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Wenn vor 300 Jahren ein Priester angekündigt hätte, er werde auf dem Marktplatz irgendeines Städtchens einen öffentlichen Exorzismus an einem Mitglied der Gemeinde vornehmen, wären die Leute zuhauf herangeströmt, um sich diese Sensation nicht entgehen zu lassen. Der Priester hätte sein Brimborium vollzogen und sich aus dem Mund des Besessenen bestätigen lassen, daß der Dämon nun ausgetrieben sei. Und gewiß hätten einige Zuschauer diesen Dämon sogar zu sehen vermeint. Darüber können wir Heutigen doch bloß Lächeln. Da sollte mal ein Pfaffe auf unseren Marktplatz kommen; die Leue würden soetwas von wegbleiben, daß die Leere mit Händen greifbar schiene.

Wird der Exorzismus jedoch im Fernsehen gezeigt, sind die Einschaltquoten sehr zufriedenstellend. Erstaunlich? Aber wieso denn, wir Heutigen sind es doch gewohnt, aus dem TV-Gerät alles Wissenswerte über das Leben zu erfahren. Der bewußte Sender - Channel 4 in England - bringt derzeit eine mehrteilige Sendung zum Thema "Ist Folter eigentlich eine gute Idee?" Um diese schwer zu beantwortende Frage wissenschaftlich zu durchleuchten, wurden mehrere Freiwillige für 48 Stunden in ein Lagerhaus gesperrt und Schikanen wie Schlafentzug, extremen Temperaturwechseln und Psychoterror ausgesetzt. 48 Stunden? Freiwillig? Aha, das ist ja wirklich haargenauso wie in Guantanamo Bay. Das Programm hat übrigens den Anspruch, gegen Folter zu sein und - natürlich - aufklärend zu wirken. Die Einschaltquoten werden mit Sicherheit großartig sein.

Daraus lernen wir, daß die Nazis ihre Vernichtungslager schlecht vermarktet haben. Kein Wunder, daß ihr Regime und dessen Symbole noch sechs Jahrzehnte später den Leuten ein Greuel sind. Ihre Methoden aber sind international anerkannt. Hätten sie damals doch bloß ein paar Kameras in die Duschräume gestellt und täglich zur besten Sendezeit gefragt: wer wird überleben? Und danach ein Interview mit dem Gewinner: wie fühlen sie sich, haben sie überhaupt schon realisiert, was geschehen ist? Aber nein, sie waren Banausen, nicht tauglich für die Moderne und deren Freiheiten. Und immer diese Uniformen und das Gebrüll! Nix Lust4Life.
pathologe meinte am 2. Mär, 13:02:
Dann fehlt ja nur noch, dass die Debilen-Sender nachts Hardcore bringen; natürlich sind sie dagegen und natürlich wollen sie nur aufklären. Wobei in diesem Zusammenhang "aufklären" doch recht passend ist.

Leider ist es heute so, dass nur noch Quote bringt, was extrem anders ist. Vielleicht sogar zur Nachahmung anregt? Nachdem man täglich in den verschiedensten Nachrichtensendern mit Bildern von Katastrophen und Toten geradezu überflutet wird, ist hier die Reizschwelle schon abgebaut.
Das mit den Live-Operationen ist ja, soweit ich weiß, noch mal abgebogen worden. Aber ich denke, dass es eine reine zeitliche Verschiebung ist. Aufgeschoben ist nicht aufgehoben!

Und demnächst wieder öffentliche Hexenverbrennungen. Ohne Stuntleute, extra im 16:9-Format und in Dolby-Surround! Mit Gewinnspiel: "Wie lange brennt das Opfer? Rufen Sie an und gewinnen Sie eine Jahreslieferung Heizöl! Unter 0137 xxxxx..."

Genie und Wahnsinn liegen dicht beieinander, hier allerdings bewegt sich die Menschheit weit ab vom Genie, der Wahnsinn wird allein durch die Dummheit erreicht. 
semmel antwortete am 2. Mär, 16:17:
Das muss in England gerade hip sein. Am Sonntag kam im Weltspiegel ein Bericht über Exorzismen bei schwarzen Engländern. Komischerweise immer Mädels vorzugsweise in pubertierendem Alter. Da sind auch schon welche zu Tode gekommen. Der Oberpriester hat einfach auf verschiedene Mädels geziegt und die waren dann vom Leibhaftigen besessen. Das wurde auch teilweise mitgefilmt, die Mädels haben sich verständlicherweise heftigst gewehrt und der völlig irre, pädophile Priester hat an denen rumgemacht und exorziert.
In England wird das sicherlich eine feine Quote haben, zumal sich da Sadisten wunderbar einen abwichsen können. 
Dicki antwortete am 2. Mär, 18:37:
Ausgerechnet in England. Erinnert ihr euch an den Song Annalisa, mit dem die Band Public Image Limited 1978 den tödlichen Exorzismus an Anneliese Michel geißelte? 
semmel antwortete am 4. Mär, 06:46:
GOD spelled backwards is DOG. 
Dicki antwortete am 4. Mär, 13:49:
this is religion. 
 

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