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zickezacke

Er sei mit dem Ziel gestartet, ein effizientes Gesundheitssystem auf den Weg zu bringen. Sagt der Schnösler. Darum geht es: Effizienz, jaa-woll, Herr Kapitän (Chor: jawoll herr kapitän). Das ist also noch zu tun, es ist aber auch schon viel gemacht worden und da ist man auf einem guten Weg, oder anders gesagt und zu einem anderen Thema, zum 111-jährigen Bestehen des SV Werder Bremen muß einfach mal Bilanz gezogen werden: "Wir können und wir werden das, was andere Vereine finanziell machen, nicht mitmachen." Kann man so machen. Ich aber sage: „Ich brauche die Zustimmung der gesamten Koalition und die gute Nachricht ist, ich weiß, dass ich mehr als 80 Millionen Menschen auf meiner Seite habe, fünf Millionen Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter, und ich glaube, das sind gute Argumente für den wahren Dicki in diesem Land.“ Was wollte ich damit gleich sagen? Aber natürlich: ein Volk, ein Dicki.

Wenn jemand zwischen den Mahlzeiten - abgesehen von gelegentlichen Keksen und Schokoteilen - immerzu Gurke, Möhre oder Apfel krachen läßt und auf die Frage, wo er das alles lasse, antwortet "wieso, das hat doch keine Punkte", dann ist dreierlei klar:
Erstens ist diese Person ein Nimmersatt, zweitens hat sie echtes oder eingebildetes Übergewicht, drittens war (oder ist) dieser Jemand bei den Weight Watchers, jenem dubiosen Verein, der durch vom Kollektiv verübten Psychoterror psychisch gestörte Menschen (deren Störung sich in echtem oder eingebildetem Übergewicht manifestiert) in Abnehmzwang bringen will, wofür Bezahlung fällig ist.

Viertens ist die Antwort ein schönes Beispiel dafür, wie eine gestellte Frage in eine Frage, die gar nicht gestellt wurde, umgestellt wird. Offensichtlich wunderte sich der Fragende über die Mengen, die natürlich durch den Körper wandern müssen, was zum einen Stauraum, zum anderen Zeit braucht. Anders gesagt, man kann nicht beliebig nachfüllen, das führt zum Überlauf. Davon abgesehen ist der Vielfraß andauernd mit Verdauung beschäftigt. Der Betreffende dachte nun aber an sein Übergewicht und konnte erleichtert konstatieren, daß Obst&Gemüse in der WeightWatchers-Terminologie als punktefrei gelten, mithin dem Abnehmen nicht abträglich sind.

Nun nervt es aber schrecklich, beim Essen dauernd vor- und zurückrechnen zu müssen, ob man Dieses noch darf oder dafür morgen Jenes lassen muß. Bei Hunger essen, und zwar das, was einem schmeckt und wonach einem ist. Und wenn man dauernd was im Mund haben muß, vielleicht zum Kaugummi oder zur Zigarette greifen, wobei zu sagen ist, daß Kaugummi in dem Maße hoffähig geworden ist wie die Zigarette aus dem täglichen Leben herausgemobbt wurde; praktisch überall kann man Kaugummi kauen und im übrigen auch mit dem Handy babbeln, und das ist gut so, denn die Menschheit lebt ohne Zigaretten gesünder, wie wir alle bis zum ultimativen Erbrechen wissen. Doch das Essen scheint sie verlernt zu haben, und es ist ein großes Glück, daß so viele hilfsbereite Unternehmen in die Bresche springen und uns erzählen, wie Ernährung heute geht. Das gibt es nicht, daß man einfach Hunger hat und nach der Mahlzeit satt ist. Wieviel Kalorien? muß erst gefragt werden und der ganze Tag aufgeteilt in Brennwerthäppchen mit Gewissensnot. Ob die Punkte sich für den Einzelnen auszahlen, bleibt im Dunkeln, sonnenklar hinegegen ist, daß sich die Gesundheitsmasche für eine internationale Industrie bezahlt macht. Und das ist der Punkt.

kurz NEP genannt, fiel mir unweigerlich ein, als mich die Nachricht erreichte, in verschiedenen deutschen Städten sei das Streusalz aufgebraucht und man werde nun nicht mehr streuen. Ganz unter uns: Salz ist Scheiße, Sand ist besser. Wie hat es die Menschheit nur geschafft, unversehrt durch die zahlreichen frostigen und schneereichen Winter bis in die Gegenwart zu gelangen? Das muß den jungen Menschen von heute ein unauflösbares Rätsel sein. Kein Fernseh, keine iApps und eZapps, kein MP3, kein Luftverkehr. Und dann jedes Jahr Katastrophenschneechaoszustände!

