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sera napolitana

Ruhmreicher SSC Neapel. Unter Führung der Stadt Mailand hatte sich ganz Italien verschworen, Napoli nie nie nie nie niemals italienischer Meister werden zu lassen. Doch dann kam Armando Diego Maradona, kam, sah und siegte - und die Fans danken es ihm immerfort. Geistert heute Maradona durch die Nachrichten, so als kokainverschnupftes Dickerchen am Rande des Finales, auf dem Weg in die wahre Ewigkeit. Und der SSC Neapel hat nicht mal mehr eine Lizenz für die zweite Liga erhalten.

Bremer, präziser die Fans des SV Werder Bremen, erinnern sich genau an den Beginn des Untergangs sowohl des Spielers Maradona als auch des Vereins SSC Neapel. Ich will nicht unnötig darauf herumreiten und verweise nur auf die dritte Runde im UEFA-Cup 1989/90. Es war ein Schlachtfest, soviel sei gesagt. Die beiden Spiele würde ich mir jederzeit wieder ansehen, wie damals, am TV-Gerät. Otto Rehakles war Trainer, Thomas "Quasselstrippe" Schaaf rechter Verteidiger. - Ich mein, wer ist schon dieser SSC Neapel. Maradona - die Nase Gottes?

So, schon nach ein Uhr, sehe ich. Regie, haben wir noch einen Beitrag? Alles gesendet? Ja, ich bin auch ziemlich müde. Also machen wir Feierabend. Das war's dann. Hiermit endet der Themenabend Neapel. Danke für's - äh - hm - na ja, da nich für. Gute Nacht.

Jetzt sollte es eigentlich um den Vesuv gehen. Da gibt's ne Seite mit weiteren Verweisen - also hier - und dann endlich mal ein gutes Foto mit Blick über Neapel auf den Vesuv. Für den Laien (also für mich) sieht jede Wolke über dem Vulkan aus, als sei gerade ein Ausbruch im Gange. Ist eventuell auch Sensationslust.

Aber dann entdeck ich - da sehe ich - ich bin ja so was von empört! - da schreibt einer bei mir ab! Fast wortwörtlich! Na warte, der kriegt Post von meinem Anwalt, dagegen ist der Vesuv ein Waisenknabe. Ooooo hot lava, reeeed hot lava - Oooo look out, it's about to erupt!

(1977 veröffentlicht) ist in Deutschland unter dem Titel "Also sprach Bellavista" ein kleiner Hit gewesen, allerdings erst Mitte der 80er, nachdem der Jahrhundertroman (bah! klingt das abgegriffen, doch hier stimmt es einmal) "Der Name der Rose" ein großes Interesse an zeitgenössischer italienischer Literatur geweckt hatte. Luciano De Crescenzo hat mit Witz aus dem Alltag der Neapolitaner eine eigene Philosophie abgeleitet, die ich aber weit weniger ernst nehme als die vielen schönen Anekdoten, die ironischen Jubelarien auf das Leben in Neapel.

Angeblich ernähren sich seit Generationen 1 Million Neapolitaner von 1000 bezahlten Stellen. Der Hausmeister bezahlt von seinem Gehalt einen Ersatzhausmeister, der wieder einen Vizeersatzhausmeister unterhält. Einer, der von einem Bautischler beschäftigt wird, der momentan arbeitslos ist, bezeichnet sich als Unterarbeitslosen. Es gibt die abenteuerlichsten Berufe, Dienstleistungen und Gaunereien. Wo immer eine Diskussion anhebt, oder noch besser ein Streit, eilen Neugierige hinzu und zollen dem besseren Redner Beifall. Es gibt eine fortwährende Anteilnahme in allen Lebenslagen.

