Heute in meiner Qualifizierungsmaßnahme:
Bevor es an das eigentliche Lernen geht, müssen wir zunächst Kommunizieren und Lernen lernen. In Teams erarbeiten wir uns mittels brainstorming etc. das Wesentliche zu den Themen Lernen, Stress und Kommunikation, präsentieren die Ergebnisse, und gucken einen Film (aus der Reihe "Alpha" des BR), in welchem uns Experten über Kommunikation auf der Sach- und der Beziehungsebene aufklären. Experten, die als selbständige Managementberater eigene Institute unterhalten, beispielsweise ein "Institut für gehirngerechtes Arbeiten"(dessen Leiterin seit 1970 hier und da wirkt). Ein anderer Experte (dunkelblauer Anzug, weißer Kragen, leuchtendblaue Weste, grellgelber Schlips), ebenfalls Institutsbetreiber, schildert aus seinen Seminaren: "Wo sehen Sie mich, frage ich an der Stelle, und eine beliebte Antwort ist 'zwei Meter vor mir'. Das ist falsch, sage ich dann, Sie sehen mich in Ihrem Gehirn." Das erläutert er mit weiteren Sätzen, während er sich vorbeugt und die Kamera fixiert, als wolle er hinenkriechen - in den Zuschauer. Spontaner Ekel schüttelt mich. Seine Körpersprache teilt mir mit, daß er Macht über mich haben will, und ich weiß, daß er gewohnt ist, Menschen zu manipulieren. Wenigstens dauert diese vorgebliche Wissenschaftssendung nur eine halbe Stunde.
Wir hören danach etwas über "Transaktionsanalyse", erfahren vom "Vier-Ohren-Modell", grausige Sprechblasen wie "kommunikative Kompetenz" und "effektives Kommunizieren" werden uns entgegengeschleudert. Seltsam, denke ich, daß alle Erklärungen und Erläuterungen des Dozenten sich fast ausschließlich an maschinelle Vorgänge anlehnen. Wo bleibe ich, wo meine Mitmenschen in dieser Art von Kommunikation, der business-bezogenen? Hat der Dozent, haben diese Experten ein mechanistisches Weltbild? Weshalb ist in den "Kommunikationsmodellen" nicht von Überzeugen, Erklären und Verstehen die Rede, als von Leistungen, die die am Gespräch beteiligten Personen aufzubringen haben? Weil, so meine Antwort, es in der Konsequenz nicht um Verständigung geht, sondern um Aufschwatzen, Aufdrängen und Manipulieren. Zu diesen Zwecken werden "Gesprächstechniken" und "Körpersprache" trainiert. Es geht um "effiziente Kommunikation", es geht um Macht. Hat ein gesunder Mensch das nötig?
Bevor es an das eigentliche Lernen geht, müssen wir zunächst Kommunizieren und Lernen lernen. In Teams erarbeiten wir uns mittels brainstorming etc. das Wesentliche zu den Themen Lernen, Stress und Kommunikation, präsentieren die Ergebnisse, und gucken einen Film (aus der Reihe "Alpha" des BR), in welchem uns Experten über Kommunikation auf der Sach- und der Beziehungsebene aufklären. Experten, die als selbständige Managementberater eigene Institute unterhalten, beispielsweise ein "Institut für gehirngerechtes Arbeiten"(dessen Leiterin seit 1970 hier und da wirkt). Ein anderer Experte (dunkelblauer Anzug, weißer Kragen, leuchtendblaue Weste, grellgelber Schlips), ebenfalls Institutsbetreiber, schildert aus seinen Seminaren: "Wo sehen Sie mich, frage ich an der Stelle, und eine beliebte Antwort ist 'zwei Meter vor mir'. Das ist falsch, sage ich dann, Sie sehen mich in Ihrem Gehirn." Das erläutert er mit weiteren Sätzen, während er sich vorbeugt und die Kamera fixiert, als wolle er hinenkriechen - in den Zuschauer. Spontaner Ekel schüttelt mich. Seine Körpersprache teilt mir mit, daß er Macht über mich haben will, und ich weiß, daß er gewohnt ist, Menschen zu manipulieren. Wenigstens dauert diese vorgebliche Wissenschaftssendung nur eine halbe Stunde.
Wir hören danach etwas über "Transaktionsanalyse", erfahren vom "Vier-Ohren-Modell", grausige Sprechblasen wie "kommunikative Kompetenz" und "effektives Kommunizieren" werden uns entgegengeschleudert. Seltsam, denke ich, daß alle Erklärungen und Erläuterungen des Dozenten sich fast ausschließlich an maschinelle Vorgänge anlehnen. Wo bleibe ich, wo meine Mitmenschen in dieser Art von Kommunikation, der business-bezogenen? Hat der Dozent, haben diese Experten ein mechanistisches Weltbild? Weshalb ist in den "Kommunikationsmodellen" nicht von Überzeugen, Erklären und Verstehen die Rede, als von Leistungen, die die am Gespräch beteiligten Personen aufzubringen haben? Weil, so meine Antwort, es in der Konsequenz nicht um Verständigung geht, sondern um Aufschwatzen, Aufdrängen und Manipulieren. Zu diesen Zwecken werden "Gesprächstechniken" und "Körpersprache" trainiert. Es geht um "effiziente Kommunikation", es geht um Macht. Hat ein gesunder Mensch das nötig?
Dicki - am Di, 29. November 2005, 19:47 - Rubrik: in eigener Sache
somlu meinte am 30. Nov, 09:56:
Willst nen Bogen Bullshitbingo mitnehmen? http://www.hirschbeutel.de/bullshit_bingo.html
Dicki antwortete am 30. Nov, 16:35:
Sehr schön, danke!
fely meinte am 2. Dez, 09:29:
Zustimmung
Zitat:Zu diesen Zwecken werden "Gesprächstechniken" und "Körpersprache" trainiert. Es geht um "effiziente Kommunikation", es geht um Macht. Hat ein gesunder Mensch das nötig?
Leider ja, es sei denn, wir halten alle Führungskräfte für krank*, weil sie die meiste Kraft für Machtkämpfe aufbringen müssen.
Zum Glück für die Gesellschaft sind solche Seminare jedoch wirkungslos, weil der Mensch sein Verhalten höchstens nach einem dramatischen Erlebnis ändern kann. Die gelernten „Techniken“ sind in der Praxis schnell vergessen. Schade nur um die vergeudete Zeit und um die entstehende Frustration, die irgendwann auch den gesundesten Menschen krank macht…
* Vielleicht ist diese Annahme gar nicht so verkehrt?
Dicki antwortete am 2. Dez, 16:46:
Für "krank" (Umgangssprache) halte ich alle Leute, die von "Humankapital" faseln und für die Menschen eben offenbar nicht als Menschen existieren, sondern als mobile Ansammlung wirtschaftlicher Teilaspekte, die es zu verplanen gilt.