NEP, weshalb? Wer da nicht drauf kommt. - Lustig ist auch die Vorstellung, daß in den Stadtverwaltungen betriebswirtschaftlich geschulte Fachkräfte sitzen, die ihr Just-in-time-Management aus dem eff-eff kennen und entscheiden (ja, auch wir sind Entscheider, werden sie aufschneiderisch denken), daß es Unfug ist, Streusalz für einen ganzen Winter (immerhin drei Monate!!!) vorrätig zu halten. "Eine Woche!", das reicht, wenn nicht, kauft man bei Bedarf, so wird's gemacht meine Herren, wieder 2 Euro 95 eingespart, da ist langsam mal eine Erhöhung der Bezüge fällig, bei so viel Erfolg. "Winter war gestern, heute ist Erderd - äh erdwär - äh wärmer - also, daß es wärmer wird - werden hat - kommen soll". - Komsomol? - Nichts da, NEP.

Damals habe ich sie "Quietschemädchen" genannt, die Fechterinnen Anja Fichtel, Zita Funkenhauser und Kolleginnen. Ob sie sich über einen gesetzten Treffer freuten oder oder ihrer Enttäuschung Luft machten: Quiiiiietsch! Kein Stöhnen, Jubeln, Schreien, Schimpfen: Quiiiietsch! Aber das hatte immerhin mit der Anspannung im Gefecht zu tun, es war eine Entladung, wenn auch hörsturzauslösegeeignet (dieses Eigenschaftswort lasse ich mir patentieren).

Die jungen Kassiererinnen von heute haben diese Entschuldigung nicht, wenn sie die Kunden anquietschen: *äh*hal*lo*h*. - Irgendeine Kim (haha! in Wahrheit war das Ann-Kathrin Kramer), Schauspielerin und damals gerade in der Seriensynchronisation beschäftigt, hat das mal in "Zimmer frei!" erklärt. Es hieße Glanzlichter setzen und sie fand es zurecht ganz entsetzlich, machte es aber eindrucksvoll vor bzw. nach. Das kam aus Amerika dem US-Fernsehbetrieb und hat sich auch hier durchgesetzt, die kitschige Überbetonung, um jedem Satz, ja, jedem Wort emotionelles Gewicht zu verleihen. Aus ihrer Fernsehguckbildung heraus quietschen nun diese jungen Dinger an den Supermarktkassen die Kunden an, daß es kaum auszuhalten ist; sie halten das für besonders freundlich.

Ich aber möchte nicht angequietscht werden, nicht von jungen oder alten, von schönen oder weniger schönen, von freundlichen ebensowenig wie von unfreundlichen Damen, denn quietschen ist nicht damenhaft, und ich mag Frauen dann und genaugenommen nur dann wirklich gern, wenn sie entweder Dame oder Kerl oder am besten gleich beides sind, d.h. wenn sie sich zu benehmen wissen und deshalb gerne mal über die Stränge schlagen. Ein bißchen Derbheit ist erfrischend und entspannt immer die etwas angestrengten Situationen zwischen den Geschlechtern, wenn man nicht weiß, ob sie will, daß er will, daß sie will, weil alle das erwarten.. - Quietschen ist Mädchen.

