Die Schrör ist nicht die einzige Person, die den Hungertod eines jungen Mannes, Bezieher von Arbeitslosengeld II, nicht mitbekommen hat, und es ist zu vermuten, daß Viele, die von seinem Schicksal durch die Nachrichten erfahren haben, dies schnell verdrängen wollten, anders als die "Reichstagsaktivisten", deren Aktion sicher schon längst geplant war (Parolen: "Die Wünsche der Wirtschaft sind unantastbar", "Der deutschen Wirtschaft" [statt "Dem deutschen Volke"] ), aber von dieser mörderischen Konsequenz der Sozialreformen ebenso gewiß in besonderem Maße angefeuert worden sind. Die Schrör war über Ostern mit ihrer Band in England beim BOB-Festival (Bath-Orlando-Bremen) und stand zusammmen mit den Subhumans (die es also immer noch gibt, obwohl kein Hahn nach ihnen kräht) auf der Bühne, und mir fielen The Ruts ein, die auf ihrer LP 'The Crack' einen Live-Mitschnitt von 'Human Punk' veröffentlichten (1979). "Human punk - yeah, you're human punk".
Besagter junger Mann hatte ihm angebotene Arbeiten abgelehnt - welcher Natur und wie bezahlt entzieht sich unserer Kenntnis - und ihm waren deshalb die Bezüge gekürzt worden. Wie denn das, wenn Arbeitslosengeld II das Existenzminimum ist? Ja, ist heute so. Deshalb hatte der Behördenvertreter recht, als er sagte, es habe keine mangelnde Betreuung gegeben. Der heutige Staat Bundesrepublik Deutschland, dessen Verfassung nach wie vor die leibliche Unverletzlichkeit und die Unantastbarkeit der Würde seiner Bürger garantiert, darf nach der Reformierung der Sozialgesetzgebung LEGAL seine Bürger noch unter das Existenzminimum drücken und sie dadurch im Falle eines Falles zum Hungertod verurteilen. Der Tod des jungen Mannes war also gesetzeskonform, da kann keinem der Beteiligten ein Vorwurf gemacht werden, oder? Yeah, we're human punk!
Was mich an andere große Müllmänner erinnert. Die Nazis hatten Alles gesetzlich geregelt: von der allmählichen Ausgrenzung der Juden aus dem gesellschaftlichen Leben bis zur staatlich organisierten Ermordung. Womit ich sagen will, daß Gesetze auch grausamstes Unrecht sein können. Also wacht endlich auf, Verdammte dieser Erde, verdammt nochmal: we're human punk!
Besagter junger Mann hatte ihm angebotene Arbeiten abgelehnt - welcher Natur und wie bezahlt entzieht sich unserer Kenntnis - und ihm waren deshalb die Bezüge gekürzt worden. Wie denn das, wenn Arbeitslosengeld II das Existenzminimum ist? Ja, ist heute so. Deshalb hatte der Behördenvertreter recht, als er sagte, es habe keine mangelnde Betreuung gegeben. Der heutige Staat Bundesrepublik Deutschland, dessen Verfassung nach wie vor die leibliche Unverletzlichkeit und die Unantastbarkeit der Würde seiner Bürger garantiert, darf nach der Reformierung der Sozialgesetzgebung LEGAL seine Bürger noch unter das Existenzminimum drücken und sie dadurch im Falle eines Falles zum Hungertod verurteilen. Der Tod des jungen Mannes war also gesetzeskonform, da kann keinem der Beteiligten ein Vorwurf gemacht werden, oder? Yeah, we're human punk!
Was mich an andere große Müllmänner erinnert. Die Nazis hatten Alles gesetzlich geregelt: von der allmählichen Ausgrenzung der Juden aus dem gesellschaftlichen Leben bis zur staatlich organisierten Ermordung. Womit ich sagen will, daß Gesetze auch grausamstes Unrecht sein können. Also wacht endlich auf, Verdammte dieser Erde, verdammt nochmal: we're human punk!
Dicki - am Di, 08. Mai 2007, 22:59 - Rubrik: Nachtgesaenge
huflaikhan meinte am 9. Mai, 09:23:
Dicki
Das stimmt so nicht. Weder das eine noch das andere. Es mag sein, dass vieles gesetzlich geregelt war, aber nicht rechtlich. Von einer Herrschaft des Rechts war man damals jedenfalls weit entfernt. Und auch das Gesetz fiel leider nicht auf den Boden von Widerstand sondern wurde recht willfährig bis gleichgültig akzeptiert. Das ist mit heute nicht zu vergleichen.
