Was ist Emanzipation wert, wenn sie alle Werte aufgibt; wenn ihr Ziel nur noch die Gleichstellung der Frau in der Gesellschaft und nicht mehr die Veränderung dieser Gesellschaft ist? Jaaa, sagen jetzt die ganz Schlauen, die Gleichstellung der Frau verändert doch die Gesellschaft! Mag sein, sage ich, zuerst muß sich die Frau aber der Gesellschaft anpassen, um unter den heutigen Umständen ihre Gleichstellung zu erreichen - sie wird dann trotzdem noch als Mensch zweiten Ranges gelten -, und erzählt mir nicht, sie müßte dazu nicht härter, kälter und fieser sein als die Männer, denen sie gleichgestellt sein will; und erzählt mir erst recht nicht, daß das nur Maskerade sei, mit der der Mann getäuscht wird und die die Frau locker von sich wirft, und siehe: die Welt ist ein Blumenmeer.
"Wir sind Kanzlerin!" ruft Frau Schwarzer freudetrunken. Aber wird sie noch begreifen können, daß weder werktätige, arbeitslose und in Rente gegangene Männer noch die schlechtergestellten Frauen, nicht zu vergessen die Hausfrauen, sich nicht für die Kanzlerin Merkel begeistern, einfach weil Frau Merkel die Fortsetzung des Sozialabbaus garantiert? Dabei lasse ich noch die Frauen gehören an den Herd-Bestrebungen ihrer Kumpane männlichen Geschlechts unberücksichtigt. Es fällt mir schwer zu glauben, daß Frau Schwarzer 35 Jahre darum gerungen haben soll, eine Kanzlerin um jeden Preis zu bekommen. Ging es der Frauenbewegung darum, daß eine Frau die Positionen der Wirtschaftsmacker vertritt und durchsetzt? Spielt es keine Rolle, was in der Packung drin ist, solange nur auf dem Etikett das steht, was wir uns wünschen?
Amüsiert habe ich mich aber doch mit der neuen Ausgabe der EMMA. Auf Seite 109 berichtet eine Kunststudentin von ihrer Aktion in der letzten Woche vor der Wahl. Rund um den Reichstag klebte sie Plakate, ein Portrait Alice Schwarzers zeigend, mit der Aufschrift "Alice Schwarzer als Kanzlerin". Wir sind Kanzlerin, gell, Alice?
"Wir sind Kanzlerin!" ruft Frau Schwarzer freudetrunken. Aber wird sie noch begreifen können, daß weder werktätige, arbeitslose und in Rente gegangene Männer noch die schlechtergestellten Frauen, nicht zu vergessen die Hausfrauen, sich nicht für die Kanzlerin Merkel begeistern, einfach weil Frau Merkel die Fortsetzung des Sozialabbaus garantiert? Dabei lasse ich noch die Frauen gehören an den Herd-Bestrebungen ihrer Kumpane männlichen Geschlechts unberücksichtigt. Es fällt mir schwer zu glauben, daß Frau Schwarzer 35 Jahre darum gerungen haben soll, eine Kanzlerin um jeden Preis zu bekommen. Ging es der Frauenbewegung darum, daß eine Frau die Positionen der Wirtschaftsmacker vertritt und durchsetzt? Spielt es keine Rolle, was in der Packung drin ist, solange nur auf dem Etikett das steht, was wir uns wünschen?
Amüsiert habe ich mich aber doch mit der neuen Ausgabe der EMMA. Auf Seite 109 berichtet eine Kunststudentin von ihrer Aktion in der letzten Woche vor der Wahl. Rund um den Reichstag klebte sie Plakate, ein Portrait Alice Schwarzers zeigend, mit der Aufschrift "Alice Schwarzer als Kanzlerin". Wir sind Kanzlerin, gell, Alice?
Dicki - am Di, 25. Oktober 2005, 0:03 - Rubrik: Nachtgesaenge
somlu meinte am 25. Okt, 18:47:
"Ging es der Frauenbewegung darum, daß eine Frau die Positionen der Wirtschaftsmacker vertritt und durchsetzt? Spielt es keine Rolle, was in der Packung drin ist, solange nur auf dem Etikett das steht, was wir uns wünschen?"Nein, vor allem schon deshalb, weil es DIE Frauenbewegung nie gab. Sie war nie ein monolithischer Block, in dem alle gemeinsam am gleichen Strang gezogen haben.
Schon in der sogenannten alten Frauenbewegung gab es deutliche Differenzierung zwischen sozialistisch und bürgerlich orientieren Frauenbewegten. DAs war ab der 70er nicht viel anders. Es gibt Frauen, die sich im bestehenden System um Gleichstellung bemühen, was auch öffentlich am meisten rezipiert wurde. Wobei viele Frauen dies sehr wohl als klare politische Strategie im herrschenden System betrachtet haben und dahinter oft viel mehr stand, das aber aus strategischen Gründen nicht in den Vordergrund gestellt wurde. Daneben gab und gibt es auch genug Strömungen. Eine Einsicht ist sicher, dass das "Patriarchat" nicht nur für Frauen von Nachteil ist. Die Trennung von öffentlicher und privater Sphäre enthält auch Männern Lebensbereiche vor, die für sie bereichernd und ihre Entwicklung als Menschen notwendig wären.
Was Alice Schwarzer angeht, ich sag es mal so, Alice Schwarzer ist nicht DIE Repräsentatin DER Frauenbewegung. Ihre Haltung finde ich gruselig und ungeheuerlich albern.
Aber es ist doch immer gut, eine Vertreterin zu haben, die sich auch als Prjektionsfläche für die öffentliche Diskussion eigenet. Denn solange Alice Schwarzer in der öffentlichen Rezeption als DIE Vertreterin DER Frauenbewegung angesehen wird, lassen sich bestimmte Themen auch hübsch ignorieren oder unter den Teppich kehren. Auch im Fall Schwarzer und die Kanzlerin benutzt man dies doch auch gerne, die Frauenbewegung im Allgemeinen zu diskreditieren (weil es einfach zu lächerlich ist, sich für Merkel ausschließlich wegen ihres biologischen Geschlechts einzusetzen und nicht wegen ihrer Inhalte), weil andere Feministinen öffentlich nicht zu Wort kommen.
Dicki antwortete am 26. Okt, 15:19:
Die Fragen waren rein rhetorisch (und eher an Alice selbst gerichtet), aber danke für die ausführlichen Anmerkungen.
hweblog antwortete am 26. Okt, 17:59:
Solange Alice Schwarzer öffentlich angesehen wird, gibt es in der öffentlichen Bewußtsein noch eine Frauenbewegung. Danach aber nicht mehr. Das ist die Katastrophe. Und daran sind nicht nur die Männer schuld.
somlu meinte am 27. Okt, 20:32:
Das sehe ich ein bischen anders. Vielleicht würden dann mal ein paar andere Stimmen zu Wort kommen.