Zeitreihenanalyse klingt gewaltig, ist aber viel heiße Luft. Auf das Wesentliche eingedampft erhält man 18 Seiten, auf denen immer noch viel freier Platz für Anmerkungen bleibt. Ungeachtet dessen gibt es dicke Bücher zum Thema, deren entscheidende Kapitel mit den Worten beginnen: "Gegeben sei ein Vektor V" usw. nach dem Motto: Term X befriedigt die Gleichung M(t) = a + ß * t durch ein gleitendes Mittel der dritten Potenz. So reden die Mathematiker, wenn sie unter sich sind. Ihnen fehlt aber jede Vorstellung, daß es auch Nichtmathematiker gibt bzw. daß diese die exakte Sprache Mathematik nicht ohne weiteres verstehen können (weshalb es auch Seminare gibt, die "Zeitreihenanalyse neu entdecken" heißen, geben müßte es unbedingt "seriöse Zeitreihenanalyse", oder ganz klassisch "Zeitreihenanlyse in 21 Tagen"), und deshalb reden sie immer so, als seien sie unter sich; egal, ob beim Mittagessen in Mensa/Kantine (gegeben sei ein Teigboden T mit Radius r = 13,5 cm. Bringen Sie in den vier Quadranten je eine Jahreszeit unter), ob daheim (gegeben sei eine Durchschnittsfamilie der Aufsteigerklasse mit 1,17 Kindern, 2,3 Autos und 0,4 Hunden in 1.0 Eigenheimen. Ordnen Sie diese gemäß der Gauss'schen Verteilungskurve den verschiedenen Räumen zu), oder in Publikationen (Für einen stochastischen Prozess X der Form Xt = a0 + gXt-1 + et mit einem weißen Rauschen e soll die Nullhypothese H0: g = 1 (Random-Walk mit Drift) gegen die Alternative H1: g < 1 (AR(1)-Prozess) getestet werden. [Das ist der Dickey-Fuller-Test. Nichtmal "Dicki" können sie allgemeinverständlich schreiben]. Ihnen ist nicht bewußt, daß sie mit solchermaßen reiner Lehre und Theorie (also frei von durch Laien verursachte Verunreinigungen und frei von Erklärungszwängen gegenüber einem interessierten Publikum) die Wissenschaft vom Leben und der Welt abkoppeln und dadurch zum Tode verurteilen. Eine Wissenschaft, die nur noch sich selbst verantwortlich ist, trägt nichts mehr bei zur Erkenntnis, sie wird sich im Gegenteil in ein Mittel zur Zerstörung verwandeln. Exakt wie eh und je: Gegeben sei ein Zielobjekt Z mit den Eigenschaften N = 2.35., W = 0.7, A = 33.2, M = 5.4. Finden Sie den optimalen Aufprallpunkt Ap unter Berücksichtung der Beiwerte cw und ct. Was mag Z sein, eine Stadt vielleicht? Diese Frage bleibt ungefragt: es ist ein Problem, das rein mathematisch gelöst wird - jedenfalls soweit es den Mathematiker und einige seiner Zeitgenossen betrifft.

Was ist eigentlich falsch daran, zu überschriften: "Sechstagerennen: 17300 sehen den Startschuß"? Eine ganze Menge, aber ich will das hier nur mit den Stichworten "Scheingenauigkeit", "Platzmangel", "Sinneswahrnehmung", "Tempora" und folglich auch "Mores" referieren, denn der eigentliche Punkt ist, daß besagtes Rennen zwar traditionell in der Stadthalle stattfindet, dieses Bauwerk aber nur noch "Stadthalle" ist und längst auf andere Namen hört und weiterhin hören muß.

Nämlich. Zuerst wollte ich mich neulich freuen, daß unsere schöne alte häßliche "Stadthalle", die nach einer Verhäßlichungskur Modernisierungsmaßnahme und erfolgreicher Sponsorensuche plötzlich AWD-Dome hieß, nun einen neuen Namen sucht, da der Finanzdienstleister AWD den Vertrag nicht verlängert hat, mußte aber in der nächsten Sekunde zur Kenntnis nehmen, daß die "Stadthalle" auf keinen Fall wieder "Stadthalle" heißen soll. - "Mer lasse d'r Dom in Kölle" war mal ein Faschingsmotto (in welcher Stadt wohl?), doch kundige Mitmenschen wiesen mich darauf hin, daß dieser Ausspruch nicht das bedeutet, was er offensichtlich zu bedeuten scheint ("Wir lassen die Kirche im Dorf" - keineswegs. Statt nachzufragen, welche andere Bedeutung denn gemeint sei, wandte ich mich ab und weinte Buttermilch). Wenn man das Wort "Dom" benutzt (und phonetisch gesehen ist "Dome" ebenfalls "Dom"), sollte man auch "Dom" meinen, alles andere führt zu Harndrang, zu Verkehrschaos, und läßt die Haut schneller altern.

