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zickezacke

Was ist da neulich meinem Kumpel passiert: es klingelt an der Tür, er öffnet, und ein Maskierter bläst ihm ein helles Pulver ins Gesicht. Die Freundin, neugierig, kommt hinzu - Puuuuust! - und wird auch bestäubt. Später erzählte sie, der Typ habe so ein rotes Eishockey-Shirt mit dem Aufdruck "CCCP" getragen. Weiß heute niemand mehr, was das bedeutet, aber wir Altnazis kennen das noch: Union der Sozialistischen Sowjet-Republiken, kurz UdSSR. Oh, da droht Unheil.

Jedenfalls, der Typ verdünnisiert sich sofort. Der Kumpel und die Schnalle haben keine Zeit, sich groß zu säubern; sie wollen shoppen, snacken, und dann haben sie noch ein Meeting. Unterwegs - der Wind, der Wind, das himmlische Kind - weht ihnen Körnchen um Körnchen das Pulver aus Haar und Kragen. Es verbleiben Spuren auf dem Gehweg, auf den Türgriffen des (naja, das Fabrikat kann ich hier schlecht nennen nicht?) Autos, in der Mall, im Restaurant. Sogar der Polizist, der ihnen im Park begegnet, bekommt noch eine Ladung ab.

Jetzt kommt der Clou: dreieinhalb Stunden nach dem Blasangriff des Unbekannten setzt die Wirkung des Pulvers ein. Kumpel, Schnalle und Polizist verlieren gleichzeitig die Nerven, zucken herum und werden komatös. Schnallen, von Natur aus zu Hysterie neigend, stecken so etwas leichter weg. Also, Schnalle geht's inzwischen vergleichsweise gut, und sie hat eine Täterbeschreibung geliefert. Im Verbrecheralbum der Kripo hat sie einen Typen identifiziert, der wie ein Klon von Putin aussieht [Geheiminformation].

Was lernen wir daraus? Der Russe hat ein Nervengift entwickelt, das irgendwie durch Zeitzünder aktiviert wird. Irgendwo ganz böse. Da ist ein Shitstorm fällig. Und wehe, wenn da irgendwer nicht mitmacht.

Beweise? Wozu, der Fall ist doch klar!

Als ich las, der Mörder des 84-jährigen Priesters in Frankreich sei mit einer Fußfessel ausgestattet gewesen und dennoch der Polizei durch die Finger geschlüpft, dachte ich spontan: das gibt's doch gar nicht, da hat doch einer dran gedreht. Dann fiel mir aber die damals geheimgehaltene Geschichte ein, die heute in öffentlich zugänglich gemachten Akten nachgelesen werden kann; daß nämlich das FBI 1977 in letzter Sekunde ein Attentat auf Präsident Carter verhindern konnte. Ein blinder Scharfschütze, der statt Sehvermögen ein spektakulär gutes Gehör hatte, wurde von Agenten der Behörde erschossen, kurz bevor er den Finger am Abzug krümmen konnte. Im Nachhinein fragt man sich, was ihm die Fähigkeit, noch auf dreihundert Meter Entfernung einzelne Stimmen in einer Menge identifizieren zu können, bei einer per Mikrophon über Lautsprecher gehaltenen Rede hätte nutzen können, doch es steht so in den Akten, also war es so. Der Attentäter hatte wohl einen starken Glauben an sich. - Doch, die Geschichte ist wahr!

Allmachtphantasien

Es sagte Goethe einst zu Schiller
Fritz spiel auf meiner Flöte Triller
doch Schiller Goethe Antwort gab
du gehst zu Lotte ich ins Grab

worauf der Goethe ganz verdrießlich
zu Schiller sagt ich spieß dich
auf meine Flöte auf geschwind
und Lotte mache ich ein Kind

Wie Doktor Faust dem Plagiat widerstand

Es sagte Einstein einst zu Faust
daß du die Relativität nicht klaust
die Theorie ist meine
darum ist sie nicht deine

Darauf sagt' Faust zu Einstein
es müßt' mein Herz aus Stein sein
die Relativität ist kein Plaisier
drum lasse ich sie gerne dir


