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zickezacke

Seit einer Woche ist mein Bruder erkältet, begleitet von einer Mattigkeit an den ersten Tagen der Krankheit, die er nie zuvor gespürt hatte. Schweinegrippe? Die Erkältung fiel mit dem Tauwetterbeginn am ersten Weihnachtstag zusammen und hat auch bei mir nicht erkranktem eine nie zuvor gespürte Mattigkeit ausgelöst. Schweinegrippe? Er habe sich genau im Spiegel betrachtet, sagte er mir, und dabei verengte Augen festgestellt, "aber keine Schweinsäuglein". Und Schweinegrippe, das legt die Bezeichnung nahe, läßt einen doch wie ein Schweinchen aussehen, nicht wahr? Wäre die geschürte Pandemiehysterie begründet und alle Menschen liefen als Schweinchen umher, so fände ich das viel süßer als die Realität, wenngleich die hohe Sterblichkeitsrate solche Betrachtungsweise eigentlich verbieten sollte. Aber da bin ich halt Schwein und sage die Wahrheit.

Ach, denke ich eben beim Lesen dieses Artikels, wie hast du es gut, Nordrhein-Westfalen, daß du eine Justizministerin namens Roswitha Müller-Piepenkötter dein eigen nennen kannst. Gewiß laufen die Nordrhein-Westfalenesen lachenden Gesichts über die Straßen dieses auserwählten Landes. Oder auch nicht. Eher nicht, nicht?

[WARNUNG: dieser Blogeintrag enthält widerwärtige Links, lassen Sie ihn nicht offen herumliegen. Schützen Sie Ihre Kinder!]
Gammelfleisch schmeckt immer schlechter als man glaubt, so lautet der erste Entwicklungssatz der Nutristik. Auch sonst gibt es einiges zu vermelden, nicht zu vergessen die Standard-Dönerbude. Kein Interesse an Gammelfleisch? Na, dann pfeif dir doch ne Pizza rein; am besten Quattro Stagioni.

Nirgends sonst vergißt man Namen so schnell wie am Telefon, vorausgesetzt man hat sie überhaupt akust-phonetisch mitbekommen: da ist Name nicht einmal Schall und Rauch. Man stochert dann so herum, "Herr Äh - wenn Sie freundlicherweise..." oder auch "Frau Öh - wie war doch gleich ..." und so weiter und so fort. Es ist eine Blamage in Fortsetzungen ohne Ende, ein roter Faden von Peinlichkeit, der statt heraus immer tiefer in das Labyrinth der Schuldgefühle - griechisch: minos teuros, wortwörtlich: minderer Wert - hineinführt, bis einem alles egal ist. Dann äh-t und öh-t man ungeniert, denn immer findet sich eine Person, die es noch schlimmer treibt, und in einer Abwärtsspirale sondergleichen rauscht die telefonierende Menschheit einem Tiefstpunkt (oder müsste es Höhepunkt heißen?!) des Sittenverfalls entgegen. - Neulich erst rief mich jemand an, der, nachdem ich mich als nicht der erwünschte Gesprächsteilnehmer herausgestellt hatte, mir ein "Gehen Sie sofort aus der Leitung" ins Ohr schmetterte. Immerhin "Sie"; ein letzter Hauch von Zivilisiertheit ...

Aus einem Kapitän, der gelassen sein Boot steuert, wird durch geschickte Übersetzung ein Akrobat: Kapitän Jake blieb am Steuer; er stand davor und betätigte es mit der linken Hand hinter seinem Rücken. Dieser Teufelskerl!

Daß wir seit dem Mauerfall vor 20 Jahren in einer neuen Bundesrepublik leben, in der Freiheit und Demokratie großgeschrieben werden, macht kaum ein Vorfall so deutlich, wie jene Durchsage neulich auf der Feier des Mauerfalljubiläums: "Das Brandenburger Tor kann aus Sicherheitsgründen leider noch nicht geöffnet werden." zitiert eine ansonsten sehr feierbejahende Rundfunksendung mit dem Hinweis, dies sei ein Schönheitsfehler. Aber wo war die Schönheit?