Aber so sind diese Provinzler; andauernd verwechseln sie lokal mit provinziell und richten mit ihrem spießig auf "in"ne Metropolen fokussiertem beschränkten Horizont ein Namensgebungsdesaster nach dem anderen an, womit sie das ganze Land zu einer Provinz der von ihnen distanzlos verehrten USA machen. Stadthalle ist nicht originell, aber da sie seit 40 Jahren unter diesem Namen bekannt war, wozu "Dome" und was dergleichen Provinzindikatoren mehr sind. Dieser Unfug griff schon vor Jahren nach den Fußballstadien, die nun "Allianz-Arena" usw genannt werden (das ist wenigstens ein Neubau in München und darf deswegen einen neuen Namen haben, und sei der noch so bescheuert). Wo aber sind die "Glück-Auf-Kampfbahn", das "Volksparkstadion", die "Kampfbahn Rote Erde" (Wow! Der Name hat Erwartungen beim Publikum geweckt!) und viele ihrer Schicksalsgenossen geblieben; wo sind sie geblie-hie-ben? Natürlich leben sie im kollektiven Gedächtnis noch eine Weile fort, aber auf Wegweisern und Hinweistafeln wurden sie ausgemerzt und durch die genannten, um so vieles weltgewandteren Anödungen ersetzt, und das auf Kosten der Allgemeinheit.

Aber so sind diese Provinzler; andauernd verwechseln sie öffentlich mit privat: laben sich gern an öffentlichen Geldern, wollen aber auch unsere privatesten Aktivitäten noch öffentlich überwacht wissen. - Obendrein sehen sie sich zum Verwechseln ähnlich und klingen zum Verwechseln gleich. Wie war noch dieses treffliche Wort, Herr Schopenhauer? - "Dutzendwaare der Natur." - Herzlichen Dank.

"Das sieht aber nicht aus wie auf der Verpackung", sagte unser Benjamin (mit Blick auf sein Mittagessen), der keineswegs Benjamin heißt und auch nicht so gerufen wird, sondern der vielmehr der Svennilsjens-Gruppe zugehört; Namen, die man ständig durcheinanderbringt, ohne daß irgendwer dafür eine Erklärung hätte. Dabei ist es unbedingt ein Fortschritt zu nennen, daß im fraglichen Geburtenjahrzehnt nicht aus mindestens jedem siebten Ei ein Junge gekrochen kam, dessen Vorname mit der Buchstabengruppe "Mar" begann, wie es im dem Dezennium zuvor der Fall gewesen ist. Danach hießen so viele junge Männer Marko, Mario und Markus (gelegentlich ein c für ein k enthaltend), daß man einen Bekannten bei einer zufälligen Begegnung bedenkenlos fragen konnte: "Äh, du bist doch der Mar[genuschelt]", und der Angeredete freute sich, daß man seinen Namen behalten hatte.

Genau auf diese liebgwonnene Gewohnheit muß man bei den Svennilsjensen verzichten, im Gegenteil empfiehlt sich jenen Teil des Gedächtnis' zu stärken, der für die Namensmemorierung zuständig ist. Mir ist allerdings kein Erfolgssystem bekannt, mit dem diese schwierige Aufgabe gemeistert werden könnte. Deshalb trete ich dieser Tage von einem Fettnäpfchen ins nächste, es nimmt kein Ende mit der Peinlichkeit, aber es entwickelt sich ein dickes Fell, ich werde schon gar nicht mehr rot und die emotionale Involvierung läßt nach, so daß es eines nicht allzu fernen Tages für mich Routine sein wird, den Sven-oder-wie-der-heißt mit Nils anzusprechen und vice versa. Die gute alte Eselsbrücke versagt leider (ansonsten immer das erfolgreichte unter den Erfolgssystemen): Nils? Holgersson. Jens? Jensen. Sven? - Sven? - SVEN?

Um aber auf Svennilsjenses Mittagsessen zurückzukommen: freilich sah das auf der Verpackung zum Anbeißen lecker aus (in realiter war es dann dreierlei farblich unterschiedlicher Brei in mikrowellentauglichem Plastik), weil das macht der Marketingkoch, und zwar so: Firma XY hat ein neues Fertiggericht und braucht eine adrette Verpackung, wenn nicht gar eine Werbekampagne. Die einschlägigen Agenturen raten immer zur Kampagne, dabei wollen die Verantwortlichen in den Chefetagen schon für die Verpackung nicht den geforderten Preis bezahlen. Auf der Verpackung soll natürlich das fertigerwärmte Fertiggericht so zu sehen sein, daß der Anblick zum Kauf verlockt. Also wird der Marketingkoch angerufen, es gebe einen neuen Auftrag, alles stehen und liegen lassen, sofort losbrutzeln.

