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Das war's, der letzte Ball ist getreten, der letzte Pfiff getan, den Letzten beißen die Hunde, und die Zeit ist gekommen, einen mentalmäßig vollknackigen Blick in den Rückspiegel zu werfen auf die vergangene Bundesliga-Saison. Was natürlich nicht geht, ohne an die kürzlich verstorbene englische Trainerlegende Sir John Bubble zu erinnern, der bekanntlich als Niemand nach Deutschland kam und zwei turbulente Jahre später als Star nach England zurückkehrte, die Weisheit "elven Froinde musst ihr szain" im Gepäck. Damals wurden Mannschaften noch nicht aus allen fünf Kontinenten zusammengekauft, und damals gab es auch noch das Fußballpornomagazin "Der große Bums", das einen Artikel seiner Serie "Moderne Deckungsarbeit" dem beliebten Bubble widmete, Überschrift: "Der englische Herr und seine Eleven".

Doch nun zum Rückblick. Im Verlauf der Spielzeit haben die Experten wie wild expertet, sich alle Nase lang blamiert, und wie so oft das bessere Ende für sich gehabt: die Verlängerung ihrer Verträge nämlich. Als Werder Bremen nach neun Spieltagen ganze vier Pluspunkte hatte, der SC Paderborn einen Spitzenplatz belegte und Borussia Dortmund dem Tabellenende entgegenstürzte, da hatten sie es alle gewußt. Hatten gewußt, was in Bremen alles falsch gemacht worden war, und darüber verbreiteten sie sich ausgiebig. Augsburg, Mönchengladbach, Mainz, Köln, Hertha, Hannover hatten demnach rechtzeitig die Weichen gestellt, gezielt aufgebaut und fuhren nun den verdienten Lohn ein.

Dann gewann Werder fünfmal in Folge und entkam den Abstiegsplätzen. Jetzt sind Mönchengladbach und Augsburg tatsächlich Spitzenmannschaften, die anderen sind teils nur mit Mühe dem Abstieg entgangen bzw. sind so grau als wie zuvor. Denn der Ball ist rund, das Spiel dauert neunzig Minuten und die Saison hat 34 Spieltage, da hilft alles Expertentum nichts. Der Hamburger SV hat den Klassenerhalt nicht verdient, aber aus hanseatischer Solidarität drücke ich ihm für die Relegationsspiele dennoch die Daumen. Außerdem gibt es noch das Pokalfinale, und dann, endlich, das Zauberwort: Som-mer-pau-se!

Als ich vor einigen Wochen Lust bekam, die Kriminalromane Ruth Rendells wieder zu lesen, begann ich mit der Lektüre gerade rechtzeitig um sagen zu können, ich hätte mit dem Lesen unmittelbar vor der Nachricht von der Autorin Tod angefangen. So wie eine Freundin einmal darauf hinwies, wir hätten ihren Geburtstag gefeiert, und in der nächsten Nacht sei Lady Di tödlich verunglückt. "Now, there's a coincidence!" hätte dann jemand in einer der guten alten screwball comedies gesagt, weil so offensichtlich das eine mit dem anderen nichts zu tun hat.

Nach den fünf Wexford-Romanen (Chief Inspector Wexford ist Rendells bekannteste Figur), die ich besitze, ging ich dann zu einigen Romanen von Anne Perry über, langweilte mich dabei immer mehr und wußte schon bald, daß ich diese Bücher nie wieder anrühren würde, es sei denn, um sie zu verkaufen oder zu verschenken. Entschlossen griff ich nach Barbara Vine (ein Pseudonym Ruth Rendells, unter dem sie frei vom Krimiautor-Image schreiben konnte) bzw. ihrem Roman "Die im Dunkeln sieht man doch" (A dark adapted eye).

Offenbar hatte ich den Roman irgendwann begonnen, aber nach wenigen gelesenen Seiten fortgelegt, so daß ich diesmal ein komplett neues Buch lesen kann, und dann ist es auch noch der erste Roman unter diesem Pseudonym. Und wie angenehm ist mir diese Lektüre, gerade nach der vorangegangenen Enttäuschung. Wo Anne Perry wiederholungsträchtige innere Monologe in ihre Figuren hineinpsychologisiert, schlüpft Barbara Vine in ihre Figuren und schreibt aus deren Perspektive; zum Vergleich fällt mir als erstes der Unterschied zwischen Hochstapler und Schauspieler ein, es geht um nachgemacht und echt (einer zum Nachdenken, denn wie kann man einen Schauspieler "echt" nennen?!).