Und die Sache mit der Verfassung. Die kann auch nicht zaubern. Wenn mir ein Auto übers Bein fährt, dann werde ich auch kaum vorm Verfassungsgericht es durchsetzen können, alle Autos zu verbieten. Was ich damit sagen will: Das ist genauso absurd, wie diesen Fall damit konstruieren zu wollen.
Ich empfehle dann gerne, Friedrich Engels' Beschreibung der englischen Großstädte um 1846 herum zu lesen. Damit das mal wieder in Relation kommt.
Weißte, genauso gut kannste sagen: Wow, überall, außer in diesem Fall, ist das Gesetz gut, weil ja kein anderer irgendwo verhungert ist. Und genau das stimmt nicht.
Und was mich am meisten wundert ist: Dass sehr viele Leute sehr plötzlich sehr gute Experten sind, als wären sie die Nachbarn gewesen. Aber selbst die Nachbarn haben nicht irgendwie eingeriffen, weder die realen noch die fiktiven. Da werde ich dann wirklich sauer. Und zwar auch deswegen, weil sich dadurch wirklich niemand kümmert.
Dicki antwortete am 9. Mai, 19:39:
Wo steht denn in meinem Text, das Gesetz und Recht eins gewesen seien im III. Reich? Und wo ist heute der Widerstand? Wer auf Grundsicherung oder Arbeitslosengeld II oder Sozialhilfe (oder wie immer es jeweils heißt) angewiesen ist, erlebt nicht nur, wie willfährig oder gleichgültig die Gesetze audgeführt werden, sondern darf sich zudem öffentlich verhöhnen, schelten und diffamieren lassen, ohne daß es ein mediales Gegengewicht gäbe.
Freilich, die Verfassung kann den Autofahrer nicht davon abhalten, dir über's Bein zu fahren; genausowenig kann sie dich daran hindern, mir ans Bein zu pinkeln. Aber sie sollte die Verantwortlichen dazu anhalten, dort wo es möglich ist, Not zu lindern (wenn nicht sogar zu verhindern) statt sie heraufzubeschwören.
Statt 'Die Lage der arbeitenden Klasse in England' von 1848 zu lesen, sehe ich mich im Deutschland des Jahres 2007 um, und die Wirklichkeit - ich war selbst arbeitslos und arbeite bis Ende Mai noch für ein Gehalt, das auch mit Wohngeld noch unter dem Existenzminimum liegt (danach wird allerdings zu meinem Glück anständig bezahlt) - ist bitter genug: angefangen vom psychischen Druck über die Perspektivlosigkeit bis zum dauernden Gerechne (Ob ich mir mal wieder frisches Gemüse leiste - aber bei den Preisen? Darf ich mir diese Billigunterhosen überhaupt leisten? Was ist, wenn der stotternde Föhn ganz abkackt? Bitte, liebe Waschmaschine, spring an! Nicht schon wieder eine Fahrradpanne!!!), daran schließen immer wider Drohungen über weitere Kürzungen an, und wenn du das einmal am eigenen Leibe erfahren hast, dann weißt du, was du in den Augen der "Elite" bist, nämlich Menschenmüll. Sie nennen das "Humankapital". Wenn der Einzelne aber kein Kapital mehr abwirft, ist er nichts mehr wert, also unwertes Leben, und da soll nach "ihrem" Willen der Staat nicht noch Geld hineinbuttern.
Alles klar, hufi?
huflaikhan antwortete am 9. Mai, 20:30:
Aber Dicki
Verhöhnt werden etc. pp., das ist doch kein Privileg von irgendwem. Und auch klar ist es, dass es zu Engpässen kommt, dass man vom Amt abhängig ist (oder wird), dass die Bürokratie alles regelt und niemand dafür verantwortlich zeichnet, das alles wird doch nicht bestritten: das ist sogar die Lebenserfahrung der "Eliten". Doch bleibt es ein gewaltiger Schritt, ein riesiger Schritt in eine Situation, die du da zum Ausgang genommen hast. Es ist im Prizip sogar das Gegenteil. Gesetze konnte man im III. Reich so erlassen, wie sie einem nötig schienen, auch rückwirkend und man konnte sogar auf einen großen Zuspruch setzen. Das war Anarchie. Das war der Behemoth Franz Neumanns. Mit Recht, Ordnung und Gesetz im rationalen Verständnis hatte das wenig, eigentlich fast gar nichts gemein.