Der Koch guckt erstmal in seinen Terminkalender, sagt "soso" und "vielleicht" bevor man sich einigt, dann geht er die Zutaten einkaufen. Der kocht wirklich ein reelles Gericht, setzt es Agentur- und XY-Chefs vor, die es beäugen (fotogen muß es sein) und verputzen (schmackhaft muß es sein - obwohl das solchermaßen zubereitete Mahl nichts mit dem späteren Produkt gemein hat). Der Werbefotograf fotografiert, der Verpackungsingenieur legt den Abbildungsbereich fest, die Chefs freuen sich über ihr gutes Produkt. Schließlich steht es dann im Supermarktregal oder liegt in der Supermarkttiefkühltruhe und wartet wie die Spinne im Netz darauf, daß jemand auf den Abbildungstrick hereinfällt und den Pferdefuß nicht bemerkt.

Svennilsjens gab weiter zu Protokoll, es schmecke auch nicht gerade gut. Unbegrenzt haltbar, "das hätte mich stutzig machen sollen", sagte er, die Reste seiner Mahlzeit mit resignativem Kopfschütteln betrachtend. Danach war allgemeine Unruhe, jeder wollte einen Beitrag zu dem Thema leisten, man konnte seine eigenen Gedanken nicht verstehen in dem Tohuwabohu. Erinnern kann ich mich nur daran, daß jemand "Weltraumessen aus dem Supermarkt" duch den Raum rief, was uns an dieser Stelle zum Spezialgebiet der Astronautennahrung und damit entschieden zu weit weg führen würde; ich weiß ja auch gar nicht, ob Svennilsjens sich je gewünscht hat, Astronaut zu werden, wenn er mal groß ist. Kinder sind so herrlich ahnungslos: wenn man den zukünftigen Astronauten erklärt, daß es "dort oben" Fritten und so weiter aus der Tube gibt, dann denken die Lütten, eben noch begeisterte Weltenentdecker, natürlich an Senf und Zahnpaste, schon kullern dicke Tränen, und dem Klempnerhandwerk, eben noch ein vom Aussterben bedrohter Beruf, scheint der Nachwuchs gesichert.

Bei Tube fällt mir ein, daß der Oberrabauke von uns Rabauken nachts in einem Zeltlager dem quengeligen Außenseiter (der durchaus zu BWL veranlagt gewesen sein mag, das sind eigentlich so diese Typen) ein wenig Rei aus der Tube zwischen die Zähne gedrückt hat, der Quengler trotzdem nicht über den Halbschlaf hinaus erwachte. Irgendwann hat er's dann doch realisiert und wir bekamen ziemlich Ärger mit der Aufsichtsperson. Soweit mein persönliches Tubenerlebnis und soviel zum Thema - ja, was war denn gleich das Thema?

Denn das fragt man sich doch dann und wann: woher kommen diese Münzen, deren Klimpern im Geldbeutel den Menschen ein fröhliches Lächeln aufs Gesicht zaubert, und zwar überall in den Geschäften, gleichermaßen jenen, die da geben wie jenen, die da nehmen, worauf die Kasse lauter Wohlbehagen klingelt - wie ist das also nun, wo kommt der harte Teil der Währung her?

Am Anfang stand ein neues Prägeverfahren, daß in den staatlichen Münz- und Prägeanstalten im (geheimen) Auftrag des damaligen Finanzministers - dessen Name heute niemanden mehr langweilt - entwickelt worden war und die vergleichsweise teure, sprich: wenig rentable, bisherige Herstellung von Mark und Pfennig ablösen sollte. Um den Einspar- bzw. Gewinneffekt zu erhöhen, änderte man gleichzeitig die Legierung des zu prägenden Metalls, oder anders ausgedrückt: der Schrottanteil wurde deutlich erhöht, Anteile von Silber und Kupfer hingegen gesenkt. Rechtzeitig zur EU-weiten Einführung des Euro - im Volksmund populistisch als "Teuro" verunglimpft - erreichte man Serienreife für das neue Verfahren. Seitdem spricht man im Fachjargon vom "Euro-Backen" und jene privaten, auf Franchise-Basis arbeitenden Kleinmünz- und -prägereien heißen "Euro Bäckerei".

