In meinem erfreulich umfangreichen Bildband über M. C. Escher steht u.a. ein Aufsatz mit dem Titel "Das Betroffenwerden durch die Struktur", von einem Autor, der wirklich von Eschers Graphik begeistert wurde, und das zu einer Zeit, als Escher noch längst nicht en vogue war. Über mehrere Seiten erläutert er technisch-kopfig, was er mit dieser Überschrift meint, die mir dennoch rätselhaft bleibt, ebenso wie der Schlußsatz: "Am wichtigsten ist dabei für Viele, daß sie bewußt oder unbewußt von der Struktur betroffen werden."
Gerne will ich glauben, daß der Verfasser sich bewußt von der Struktur betroffen zu fühlen wähnt, und rechne mich zu jenen Wenigen, die allenfalls unbewußt betroffen werden, oder weshalb muß ich dauernd an Strukturtapete denken? Mir sind jedenfalls Erstaunen, Freude und Ergriffenheit bei Kunstwerken vertrauter - bewußt und unbewußt - als diese schwammige Betroffenheit.
Vor 15 Jahren gelang mir ein hübsches Foto: unter spiegelnder, von kreisförmig sich ausbreitenden Wellen gekräuselter Oberfläche, schwammen ein paar kleine Fische; wenn man so will eine Variation von Eschers "Drei Welten". Eine Bekannte sah auf den ersten Blick etwas Anderes und fragte, ob das Sowieso-Ringe seien, irgendein technisches Zeug, das sie vermutlich auch nur halb verstanden hatte.
Ohne mir etwas dabei zu denken, erklärte ich ihr die Entstehung; wie ich auf einer kleinen Brücke stehend und eine Birne essend, die Kamera auf die Wasseroberfläche fokussiert hätte, und, um die Fische heranzulocken, ein Stückchen Birne ins Wasser hätte fallen lassen - und klick, ohne an Kunst zu denken; ein Experiment, ein glücklicher Schnappschuß. Damals dachte ich, daß sie eine Menge über Fotografie wisse, heute vermute ich, daß sie von der Struktur betroffen war.
Gerne will ich glauben, daß der Verfasser sich bewußt von der Struktur betroffen zu fühlen wähnt, und rechne mich zu jenen Wenigen, die allenfalls unbewußt betroffen werden, oder weshalb muß ich dauernd an Strukturtapete denken? Mir sind jedenfalls Erstaunen, Freude und Ergriffenheit bei Kunstwerken vertrauter - bewußt und unbewußt - als diese schwammige Betroffenheit.
Vor 15 Jahren gelang mir ein hübsches Foto: unter spiegelnder, von kreisförmig sich ausbreitenden Wellen gekräuselter Oberfläche, schwammen ein paar kleine Fische; wenn man so will eine Variation von Eschers "Drei Welten". Eine Bekannte sah auf den ersten Blick etwas Anderes und fragte, ob das Sowieso-Ringe seien, irgendein technisches Zeug, das sie vermutlich auch nur halb verstanden hatte.
Ohne mir etwas dabei zu denken, erklärte ich ihr die Entstehung; wie ich auf einer kleinen Brücke stehend und eine Birne essend, die Kamera auf die Wasseroberfläche fokussiert hätte, und, um die Fische heranzulocken, ein Stückchen Birne ins Wasser hätte fallen lassen - und klick, ohne an Kunst zu denken; ein Experiment, ein glücklicher Schnappschuß. Damals dachte ich, daß sie eine Menge über Fotografie wisse, heute vermute ich, daß sie von der Struktur betroffen war.
Dicki - am Fr, 08. Juli 2011, 16:46 - Rubrik: zickezacke
pathologe meinte am 8. Jul, 16:56:
Ohne
Betroffenheit ist man heutzutage ja ein seelenloser Mensch.(Oder Politiker mit fragwürdiger Doktorwürde. Da fällt mir auf: Doktorwürde ich sein, hätte ich nicht kopiert.)
Dicki antwortete am 8. Jul, 18:53:
Mir fällt immer Christian Morgenstern ein:Staunend liests der anbetroffne Chef
(Die Behörde)
quirinus meinte am 8. Jul, 19:32:
Na und? Vielleicht gehörte deine Bekannte zu denen, die sagen: "Ich interessiere mich für Strukturen." Andere interessieren sich vielleicht mehr für gestörte Staubsaugerkontakte.
Dicki antwortete am 9. Jul, 13:49:
Ja, stimmt. So ein durchgeknallter Staubsauger hat auch was.