Menschenmüll. Mein lieber Dicki, ich weiß nicht, wer diesen Begriff jetzt zuerst geprägt hat. Das ist kein Begriff der Elite (oder ich weiß dann nicht, wo die beginnen sollte). Menschenmüll, das ist ein Begriff, der gut und gerne einer der BILD-Zeitung sein könnte. Und den findest du in der Anwendung quer durch die Gesellschaft. Nazis werden ebenso bezeichnet wie Manager, wie Beamte, Bürokraten, Penner (aber nicht die urbanen), Künstler, Menschen mit Handicap (immer wieder auch sehr gerne - und auch von welchen, von denen du sagst, sie selbst würden als solcher bezeichnet).
Das alles wird den Problemen, die sich da auftun nicht gerecht. Mit dem Strom schwimmen, kann man aber auf zweierlei Weise. Auch im Gegenstrom, kann man mit dem Strom gehen.
Wenn ich die Diskussion so verfolgt habe, die letzten Tage, dann wird sie eben vor allem zur Parteinahme geführt. (Du gehörst dahin, oder dorthin.) Ich habe aber nirgendwo auch nur ansatzweise einmal jemanden über die blanke und blutige Politikmache hinaus gehen sehen. Leider ist in meinen Augen der Verhungerte aus Speyer ein zweites Mal gestorben, nämlich in seiner Vordenkahnspannung.
Und das finde ich richtig, richtig eklig.
PS: Zum Humankapital etc. Es kommt schon drauf an, ob man sich auch diese Rede zu eigen macht, oder nicht. Welchem Zweck das Vokabular dient, ist klar. Deswegen ist es aber nicht Total-Sprech. Und es gibt auch andere Verhältnisse, wo dieser von dir indizierte Zusammenhang nicht statthat. Auch der ist nicht total. Man tut sogar "seinem" Gegner einen großen Gefallen: ees zeigt ihm an, dass er diese Wertsphäre besetzen konnte - und zwar in seinem Sinne.
Dicki antwortete am 10. Mai, 00:39:
"human punk" und "Menschenmüll" (diesen Ausdruck verdanke ich einer Laientheatergruppe Arbeitsloser aus Friesland, die sich Ende der 90er so nannte) fetzen die kaschierenden Worthülsen, die Euphemismen beiseite und legen die dahinter versteckte Einstellung offen, und diese Offenlegung ist in unserem Zeitalter der Lüge unbedingt notwendig. Deshalb unter anderem gefällt mir die Aktion am Reichstag: "Die Wünsche der Wirtschaft sind unantastbar". So etwas bringt es auf den Punkt.Die Not, die man erlebt, wenn man im heutigen Deutschland in Not geraten ist, muß aber wohl ein Jeder selbst erlebt haben, um sie als echte, bedrohliche und lebensgefährliche Not begreifen zu können, hufi, da helfen auch die besten Bücher nicht. Deshalb lasse ich dir deine Empörung aus deiner Perspektive, die eine andere ist als meine; laß du mir meine Empörung aus meiner Perspektive, die eine andere ist als deine. Ich sage: aus dem "leben und leben lassen", das in Deutschland vielleicht immer nur einer Minderheit zu eigen war - wie dir und mir zum Beispiel - ist heut ein "leben und sterben lassen" geworden, trotz Sozialstaat, trotz Verfassung, trotz "den Anfängen wehren" und trotz "wo Recht zu Unrecht wird, wird Widerstand zur Pflicht". Die Endlösung der Arbeitslosenfrage wird dann eben nicht Endlösung heißen, aber wo wird in der Praxis der Unterschied sein? Es wird doch gestorben werden müssen, weil das wertlos gewordene Humankapital kostengünstig entsorgt werden muß. Diese Gesetzmäßigkeit könnten die Herren Marx und Engels mit links aufzeigen. Im Übrigen werden wir es ja erleben - falls sich nicht doch noch eine ausreichend große Anzahl Menschen der sich jetzt abzeichnenden Entwicklung entgegenstemmt, falls sich nicht also doch noch die Menschen dagegen auflehnen, als "Humankapital", eben human punk oder Menschenmüll, betrachtet und ihrer jeweiligen Nutzung entgegengeführt zu werden. Am Horizont flimmert "soilent green" (deutscher Titel: Jahr 2022 - die überleben wollen. Doofer Titel, aber das ist ein anderes Thema).