Und weil sich ein Quell der Freude aufgetan hat, werde ich in den kommenden Wochen weitere Bücher von Barbara Vine lesen, die ich auf diesem Wege allen Interessierten wärmstens empfehle. Und natürlich ebenso Ruth Rendell.

Erstens gute Komödie, Remake eines finnischen Films. Zweitens ein Film, der sich freundlich verpackt 2006 (WM-Jahr!) über die Fußballmanie lustig macht. Und drittens eine Geschichte über den immerwährenden Kampf der Geschlechter, der hier auf dem Fußballplatz ausgetragen wird. Und wie? Also, für alle, die den Film noch nicht kennen, eine kurze Info.

Der Mittelstürmer des FC Imma ("Für immer! Imma '95!") springt entschlossen in eine Flanke, verpasst den Ball und trifft den Pfosten - Koma. Der Mitbegründer des Vereins ('95 steht für 1995) und Ex-Mittelstürmer, mittlerweile in Berlin lebend, wird an sein Versprechen erinnert, im Notfall zurückzukehren. Seiner fußballhassenden Frau, Architektin von Beruf, schlägt er vor, aufs Land zu ziehen, wo sie sich beide selbständig machen können. Gesagt, getan. Sie glaubt den Schwindel solange, bis die anderen Spielerfrauen sie aufklären: "Du kannst deinen Mann aus dem Verein nehmen, aber du kannst niemals den Verein aus deinem Mann nehmen."

Besoffen und im Streit entsteht eine Wette, daß wenn die Frauen ihre Männer im Fußball besiegen, die Männer dem Fußball vollständig entsagen, sollten aber die Männer gewinnen, würden die Frauen nie wieder Murren und Meckern. Nun gibt es aber nur acht Spielerfrauen gegenüber elf Männern. Überraschung Nummer eins ist ein Mann, der sich als fester Freund eines der Spieler outet und dem frischgegründeten FC Venus beitritt. Zweite Überraschung: die Architektin hat nicht nur in der Jugendnationalmannschaft gespielt, sondern kann eine Kollegin von damals, die als Torhüterin aus der US-Profiliga zurückgekehrt ist, für das Frauenteam gewinnen. Die ist drittens so tough, daß sie den Frauenhelden des FC Imma ruckzuck verführt und dadurch spielberechtigt ist (als quasi-Spielerfrau). Zur vierten Überraschung entpuppt sich ein arbeitsloser Startrainer als Vater der Architektin und übernimmt die Aufgabe, dem mehrheitlich fußballuntauglichem Frauenteam zum Sieg zu verhelfen. Und die gewinnen wirklich! Und so weiter, es soll ja nicht schon alles verraten werden.

Nur soviel: Heinz Hoenig, der seit 1990 in dermaßen vielen Film- und Fernsehproduktionen mitgewirkt hat, daß seine Frau vorm Frendgehen sicher war (es sei, denn er hätte den Boris Becker gemacht - Besenkammer, Vaterjammer), spielt gekonnt und routiniert den Trainer, Christian Ulmen, seit "Herr Lehmann" dicklich geworden, hat die männliche Hauptrolle, ist wie immer unsymphatisch, aber auch unverkennbar, und Petra Kleinert [edit 30.5.: Anneke Kim Sarnau], Enkelin [edit 30.5.: Urgroßnichte] von Hans Söhnker, ist zwar nicht schön anzusehen, spielt aber alle anderen an die Wand (die "verkannte Tochter"-Stimme der Hauptdarstellerin macht es ihr leicht). Man ahnt schon, daß kein Klischee ausgelassen wird, und genau dadurch wird der Film zu einem großen Vergnügen, da auch alle nicht erwähnten Akteure ihre Sache gut machen. Es leben die Klischees - für immer - und FC Imma - und FC Venus! Nach dem Spiel treffen wir uns in Rudis Blutgrätsche, vereint bei Sky.