Ein Missverständnis

Es sagte Beethoven zu Bach
hör, mein Gehör läßt nach
ich bin so taub als wär ich blind
oh zeig mir wo die Höhen sind

Bach sprach darauf zu Beethoven
bevor du blind wirst sollt'st du schwofen
mit Gastwirt Meiers drallem Gör
greif zu und schenk ihr dein Gehör

Projektbesprechung in der Kampagnenagentur.
Chefin: "Orlandomäßig, wie teasern wir das?"
Projektleiter: "Wie immer wollen wir maximale Identifikation. Unser Favorit ist 'Wir sind alle schwul' in Anlehnung an 'Wir sind Charlie' etc."
Chefin: "Erstens bin ich nicht schwul, und zweitens ist wohl die Bevölkerung gendermäßig noch nicht so weit, sich damit zu identifizieren."
Projektleiter: "Okay. Wir haben alternativ 'Wir sind alle schwul-lesbisch' ..."
Chefin: "Das kann doch niemand aussprechen!"
Projektleiter: "oder 'Wir sind alle lesbisch-schwul'".
Chefin: "Das kann doch überhaupt niemand aussprechen!"
Projektleiter: "Aber wegen der Identifikation..."
Chefin: "Nee, das funktioniert nicht. Habt ihr sonst noch was in petto?"
Projektleiter: "Ja, da gab es noch zwei Ansätze. Der eine ist 'Du bist gemeint' ..."
Chefin: "Ah, schon besser!"
Projektleiter: "und 'Wir sind Orlando'", auch wegen der Doppeldeutigkeit."
Chefin: "Na bitte, das ist es. 'Wir sind Orlando', das zieht. Noch irgendwas mit Regenbogenfahnen, um es abzurunden. Und stopft den Idioten das Maul, die von 'unschuldigen Opfern' faseln - das klingt nach verkappten Schwulenhassern, meine Fresse nochmal. Ich hab ja gleich gesagt, der Typ war dort Stammkunde und wurde wegen seines Jähzorns ausgegrenzt, mehr ist da nicht dran. Nicht übertreiben, wißt ihr doch. Die Lüge muß glaubwürdig sein, sonst glaubt das niemand. 'Wir sind Orlando', da steigen auch die Linken drauf ein, sehr gut, das machen wir. Fragt doch mal bei Lady Gaga an, ob die nicht einen passenden Song hat, so wie Alejandro, ihr wißt schon, (grummelt) Ale-Ale-jandro."
Projektleiter: "Ale-jandro, alle Orlando, klar, Gaga fragen. Jawoll, Gaga, geht in Ordnung."

Vorhin, im Kulturcafé, beim Tagesmenü, du weißt schon, alles vegan, da quatscht mich so ein Alter an, voll überlegen, echt Herrenmensch, ey, voll der Nazi: "Ich hab gelesen, es gibt jetzt auch vegane Kleidung." Und dabei so freundlich getan.

"Ey Alter," sag ich, "die gibt das schon lange, und das haben wir uns erkämpft." - "Dann gibt das wohl bald auch vegane Smartphones?" Da bin ich ausgetickt: "Wenn die vegane Revolution erst siegreich ist, dann wirst du schon sehn, Alter. Und mit den Vegetariern, diesen Verrätern, werden wir auch aufräumen!"

Der machte immer noch auf freundlich: "Sind ihre Eltern Vegetarier?" - Sag mal, woher kann der das wissen, ist der bei der Polizei oder so?

Jahr um Jahr komme ich während der Fahrradsaison mehrmals an einem Dutzend neuer Einfamilienhäuser vorbei (die inzwischen nicht mehr ganz so neu sind) und dem gegenüberliegenden Abenteuerspielplatz, einst etepetete, heute vom Gammel bedroht. Dort waren nie Kinder zu sehen, so daß ich Jahr um Jahr fragte, weshalb nie Kinder auf diesem Spielplatz sind. Endlich weiß ich es: diese Kinder sind kleine Bestien, die nur in strengem Arrest gehalten werden dürfen, aber gelegentlich doch ausbüxen. Deshalb gibt es eingangs der Siedlung jetzt ein Hinweisschild für Ortsunkundige: Achtung, Kinder!