huflaikhan antwortete am 10. Mai, 09:33:
Ich finde es empörend. Ich finde es empörend, wie immer wieder gerne alles zusammen getreten wird. Alles plattmachen, irgendwie, egal in welche Richtung. Dinge stimmen und stimmen nicht. "Die Wünsche der Wirtschaft sind unantastbar!" stimmt und stimmt nicht. Und so geht es weiter. Jetzt kommst du und setzt dem Humankapital dein Perspektivenkapital und Leidkapital entgegen. (Ich wundre mich immer wieder, wie gut andere meine Perspektive einzuschätzen wissen wollen. Ich schätze diese Bevormundung sehr. Kannste wohl glauben. - Und im genannten Fall besonders: Jeder will plötzlich die Situation der genannten Personen detailliert gekannt haben, anders kann man ja auch nicht das Passierte zu so einem Thema machen. Alle kennen das, alle wussten es, und keiner hat was getan. Ja, und ich war auch noch nie richtig krank, weiß nicht was Schmerzen sind, ich war auch noch nie richtig alt, war nie gebrechlich, hatte nie eine offensichtliche Hirnerkrankung [außer Schwund], hatte keine leiblichen Kinder, habe nie ein Gymnasium besucht, war nicht im Kindergarten, habe nirgendwo eingebrochen, war nicht drogenabhängig, nie in der Politik, nie im Krieg, nie Soldat, nicht im bewaffneten Widerstand, etc pp. - was mir an Perspektiven fehlt, was ich alles überhaupt nicht einschätzen dürfte, was mir alles so an Lebenserfahrung fehlt. Eigentlich müsste ich mich doch gleich unter der Erde vergraben, die Schnauze halten, oder einfach übrigens ein paar Talkshows nachmittags mehr sehen.) Aber den Gefallen werde ich so wenig tun, wie es Engels getan hat, der stinkreiche Unternehmerssohn.
Im Gegensatz dazu weiß ich wenigstens, dass ich nichts getan habe und bekenne mich zu meiner Ignoranz gegenüber den zwei Menschen in Speyer. Und im Gegensatz zu den Bedingungen, die Engels in England 1845 beschrieben hat, hätte man hier in Speyer, was machen können. Entweder, wie viele schreien, die staatliche Kontrolle erhöhen, oder den nachbarschaftlichen Brutkasten anwerfen.
Und ich werde mich nicht dadurch abhalten lassen, meinen Teil zur Erwärmung beizutragen, auch wenn man mich lieber hinter Büchern verhungern sehen möchte, auch wenn man mir das nicht zutraut ("so'n intellektueller Arsch"). Das lasse ich mir weder vom Staat, nicht von meinen Mitbürgern, nicht von den Empörungsbrüllern, nicht von Volltrotteln, nicht von irgendwem, auch nicht von welchen nehmen, die sich selbst als Menschenmüll bezeichnen, nicht von denen, die sie so bezeichnen [seien es Manager, seien es andere als "Menschenmüll" sich verstehende oder so bezeichnete].
Kurz und gut. Ich lasse mir nicht vorschreiben, wie ich mich zu fühlen habe, wie ich zu denke habe, oder wie ich zu handeln habe. Wenn meine Arbeit nicht gewünscht ist, muss man es mir nur sagen. Ich brauche es nicht, mich zu streiten. Die f!xmbr-Brüder haben das ganz prima vorgemacht. All deren Artikel, die mal zu mir geführt hatten, wurden einfach gelöscht.
Ich wünsche dir bei allem, einen wunderbaren Morgen und Tag, Dicki.
Dicki antwortete am 10. Mai, 10:36:
Schön, daß du dich mal so richtig auskotzen konntest.
huflaikhan antwortete am 10. Mai, 11:33:
Aber ist doch wahr.
mutant meinte am 25. Mai, 10:49:
oakland, nicht orlando. orlando ist das mit mickey mouse.