ästen aufgereiht. Dann sind sie endlich mal ruhig, die flatterhaften Teile.

Davon abgesehen wirken Enten im Vergleich zu Blesshühnern viel gelassener und verständiger, ihr Quaken und Schnattern viel menschlicher, ihr Gehabe weniger fremd. Daß mir also niemand schlecht von Enten redet.

 

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