schrieb jemand in einem Tweet zur aktuellen Wahl in Bremen. 51 Prozent Wahlbeteiligung bedeutet, daß selbst eine Allparteienregierung den Auftrag des Wählers nur zur Hälfte bekommen hätte. Die andere Hälfte jedoch, was will sie? Sie sagt es nicht, aber offensichtlich hat sie von der ganz alltäglichen Verlogenheit im öffentlichen Raum die Schnauze gestrichen voll. Und deshalb leben wir in einer Demokratie mit ohne Volk, wie man heute sagt. Wie man heute hört, erklären alle Spitzenkandidaten, daß sie aus dem einen oder anderen Grunde durchaus gewonnen hätten. Daraus ergibt sich unschwer die Prognose, daß die Wahlbeteiligung in Zukunft immer noch niedriger sein wird. Was dann? Ganz einfach: wenn das Volk weg ist, braucht man auch die Demokratie nicht mehr.

Wenn die studierten Linken im gehobenen Alter in ihren gemütlichen Wohnungen von der Zeitungslektüre aufblicken un durchs Fenster in die rauhe Wirklichkeit ihres Gartens schauen, mag sie wohl Abenteuerlust befallen. Dann malen sie sich aus, wie es wäre, einer dieser Unterprivilegierten im täglichen Kampf des Lebens zu sein, und schon beschleichen sie wunderliche Gedanken.

"Wenn ich nicht als Schlepper arbeite, als was dann?" beginnt deshalb eine wohlvertraute Litanei, in der Sujet und Protagonisten nach Bedarf eingesetzt werden, die aber immer darauf hinausläuft, daß Armut und Not keine andere Wahl lassen, als kriminell zu werden. Der imaginäre Schlepper in dieser Geschichte ist ein arbeitsloser Fischer, der die aussichtslosen Alternativen zu seinem Gewerbe mit gelegentlicher Todesfolge aufzählt. Dann allerdings wären bereits hunderttausende im Hartz IV-System gefangener Deutscher zu Verbrechern geworden, und was würden die Linken wohl sagen, wären sie von diesen Hoffnungslosen überfallen und ausgeraubt worden.

Beginnen wir aber mit dem Anfang und stellen fest, daß die Sprachregelung "Flüchtling" politisch, religiös oder rassistisch Verfolgte in einen Topf wirft mit Menschen, die drei- bis achttausend Euro für eine Schiffspassage übers Mittelmeer zur illegalen Einwanderung hinblättern können. Als weißem wohlhabenden Europäer (statistisch gesehen hat jeder Deutsche ein Vermögen von rund hunderttausend Euro) stehen mir jährlich nicht einmal viertausend Euro zur Verfügung, auf dem Papier knapp vierhundert monatlich. Das reicht zum Leben, und sonst nichts. Neue Kleidung? Ein Problem. Medizinische Versorgung? Verdammt teuer. Urlaub? Ausgeschlossen. Restaurant, Kneipe, Theater, Kino, Konzert, Bücher, Disco - vergiß es. Diese Gruppe Flüchtlinge stammt wohl nicht aus den Reihen der Arbeitslosen, der ihres Landes Beraubten, der vom Krieg um Hab und Gut gebrachten. (Wer diese Leute sind und weshalb sie den Schleppern das nötige Geld bezahlen können, ist eine andere Geschichte)

Der Transfer über das Mittelmeer ist kein Transfair, sondern ein Riesengeschäft. Zweihunderttausend Passagiere im vergangenen Jahr bei durchschnittlich fünftausend Euro Fahrpreis ergibt eine flotte Milliarde Einnahmen. So etwas wird vom organisierten Verbrechen kontrolliert, daß sich Schutz bei Politik und Behörden kaufen kann und nur zuverlässig Kriminelle beschäftigt; der arbeitslose Fischer der Geschichte müßte also erst den Nachweis antreten, daß er fürs Gewerbe taugt. Für das kommende Jahr werden bis zu einer Million Passagiere erwartet und damit ein Geschäftsvolumen von fünf Milliarden Euro, wer fragt bei soviel Geld auf Seiten der Schlepperorganisationen noch wegen ein paar tausend ertrunkener Menschen.