Wir sahen ein video to brain, einen Lehrfilm also, der für eine Zigarettenpause unterbrochen wurde. Danach lief der Film weiter, aber nicht von der Unterbrechung an, sondern setzte ein paar Minuten vorher ein. Darauf Peter: "Ich hab gerade ein dejá vu." Ich drehte mich zu ihm um: "Das hast du vorhin auch gesagt, genau an derselben Stelle."

Bombenanschlag auf ein Polizeirevier im türkischen Gaziantep, ein Polizist stirbt. Dazu SpOn: "Erst vor gut einer Woche hatte Bundeskanzlerin Merkel die Stadt besucht."

Neulich hatte ich wieder einen dieser bescheuerten Träume, die man sich nur zu erzählen traut, wenn eine Dicki-Maske für Anonymität sorgt, echt! Da bat mich so eine Zuckerbiene, mit der ich traumweise zusammenlebte, Karten für das Pussy Riot-Konzert zu besorgen.

"Willst du nicht lieber zu den 'drei Schlunzen' gehen?" fragte ich. Sie: "Ich dachte Pussy Riot seien für dich 'Die drei Schlunzen', du Anchovi". Bevor mir der Traum eine geharnischte Erwiderung erlaubte, stand ich schon an der Abendkasse vom 'Aladin Sane' und war unsicher, ob ich nun Karten für Freitag - Die drei Schlunzen - oder Sonntag - Pussy Riot - kaufen sollte. "Was ist," sagte der Kassenmann, "willst du rein oder nicht; 33,45 hier und heute." Salman Rushdie's Russian Mission las ich auf dem Anschlag und rief "Da ist das Geld" und eilte hinein.

Erstmal hatte ich die Mission pissen, aber auf "Herren" waren die Kabinentüren ausgehängt, unterm Pissoir winselte jemand "strull mich voll, mach mich nass" und überall fickten schwule Jungs mit Sonnenstudiobräune und martialischem Haarschnitt, die mich Schwanzlutscher und Arschficker nannten, sobald sie mich erblickten. Deshalb probierte ich "Damen" und sah und hörte niemand außer ein bißchen Heterogestöhn aus der Nachbarkabine. Erleichtert kehrte ich in den Saal zurück, bewunderte das Ordnungspersonal in seinen schicken schwarzen Uniformen mit dem durchgestrichenen Hakenkreuz, und ließ mir einen Gay Piranha mixen. Dann fing auch schon der Auftritt an.

Salman Rushdie hat (jedenfalls für meinen Geschmack) ein paar gute Sachen geschrieben, aber inzwischen ist er ne fette Sau geworden, das war mein erster Eindruck. Dann bemerkte ich, daß er ein Roboter 'Made in Japan' ist, davon abgesehen wie eine dieser schlechten Nachbildungen von Madame Tussaud's aussieht und in deutscher Sprache singt. Als Einstieg einen Tanzknaller von 1976, aber mit derart renitentem Text, daß ich fluchte: "Ai Wei Wei, wenn jetzt alle diese hochdissidenten Künstler auf Russlandkurs gehen, dann wird die Koalition der Willigen den Legionen von Willigen empfehlen, Russlands flotten Vladi zum neuen Hitler zu krönen, und dann..."

Die schiere Wucht des Songs, der jetzt "In Russland" heißt, ließ mich nicht zuende fluchen. "Putin hat das Volk versklavt!" legte der Rushdie-Robot los, "doch es ist nicht länger brav!" Hört hört. "Männer Frauen einerlei, hört mich an und kommt herbei: Pornographie-ie ma-acht freeei-freeei-freeeeeei: in Russland!"

Kaum hatte ich den ersten Buh-Ruf getan, schleiften mich zwei der Flüchtlinge, die man auf Ein-Euro-Basis in diese schicken schwarzen Uniformen mit dem durchgestrichenen Hakenkreuz gesteckt hatte, ins Kellergeschoß. Wer ich sei, fragten sie in fremder Zunge. "Je suis Dicki!". - "Ali, buma ye," sagten beide zu einem dritten, einem brat with a baseball bat, und ich beeilte mich mit dem Erwachen. - Das war knapp.

 

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