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Die Euro Bäckereien sind fortlaufend numeriert (quirinus pixit)

Der durchschnittliche Euro-Bäcker steht früh auf, um auch die Stunden vor Sonnenaufgang in klingende Münze umzusetzen, denn bereits zur Kaffeezeit am Nachmittag, wo in anderen Berufen noch geschwitzt wird, ja, in machen eben erst der Arbeitstag begonnen hat, kommt das klobige Kassenfahrzeug und holt die frischgebackenen Geldbomben ab, um sie gerecht unterm Bankenvolk zu verteilen (Gerüchten, denen zufolge die Sparkassen hierbei - wegen des in Finanzkreisen negativ omenden "Spar"? - alles andere als bevorzugt werden, sollte man keine Aufmerksamkeit, geschweige denn Glauben schenken). Doch weiter im Takt: zunächst muß der Ofen geheizt werden, denn die gute Münze gelingt nicht unter 400 Grad Celsius. Währenddessen wird die Euro-Masse (von der Bundesbank jeden Montag frisch angeliefert) in Tiegel, die Rohform der künftigen Geldstücke, gespachtelt. Die Tiegel stehen auf Tabletts, die in den großen Backofen eingeschoben werden, sobald die rechte Hitze erreicht ist.

Jetzt geht es Schlag auf Schlag: der Lehrling spachtelt weitere Formen voll, indes der Meister mit dem Prägestempel den hitzeweichen Rohmünzen das vertraute Antlitz verleiht. Kaum ist der Ofen leer, wird er schon wieder gefüllt, denn Zeit ist Geld: die Marge zwischen Ankauf der Euro-Masse und Erlös aus dem Frischgeld ist so knapp, daß an machen Tagen der dann freie Ofen von der Bäckersfrau zum Backen von Keks und Küchlein genutzt wird, durch deren Verkauf ein kleines Zubrot anfällt, wenn am Geld mal wieder nichts zu verdienen ist.

So geht es zu in der Innung, die übrigens auch ein eigenes - nein, nicht innigliches, sondern - zünftiges Lied aufzuweisen hat, das zu jeder vollen Stunde aus den Euro Bäckereien durch die Straßen weht, um der Welt voll Stolz vom Stolz auf ihr einzigartiges Handwerk zu künden:

Euro-Bäcker-Lied

Kohle, Eisen, Kies, Moneten
morgens ist nicht Zeit zu beten
schür das Feuer, knet die Masse
daß sie in die Tiegel passe

Knete, Zaster, Moos, Penunze
keinen Euro je verhunze
präg und münze alles recht
tu es billig, doch nicht schlecht

Ist das Tagewerk gelungen
und das Innungslied gesungen
iß dein Abendbrot mit Dank
zum Münzenklimperklapperklang

Begebe zeitig dich zur Ruh
schließe deine Äuglein zu
atme tief und schlafe ein
träum von Münzen groß und klein

Französisch müßt man können, das dachte ich schon oft. Da klingt alles irgendwie eindrucksvoll, egal was es ist. Zum Beispiel "Bois de la Vache"; da sagst du erstmal boah! Wenn dir klar wird, daß "la Vache" französich für "die Kuh" ist, bleibt von der Verzückung nicht viel übrig: "Kuhwald", naja. So ist das mit dem Französischen, alles aufgebauscht, alles Louis Quatorze oder Quinze oder wie, den Arsch nie abwischen, stattdessen tonnenweise Puder draufstreuen, das ist die Wahrheit, alles merde, naturellement.

Das ist wirklich der Hammer, oder? Al Quaida bildet nicht nur Agenten, sondern sogar Doppel-Agenten aus. Was sage ich: Dreifach-Agenten! Oder ist Jener bei der CIA ausgebildet worden und dann von der weltumspannenden, allmächtigen und überall Krieg gegen die Kraft der Freiheit führenden Al Quaida abgeworben? Undursichtiges Dunkel der Dunkelmänner, undurchdringlicher Dschungel der Geheim-Jungs, finsteres Vorgehen fieser Visagen.

Merkwürdig, daß dieselben Geheimdienste, die anscheinend so gar nichts Konkretes über Al Quaida wissen (oder immer erst im Nachhinein), sehr konkret über alles informiert werden wollen, was wir tun und lassen. - Hoppla, begehe ich da eben ein Gedankenverbrechen?

 

twoday.net AGB

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