Besagte Linke aber lehnen sich, nach dem sie Geschichten wie die erwähnte der Veröffentlichung zugeführt haben, zufrieden zurück, trinken vielleicht einen Transfairkaffee und suchen im "Kapital" von 1867 nach der Stelle, die so gut auf die Bankgeschäfte von 2015 paßt. Abends bekommen sie eine Mail, daß wieder eine Veranstaltung Ewiggestriger geplant sei und empören sich noch ein bißchen vor dem Schlafengehen. Am nächsten Tag, mit etwas Glück, erwartet sie ein neues Abenteuer.

Oder ein Zeitungsartikel, der das Vordringen von Hooligans in deutschen Stadien beklagt, die alle Fortschritte, welche die Fankultur den antirassistischen Ultras verdankt, rückgängig machen wollen und die ebendiese Ultras auch tätlich angreifen. Da ist die Welt dann wieder in Ordnung, denn man hat wohl gehört und gelesen von jenem youtube-Video, in dem zu sehen ist, wie zehn Ultras auf einen einzigen Hooligan eindreschen und war ein wenig verunsichert. Aber wenn die Hooligans so gefährlich sind...

2015 ist das goldene Jahr für die Hersteller von Rauchmeldern: beharrliche Lobbyarbeit hat uns letztlich ein Gesetz beschert, daß die Installation von Rauchmeldern in sämtlichen Wohnungen zwingend vorschreibt. Ein Gerät im Flur, eines im Schlafzimmer, das ist das Minimum, Kinder- und Gästezimmer können hinzukommen (seltsamerweise sind Keller und Dachböden außen vor). Sinnvollerweise - sofern man dieses Wort in diesem Zusammenhang verwenden mag - wird weder in Küche, Bad und Wohnzimmer gerauchmeldet, denn es wird gekocht, gedampft und evtl. geraucht.

"Was nützt mir denn ein Rauchalarm, wenn es bei mir brennt?" wird mancher fragen. Und "was nützt ein Alarm, wenn es nicht bei mir brennt, ich aber nicht weiß, wo es brennt?". Und auch "was nützt der Alarm, wenn er in der Nacht losgeht und ich desorientiert bin und erst recht nicht weiß, wo es brennt, solange ich keine Flammen sehe?" Berechtigte Fragen allesamt. Die meistgestellt Frage wird in Zukunft aber sein: "Was nützt mir ein Rauchalarm, wenn es nicht brennt, aber niemand das Gefiepe abstellt?"

Denn vorhin fiepte erstmals in der Nachbarschaft so ein Terrorteil los und hörte nicht wieder auf. Vom hofseitigen Fenster aus sah ich Nachbarn ebenso ratlos aus ihren Fenstern schauen wie ich selbst. Das Fiepen ging weiter, weithin hörbar. Keine Sirenen der Feuerwehr, kein Rauch, keine Rufe - nur immerzu das Fiepen, zwanzig Minuten lang, bis endlich irgendwer das Ding ruhiggestellt hat.

Als Lehre aus diesem Ärgernis habe ich einen Plan entwickelt, was ich anstelle, wenn eines meiner Geräte Fehlalarm schlägt. Das ist recht einfach: als erstes versuche ich, den Schalter am Gerät zu erreichen (Alte, Kranke, Behinderte und kleinere Kinder haben da schonmal ein Problem, denn die Dinger sind unter der Decke angebracht), sollte das nicht zum Erfolg führen, das Gerät aufschrauben und deaktivieren (noch mehr Probleme für die Genannten), und schließlich Zerstörung mittels gezielter Hammerschläge bis das Fiepen aus ist (Probleme über Probleme).

Und so werden wir uns angewöhnen, auf Gefiepe in der Nachbarschaft nicht zu reagieren, so wie wir es längst bei dem Gejaule von Einbruch"sicherungen" bei Autos praktizieren. Die Welt wird nicht sicherer, dafür umso lauter.

Den Inhabern und Anteilseignern von Herstellerfirmen solcher Rauchmelder aber rate ich, schleunigst umzusatteln, denn nie wieder werden sie in dieser Branche ein auch nur annähernd gutes Geschäftsjahr erleben wie 2015.

Nachtrag 21:30 - es fiept seit weiteren 20 Minuten. Fast wünscht man sich, es möge tatsächlich brennen.

 

twoday.net AGB

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