Die Kunst der Komödie

"Signora, Sie müssen noch eine Fahrkarte lösen."
"Warum muß ich noch eine Fahrkarte lösen?"
"Für den Jungen."
"Für welchen Jungen denn?"
"Den da, der neben Ihnen steht."
"Und den nennen Sie einen Jungen. Sehen Sie denn nicht, daß das ein Kleinkind ist, noch nicht einmal neun Jahre alt!"
"Von mir aus nennen Sie es auch Kleinkind, aber da dieses Kleinkind über einen Meter groß ist, braucht es eine Fahrkarte, wenn es mit dem Bus fahren will."
"Über einen Meter, über einen Meter, das ist doch wohl ein Scherz! Der ist doch keine siebzig Zentimeter groß!"
"Signora, ich merke schon, Sie sind heute morgen aufgestanden und haben sich gesagt, denen zeig ich's mal. Der Junge, das Kleinkind oder wie immer Sie es nennen wollen, überragt mit dem Kopf diese Eisenstange hier, und die ist einen Meter hoch, also braucht er eine Fahrkarte."
"Jesus Maria, in was für Situationen man kommt! Sehen Sie denn nicht, daß der Junge sich auf die Zehenspitzen gestellt hat und daß er daher größer wirkt?" erwidert die Signora und drückt dabei ihrem Sohn mit einer Hand so lange den Kopf unter die Eisenstange, bis er darunter bleibt. "So duck dich doch, Cicci!"
"Genug jetzt, Signora. Was haben Sie sich bloß vorgestellt! Sollen wir hier noch ewig herumpalavern! Entweder zahlt der Junge jetzt seine Fahrkarte, oder er steigt aus, ist das klar?"
"Und Sie würden so ein Kleinkind einfach allein auf die Straße setzen?"
"Ist das vielleicht mein Kind! Dann steigen Sie doch mit aus!"
"Ich? Ich habe doch meine Fahrkarte gekauft."
Während der ganzen Diskussion hat sich der Bus keinen Meter fortbewegt. Er steht mit offenen Türen da, bis geklärt ist, ob der Junge nun eine Fahrkarte lösen muß oder nicht.
"In welchem Land befinden wir uns eigentlich", protestiert ein Herr mit deutlich norditalienischem Akzent. "Fahren Sie nun endlich ab oder nicht?" fragt er den Fahrer. "Und Sie, Signora, Sie können sich wohl vorstellen, daß es auch noch Leute gibt, die arbeiten? Wir können doch nicht alle solange warten, bis Sie sich entschließen, fünfzig Lire für eine Fahrkarte herauszurücken. Wissen Sie was, hier haben Sie fünfzig Lire, und jetzt kaufen Sie endlich eine Fahrkarte für Ihren Sohn!"
"Ja wo sind wir denn, was nimmt sich denn der heraus!" schreit nun die Signora und deutet auf den Mailänder. "Der will mir die Fahrkarte zahlen", sagt sie, an alle Anwesenden gewandt. "Wenn das vielleicht nicht aufdringlich ist! Wenn ich will, kann ich ihm hundert Fahrscheine kaufen!" Und an den Herrn gewandt, fährt sie fort: "Sie können von Glück sagen, daß mein Mann nicht dabei ist und ich hier als arme Frau allein gegen alle diese Männer aufkommen muß, sonst weiß ich wirklich nicht, wo diese fünfzig Lire gelandet wären! Jesus Maria und Heilige Anna, was man wegen so eienr lumpigen Fahrkarte durchmachen muß!"
"Also gut, Signora", schreit der Fahrer von seinem Fahrersitz aus. "Sie bekommen jetzt recht, aber beim ersten Polizisten, den ich sehe, halte ich an, und dann werden wir ja sehen, ob Sie aus dem Bus aussteigen oder nicht!"
Daraufhin schließt der Fahrer die Türen und will gerade abfahren, als ein Sturm des Protestes unter fast sämtlichen Fahrgästen losbricht.
"Halt, halt!"
"Was ist denn jetzt noch los!" fragt der Fahrer.
"Wir sind doch nur eingestiegen, um zuzuhören."