Schokoladenkennern ist keine Neuigkeit, was ich heute den Kollegen zurief: "Der Sarotti-Mohr ist tot!" und "Seht mal." Da war der schwarze Mann gegen einen Güldenen ausgetauscht. So einfach läßt sich der Mohr aber nicht abschieben ("Der Mohr hat seine Schuldigkeit getan, der Mohr kann gehn", ja? Das hätte manch einer wohl gerne) und im Internet ist er dementsprechend präsent. - Ganz unter uns: dementsprechend ist ein richtig bescheuertes Wort.

Doch nicht nur freundliche Zeitgenossen (mit schokoladeverschmierten Lippen beispielsweise) lassen ihn dort leben, sondern trist humorlose Köpfe widmen ihm Fotogalerien, um zu beklagen, daß er noch immer nicht komplett aus Deutschland vertrieben worden sei. Vergeblich suchte ich auf jener Seite nach Forum, E-Mail, Kommentarfunktion - mit diesen Leuten ist eine Kommunikation nicht möglich. Vielleicht wollen sie einfach nicht zuhören. Sonst sagte ich ihnen in etwa dies:

Liebe Antirassisten und Mohrenretter, eure Abschichten mögen ehrenwert sein, doch bin ich nicht einverstanden, denn beinahe jede der von euch als Anklage oder Vorwurf veröffentlichten Abbildungen ruft bei mir unweigerlich gute Laune hervor. Ob Mohrenstraße, Mohren-Apotheke, Negerkuß, Sarotti-Mohr - ich möchte nichts davon missen. Möglicherweise ist Kultur, mit allen historisch gewachsenen Vorzügen und Nachteilen, einfach eine Angelegenheit für reife Menschen mit Humor. Darüber gründlich nachzudenken empfiehlt (mit den üblichen Grüßen) der wahre Dicki.

Das konnte ich den Leuten also nicht schreiben, da bei ihnen die Kommunikation als Einbahnstraße angelegt ist. Dafür kann ich aber hier schreiben, daß ich für Eiferer jeglicher Couleur nichts übrig habe. Und daß es eine bestimmte Sorte Eiferer gibt, die durchaus dem Neuen aufgeschlossen gegenüber stehen: sie machen eben eine feste Regel daraus und verlangen, daß alle Menschen nach dieser Regel leben. Solch eine Regel kann auch der Antirassismus sein. Peinlich nur, daß trotz aller Proteste gegen rassistische Praktiken unter dem politisch korrektem Mäntelchen die Vertreibung des Mohren aus Deutschland häßlich wie je hervorlugt.

