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Statt im Schlund der Pflanze der letzten Gewißheit zu begegnen, stürzte ich auf den Boden eines Kellergewölbes, wo Holmes vor mir stand und sich Staub von den Kleidern klopfte. Ich starrte ihn an.

Holmes: Fassen Sie sich Watson; ich bin lebendig, und Sie sind es auch. Haben Sie den Schwindel denn nicht durchschaut?
Watson: Von welchem Schwindel reden Sie, Holmes?
Holmes: Dieser angebliche Butler war mir gleich verdächtig. Ich bitte Sie, Watson, braune Schuhe zu schwarzen Hosen! Also stellte ich ihn auf die Probe. Wußten Sie, daß 93, 16 Prozent der englischen Butler James heißen, darunter auch jene, die eigentlich John getauft sind? Wenn nicht James, dann vielleicht Redruth oder Ruthven, aber niemals John.
Watson: Brilliant, Holmes.
Holmes: Ach was, reine Statistik. Übrigens behaupten manche Leute neuerdings, die Befähigung zum Butler sei zwischen 50 und 80 Prozent vererbbar oder genetisch bedingt, aber lassen wir das. Mir war also klar, daß man uns in eine Falle zu locken versuchte. Als die Pflanze nach dem Butler biß, sah ich eine sich blitzschnell öffnende Falltür, durch die der Kerl hinabglitt. Ich folgte ihm, Sie folgten mir. Die Pflanze dort oben ist vermutlich eine Sprengfalle.
Watson: Bestechende Logik. Jetzt aber nichts wie raus hier.
Holmes: Ganz recht. Es gibt drei Ausgänge, wie Sie sehen. Welchen sollen wir nehmen, den rechten, den linken, oder den geradeaus vor uns?
Watson: Augenblick mal. Wer immer uns die Falle gestellt hat, könnte auch unser Entkommen ins Kalkül seiner perversen Überlegungen einbezogen haben.
Holmes: Ein für Sie geradezu genialer Gedanke, mein lieber Watson. Selbstverständlich hat er das. In jedem der Ausgänge dürfte uns ein unschöner Tod erwarten. Aber wir haben ja noch unseren falsche Butler.

Ich sah mich um. Werkzeug lag herum, eine Werkbank stand an der Wand, gleich daneben eine Truhe, und alles war mit Schnutz überzogen. Vom Butler keine Spur.

Watson: Wo steckt der denn?
Holmes: Hat sich in der Truhe verborgen. - Kommen Sie heraus, John, und beantworten Sie uns einige Fragen!
Truhe: (schweigt)
Holmes: John, geben Sie auf!
Truhe: (schweigt)
Watson: Sie müssen sich geirrt haben, Holmes.
Holmes: Im Gegenteil, mein lieber Watson, ich finde meine Überlegungen bestätigt.
Watson: Jedenfalls ist kein Butler hier, um uns Rede und Antwort zu stehen, wir müssen selbst - oh, haben Sie den Hebel hier bemerkt?
Holmes: Nicht anfassen, Watson.
Watson: Zu spät ...
Holmes: Voreilig in Ihren Schlußfolgerungen, voreilig in Ihren Handlungen. Sieht ganz so aus, als würden die Ausgäng mit Stahlschotten abgeriegelt.
Watson: Tut mir leid, Holmes, ich mache es rückgängig.
Holmes: Watson, nein!
Watson: Zu spät.
Holmes: Wie ich befürchtet hatte - der Raum wird geflutet, dort oben, von den Wasserspeiern. Sitzt mächtig Druck dahinter, uns bleiben schätzungsweise drei Minuten, äußerstenfalls.
Watson: Aber Holmes, das Wasser wird uns unter die Decke beförden, und wenn es uns gelingt, die Falltür zu öffnen ...
Holmes: ... wartet dort ein allerliebstes Monster von Pflanze auf uns.
Watson: Ich verliere bereits den Grund unter den Füßen.
Holmes: Durchhalten, Watson, ich gehe mal kurz auf Tauchstation.
Watson: Holmes, bleiben Sie hier, lassen sie mich nicht ... weg ist er.

Das Wasser hob mich höher und höher. Unter mir hörte ich plötzlich ein entferntes Gurgeln, dann stieg ein Schwall Luftblasen auf. Adieu, Holmes, treuer und unerschrockener Freund! In Erwartung des nahen Todes schloß ich die Augen und betete zu meinem Gott. Ausnahmsweise wurde ein von mir gesprochenes Gebet erhört.
 

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