Ääh, Regie, wo sind wir? Ah - ah ja, danke. Also, Italienische Reise, Folge 26. MAZ ab!

Nu, im Zeitalter des Massentourismus dürfen hier Verweise auf einige Sehenswürdigkeiten nicht fehlen. Doch zunächst ein bißchen Werbung für meine Sponsoren.
Capri-Sonne
Camorra

Ganz klar, wenn du Neapel gesehen hast und nicht gestorben bist, mußt du Capri und die Blaue Grotte sowie Pompeji besuchen. Das lohnt sich für dich - sowas gibt's bei dir zuhause nicht! - und es lohnt sich für die Touristikunternehmen.

Und was ist mit Ischia? Also, da bin ich vorsichtig. Neugierig habe ich mir ein "Wechselwirkendes Diagramm" von Ischia geladen, dessen Wechselwirkung sich mir aber nicht recht erschließen will. Man findet dort Hotels und so weiter, interessanterweise auch "Benzinpumpe" und - "Busanschlag". Ich rate nicht ab, aber ich empfehle Ischia auch nicht. Man kann nicht vorsichtig genug sein.

Neapel nimmt im deutschen Schlager der 50er und frühen 60er Jahre eine Sonderstellung ein, hatte ich geschrieben. Der Strand, das Meer, die Sonne, die Fischer, der Hafen, die Palmen, der Mondschein und immer amore (mit Tino, Beppo, Angelo oder was weiß ich mit wem) wurde noch und nöcher besungen, stand in meinen Notizen. Und weiter: Die italienischen Gastarbeiter, vom Wirtschaftswunder zuhauf angelockt, erfreuten sich da weit geringerer Beliebtheit. Daraus lernen wir, daß man die Ferne schätzt, solange sie in der Ferne liegt, sie aber schnell als zu nah empfindet, wenn sie näher rückt.

Doch dann schlug ich "Das große Schlagerbuch" auf (Rogner&Bernhard 1978, Herausgeberin Monika Sperr) und siehe, meine Gewißheit war dahin. "Capri-Fischer" ist von 1946, aber immerhin, "Zwei kleine Italiener" stammt aus dem Jahr 1962. Etwas früher trällerte auch Connie Francis "Napoli". Aber ...

"Tulpen aus Amsterdam", "Ganz Paris träumt von der Liebe", "Weiße Rosen aus Athen", "Arrividerci Roma" uns so weiter; starke Konkurrenz für Neapel, ja, sogar Sankt Pauli drängte sich nach vorn, natürlich dauernd auch die USA. Das Girl hieß Cindy und wollte einen Cowboy als Mann, um in das alte Haus von Rocky-Docky einzuziehen etc. pp.

Und doch - was ist das alles gegen Neapel! Zwei kleine Italiener, die träumen von Napoli ... und vom Film?

Wem fiele zu Neapel nicht sofort eine ganze Liste interessanter Dinge ein: Ischia und Capri, die blaue Grotte, der Vesuv, der Hafen, die Camorra, deutsche Schlager, die vielen Heiligen, die Verwandlung von Wasser in Blut, "Also sprach Bellavista", der SSC Neapel, Pompeji und Herculaneum - und alles, was mir auf die schnelle nicht eingefallen ist; viel mehr, als an einem Abend zu bewältigen wäre, also habe ich ein bißchen vorgearbeitet. Die neuen Folgen von "Italienische Reise" werden per MAZ zugespielt, zum deutschen Schlager und zu De Crescenzo gibt es einige Notizen, ansonsten kann hier alles mögliche zur Sprache kommen, vielleicht gibt es da auch Leserwünsche.

Zur Einstimmung einige Links:
Spaghetti Napoli
Pizza Napoli
Kommune Neapel
Landkarte
Reiseführer (kommerziell)
Reiseführer (privat)
Wikipedia

Und nun folgt Episode 23 der italienischen Reise, dazu und für die nächsten Stunden gute Unterhaltung. MAZ ab!

 

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