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Der Regisseur Anthony Mann hat gerade in den 50ern zahlreiche Western gedreht, die ins melodramatische Fach fallen, weshalb ich nur „Fernsehen“ sage, denn dort hat das Melodram den perfekten Platz, als unauthentische Gefühlsduselei im unauthentischen Medium schlechthin. Der beste dieser Western scheint mir „Winchester 73“ (von 1950) zu sein, in dem James Stewart einen zerrissenen Charakter spielen kann, dessen Story aber überzeugender ist als in vielen folgenden Mann-Western, die sich viele Freiheiten mit der Logik und Folgerichtigkeit herausnehmen. Diese Filme haben eine Botschaft, was in „The Tin Star“ (diesmal mit Henry Fonda) schon an die heutige political correctness grenzt. Nur war es in den 50er Jahren in den USA ein Fortschritt, nicht auf Indianer und Neger herabzusehen, sondern ihnen eine eigene Würde zuzugestehen. Dieser Fortschritt hat allerdings nur zu fortschreitender Verlogenheit geführt anstatt zu mehr Verständnis - Rassenunruhen sind nun einmal authentischer als verkrampftes Liebgetue: erstere spiegeln die ungeschminkte Wahrheit, letzteres ist verkapptes Herrenmenschentum.

Immerhin ist es komisch zu sehen, wie später berühmte Schauspieler in den 50er Jahren ihre ersten Film(neben)rollen hatten, z.B. Anthony Perkins als Aushilfssherrif in „The Tin Star“, dem beim Üben des eleganten Coltdrehens die Waffe aus der Hand poltert, oder Rock Hudson (als Häuptling Kleiner Bär) und Tony Curtis (als Blaurock) in „Winchester 73, wo ein gewisser Dan Dureya eine ganz ganz bösen Bösewicht (aber nicht den bösesten) spielt. Es galt immer die Regel, daß der Held umso strahlender (und der Film umso überzeugender) ist, je stärkere der Schurke besetzt wird. Deshalb ist „Liebesgrüße aus Moskau“ der beste James Bond Film; Robert Shaw (der später u.a. der zynische Kutterkapitän in „Der weiße Hai“ und der Bandenführer in „Pelham 123“ war) verkörpert überzeugend tödliche Gefahr.

Und „Winchester 73“? Hätte eine Variation der Geschichte von Kain und Abel sein sollen, blieb aber an der spektakelnden Oberfläche und konzentrierte sich auf die Rache einer Blutschuld, die James Stewart nach einem bilderbogenhaften Querschnitt durch den wilden Westen des Jahres 1876 endlich eintreiben durfte. Ach, wenn die schlechten Menschen doch immer tödlich getroffen von schroffen Felsen herabstürzen würden! Leider gibt es das nur im Melodram. Aber irgendwie auch schön, daß es immer Bösewichte gibt, die man als guter Mensch guten Gewissens totschießen darf. Oder verbrennen. Oder steinigen. Oder. Oder. Oder?
 

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