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Ein reißerischer Titel, im spanischen Original heißt der Film schlicht "Reinas", also Köni-ginnen, bzw. Herrsche-rinnen oder auch Regen-tinnen (nicht zu verwechseln mit Regen-tonnen). Aus der Flut schwuler und angeschwulter Optimismus-Filme picke ich diesen heraus, weil er außer Drama, Oberflächlichkeit und heiler-Welt-Ende ein ausgezeichnetes und funktionierendes Drehbuch hat: drei schwule Paare und deren Elternteile werden am Wochenende der ersten legalen Schwulenhochzeit in Spanien begleitet, durcheinandergewirbelt und vereint, in geschickten Rückblenden ebenso wie in (mehr oder minder) komischen Szenen.

Wie immer man diesen Film beurteilt, der Anfang ist schon mal interessant. Die Kamera fährt durch den Gang eines Großraumabteils in einem dieser Hochgeschwindigkeitszüge. ER betrachtet SIE, SIE liest schmachtend in einem Buch, inszeniert das Fallenlassen desselben, die Frau neben IHM - seine Gattin? - scheint den Braten zu riechen. SIE geht zur Toilette, er folgt ihr, das liegengebliebende Handy schnurrt, die - mögliche - Gattin nimmt den Anruf an. Es ist der schwule Sohn, und die Fremde - wie sich nun herausstellt - betätigt sich durch die Klotür als Mittlerin zwischen Sohn und vögelnder Mutter.

Und so weiter, ein bunter Reigen menschlicher Irrungen und Wirrungen im Zeitalter des anything-goes, unterhaltsam und flott und konform im Glauben, nonkonformistisch zu sein. Letzten Endes schmeißen die Mütter (und ein Vater) den Laden und lenken ihre Bälger in die (seien wir ehrlich: als überflüssig empfundene) Homo-Ehe. Mich haben dabei Carmen Maura und Marisa Paredes beeindruckt. Marisa, fand ich überrascht heraus, ist ein Jahr jünger als Carmen, wirkt aber mindestens zehn Jahre älter. Das hat mich geärgert.

Wie man seinen Star inszeniert, hat Pedro Almodovar vorgemacht (nach hunderten Vorbildern, natürlich). In "Alles über meine Mutter", ein paar Jahre zuvor gedreht, wird Marisa Paredes von ihren besten Seiten gezeigt, und ich habe nicht vergessen, wie ich damals nach dem Kinobesuch dachte: was für ein Gesicht, markantes Profil, scharfgeschnittene Züge, Donnerwetter noch eins! Und sie darf eine unglücklich verliebte Theaterschauspielerin sein, voller Besorgnis, Herz und Mitgefühl. Aber auch jener Film bleibt trotz aller Tränen an der Oberfläche, und das ist das Charakteristikum all dieser schwulen und angeschwulten Filme; am Schluß gibt es ein heile-Welt-Ende.

Immerhin, ein Ende. Das ist realistisch.
 

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