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Neulich hatte ich ein kleines Büchlein beim Wickel, gefüllt mit "zwei Dutzend Entrüstungen" - ganz recht: Joseph v. Westphalen, von dem sich Max Goldt das eine oder andere abgekuckt hat (Goldt insgesamt natürlich eleganter, aber dann auch wieder vulgärer). Vor 15 Jahren zuletzt gelesen, jetzt mehr so durchgeblättert, hier und da eingestiegen, z.B. bei dieser Entrüstung:

"Es gibt Geständnisse, die Lähmung und Entsetzen verbreiten."

Das fängt schon mal gut an. Ich bin Kommunist, ich bin Anarchist, und daß das heute keinen Schwanz mehr krümmt äh kümmert.

"Ich kenne nur eine politische Bemerkung, bei der Rote, Grüne und Schwarze blaß werden, über die man nicht diskutieren kann, weil einen jeder allein stehen läßt als sei man aussätzig und Idiot obendrein. Es ist die Behauptung: Ich bin Monarchist."

Klasse, dachte ich, und das schon zur Zeit der geistig-moralischen Wende in die Welt entlassen, die blasser, dümmer und verrohter werdende. Kleine Zwischenbilanz:

"Zwar möchte ich nicht unbedingt im Lichte eines Sonnenkönigs stehen, aber die Strahlen eines milden Königshauses trösteten mich vielleicht über die Wahlparolen der bürgerlichen Parteien hinweg.

Nach privaten Hochrechnungen wählen 80 Prozent der Berechtigten nur, weil es nichts kostet, der Rest will etwas verhindern - was für ein Zustand! Etwa 30 Millionen Bürger fluchen täglich fünfmal lauthals auf Politiker, das ergäbe gedruckt jeden Tag 500 Großstadttelefonbücher voller Schimpfworte."

Und weitere possierliche Dinge weiß er zu sagen:

"Die eigentlichen Herrscher sind heutzutage die Sachzwänge. In allen Bereichen: Rüstungswettlauf, Energieknappheit, Computerverwaltung [naja, 1983]. Die jeweilige Staatsform ist nur der Mantel über diesen schauerlichen Diktaturen. Die Mäntel, die in fast allen Ländern der Welt getragen werden, haben ein mieses Tuch und einen abscheulchen Schnitt. Die Regierungspolitiker in aller Welt sind in der Regel provinzielle Schamverletzer, deren öffentliches Auftreten das Maß der Groteske weit überschreitet."

Und noch dies:

"Der Kardinalfehler der geschichtlchen Entwicklung bestand darin, die ästhetische Erziehung des Menschen schamlos zu vernachlässigen. Das ganze Politisieren hat nichts gebracht, denn nie wurden die Leute darüber aufgeklärt, daß man die Herrscher allein nach ihrem Äußeren beurteilen muß. (...) Nur das Aussehen verrät uns, was hinter diesen Stirnen vorgeht. Was die sagen und versprechen und in Aussicht stellen ist mittlerweile völlig unwesentlich. Was zählt, sind allein die Physiognomien. Nur der Schein trügt nicht."

Dieser kleine Aufsatz - gerade mal fünf Druckseiten lang -, der sich flott und angenehm liest, steht unter der Überschrift: "Warum ich Monarchist geworden bin". Man kann es nur zu gut verstehen.
 

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