Radioreporter: Wir stehen hier am Rand der ersten bundesdeutschen Schornsteinfegerdemonstration, einer eindrucksvollen Prozession, möchte ich fast sagen, die Demonstranten alle in Schwarz gekleidet, einen Zylinderhut auf dem Kopf, die Gesichter rußverschmiert. Fragen wir doch einfach mal - äh, hallo Sie!
Demonstrant: Wer - ich?
Radioreporter: Ja, genau. Worum geht es denn eigentlich?
Demonstrant: Na, zunächst mal um Respekt im Allgemeinen. Wir finden das gar nicht so angenehm, wenn Wildfremde auf uns zustürzen, um uns die Hand zu schütteln oder über unsere Schulter zu spucken. Ich meine, da sind doch Glücksschweine noch besser dran!
Radioreporter: Ich kann durchaus ihre Gefühle verstehen, aber sollte da nicht ein sinnvoller Kompromiß - also, ich meine, die Menschen haben doch ein gewisses Anrecht darauf, daß Schornsteinfeger ihnen Glück bringen, wenn man nun das Gespucke sein ließe, meinen Sie nicht, daß ...
Demonstrant: Ja sicher. Aber so einfach ist die Situation eben nicht.
Radioreporter: Wie meinen Sie das?
Demonstrant: Na, die neue Regierung hatte doch nichts Besseres zu tun, als im Koalitionsvertrag die Schornsteinfeger als Glücksbringer zwangszuverpflichten, ich zitiere: "In dieser für uns Alle so schweren Zeit brauchen die Menschen vermehrt einen Glauben und eine Hoffnung. Die Schornsteinfeger sind in besonderem Maße" und so weiter und so weiter. Da können wir noch von Glück sagen, daß wir keine Erfolgsquoten zu erfüllen haben, wie dies Herr Reblaus, äh Raubzug, nee Sauburg äh nee äh nee, verflixt ...
Radioreporter: Sie meinen Herrn Minister Seefort?
Demonstrant: Ach genau. Wie das der Seefort gefordert hat.
Radioreporter: Gewiß, gewiß. Aber wenn Sie an die Unterprivilegierten denken, denen zwischen Hartz und Fernsehen keine Perspektive geblieben ist, ob Sie da nicht doch ein wenig - ein ganz klein wenig nur - Glück bringen sollten?
Demonstrant: Herr -
Radioreporter: Fragmich.
Demonstrant: Tu ich doch.
Radioreporter: Fragmich, das ist mein Name.
Demonstrant: Herr Fragnich, glauben Sie an den Weihnachtsmann?
Radioreporter: Nein, woher denn!
Demonstrant: Eben. Tschüssikowski.
Radioreporter: Hä? Wieso "eben"? - So ein Dreckschwein, den müßte man ...

dachte ich für einen Moment, als ich letzten Samstag im Supermarkt vor einer Kiste abgepackter Erdbeeren stand. Das ist doch wohl! Aber dann wollte ich wissen, aus welchem exotischen Land diese Gaumenfreude des Mai und Juni herangekarrt worden ist, und ich las: Niederlande.

Die Niederlande ist gut dran und darf sich ungestraft solche und schlimmere Sünden leisten. Wer ruft schon "Nieder mit den Niederlanden" oder meinetwegen "Nieder mit der Niederlande" - das ist auch dem Dümmsten noch zu dumm. Oder "Nieder mit den niederländischen Agrarfabriken", solche Ungetüme ruft kein normaler Mensch. Als Transparent kann ich mir das vorstellen, in einer Demonstration des KBW. Aber das ist ein ganz anderes Thema.

Eine Welt, in der Kinder die Pampelmuse als Grapefruit kennenlernen, ist eines Zaubers, eines Mirakels beraubt und die Kleinen tun mir leid. Das Wort Pampelmuse hat Charakter und es klingt mir so schön, daß ich gar nicht wissen möchte, woher es stammt. Anders die Reneklode, eine eingedeutschte Version der erhabeneren Reine Claude, welches eine süße, dennoch erfrischende Pflaumensorte ist, Königin Claudia. Vorbelastet wie alle Pflaumen bis ans Ende meiner Tage ist sie, die Reneklode, einfach weil Uli G. eines Morgens beim Frühstück meinem Mitlehrling Frank eindeutig zweideutig vorführte, wie man eine Pflaume öffnen müsse. Frank (süße sechzehn damals) wand sich vor Verlegenheit, was ich gut verstehen konnte. Ja, verehrte Dame, so nehmen sie doch bitte zur Kenntnis, daß die Natur dem Manne einen Knüppel zischen die Beine geworfen hat: das ist der Grund, weshalb sie ihn am Nasenring im Kreis herumführen können, wann immer ihnen danach ist, Reine Claude. Von derlei Ballast ist die Pampelmuse frei; sie zieht uns vor Bitterkeit den Mund zusammen und macht uns doch im Herzen froh - solange man sie nur bei ihrem richtigen Namen nennt.

 

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