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Das Unterschichtproblem scheint gelöst: man sagt einfach 'Prekariat', fertig. Das klingt zwar wie eine Mischung aus Proletariat, Protektorat und Paria, und genauso verstehe ich es auch - als einen Euphemismus für unwertes Leben -, aber gut, daß das so schnell in den Griff bekommen wurde. Denn wenn sich erst herumgesprochen hat, was die Beraterfirma Roland Berger den Behörden bzgl. der Langzeitarbeitslosen empfiehlt ...

Wenn du nicht zwischen 25 und 40 bist und nicht den Status 'leicht vermittelbar' hast, bekommst du den Aufkleber "Wir müssen leider draußen bleiben" gezeigt. Vermittelt wirst du gar nicht, von Besuchen ist abzusehen, du wirst im Eingangsbereich abgewimmelt, maximal zweimal im Jahr darfst du zu deinem Fallmanager. Das nennt sich "Optimierung von Geschäftsprozessen", schließlich sind es ja keine Unmenschen, die sich derlei ausdenken (sie können einfach nicht anders), ob es aber Menschen sind, kann ich auch nicht sagen.

Vorige Woche erfuhr ich übrigens, daß Langzeitarbeitslose in Berlin ihre Behörde nicht anrufen dürfen, persönliches Erscheinen ist in jedem Fall Pflicht. Da freut sich das Prekariat natürlich über die schöne freie Zeit in den Fluren der ARGEs, die es dann und wann auch zum Schreiben von sinnlosen Bewerbungen nutzt. Denn nur wenige Menschen werden aus der (Langzeit)Arbeitslosigkeit heraus fest eingestellt; man gilt bei den Firmen offenbar als nicht ganz stubenrein. Wenn du jedoch die Firma wechseln möchtest: warum nicht, nicht? Hat noch Arbeit, muß wohl was taugen. Falls nicht, kommt bald die nächste Umstrukturierung, " .. müssen wir uns leider von Ihenn trennen ..."

Mit jedem Hartzgipfel wurde uns die Halbierung der Arbeitslosenzahlen versprochen, und wer angesichts der Entwicklung von Arbeit, Bezahlung und Umgangston immer noch glaubt, es werde die Arbeitslosigkeit und nicht das werktätige Volk bekämpft, dem habe ich eine goldene Rolex aus dem Privatbesitz von Saddam Hussein zu verkaufen. Ehrlich!
pathologe meinte am 19. Okt, 12:00:
Die Arbeitslosigkeit wird bekämpft. Ehrlich. Denn man kann nur etwas los sein, was es gibt. Kein Mensch ist beispielsweise flügellos, da es keinen Menschen gibt, der Flügel besitzt.
Und durch den Abbau von Arbeitsplätzen nähert man sich stetig dem Ziel des Verschwindens von Arbeitslosen. Denn in einem Land, in dem keine Arbeitsplätze angeboten werden, kann es keine Arbeitslosen geben. Es ist eine reine Definitionssache. Wie mit der nicht existenten Unterschicht. Also dem Präkariat, oder wie auch immer die Abkürzung für prähistorisches Antiquariat heißt. Dafür gibt es aber eine Mittelschicht. Und eine Oberschicht.
Na ja, mal sehen, wann die Fast-Food-Ketten nachziehen und nur noch mittlere und große Pommes anbieten.

Und die Uhr, die kannst Du ruhig behalten. Da kannst Du dann sehen, wem die Stunde schlägt. Jetzt, da fünf vor zwölf Vergangenheit ist. 
Dicki antwortete am 19. Okt, 17:31:
Schlüssige Beweisführung. Ehrlich! - Mal sehen, ob du mit den Pommesgrößen recht behältst. 
gast meinte am 19. Okt, 12:09:
Bei meinem 49 Jährigen langzeitarbeitslosen Kumpel läuft das ja jetzt auch schon so.
Der Fallmanager WILL ihn nur zweimal im Jahr sehen. Was sollte er da auch, Jobs gibts für ihn nicht, der soll selber sehen wie er klarkommt. 
Dicki antwortete am 19. Okt, 17:43:
Klar, hier und da und auch dort wird schon manches durchgeführt, zu dem die Berater jetzt raten. Aber wehe: sie wollen alles überall effizient machen. Die Konsequenz, die letzte: wir (die Oberschicht redet von sich gerne als 'wir') können es uns nicht mehr leisten, Unkostenverursacher durchzufüttern. Hier wir schon der nächste Schritt vorbereitet: weil die Hartz-Gesetze eine Kostensteigerung verursachen (die Milliardeneinsparung bei der BA wird gern unterschlagen), ist die Mentalität der Armen schuld an einem 'ausufernden Sozialstaat'. Bestechende Logik, wie immer. 
 

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