in eigener Sache
Meine Abneigung gegen Anekdoten entstand schon im Kindesalter und wurde durch die Rubrik "Die kleine Anekdote" auf der "Rätsel und Roman"-Seite des Weser Kurier hervorgerufen. Vielleicht hätte meine Mutter mir den Sinn dieser Geschichten nicht dadurch zu erklären versuchen sollen, daß sie eine Art Witz seien, denn ich wußte bereits: über Witze lacht man meist, über Anekdoten nie.
Dennoch habe ich seit Jahren eine Lieblingsanekdote - die sich in Wahrheit nie zugetragen hat, was sie aber vermutlich mit manch anderer Anekdote gemein hat. Ebenfalls gemein hat sie, daß die Pointe nicht ins Auge fällt. Sofern und falls Anekdoten überhaupt Pointen haben. Sie - meine Lieblingsanekdote - handelt von meiner Mutter, die als gebürtige Niederländerin (Amsterdamerin, würde sie selbst sagen), eine etwas andere Sprachauffassung hat als der gemeine Deutsche. Aber nicht darum geht es, sonderm um ihren äußerst flexibel und überraschend angewandten Ausspruch "Das Ding tut es nicht". Und hier ist die Geschichte:
Sie ruft bei mir an und sagt:" Ich muß dir mal eben was erzählen. Ich hatte noch nie Probleme mit Bananen aufzupulen, heute morgen hatte ich Lust auf eine Banane und will die aufmachen, aber das verflixte Ding tut es nicht."
Auch das hat sie mit vielen anderen Anekdoten gemein: daß ihr Erzähler glaubt, etwas Interessantes erzählt zu haben.
Dennoch habe ich seit Jahren eine Lieblingsanekdote - die sich in Wahrheit nie zugetragen hat, was sie aber vermutlich mit manch anderer Anekdote gemein hat. Ebenfalls gemein hat sie, daß die Pointe nicht ins Auge fällt. Sofern und falls Anekdoten überhaupt Pointen haben. Sie - meine Lieblingsanekdote - handelt von meiner Mutter, die als gebürtige Niederländerin (Amsterdamerin, würde sie selbst sagen), eine etwas andere Sprachauffassung hat als der gemeine Deutsche. Aber nicht darum geht es, sonderm um ihren äußerst flexibel und überraschend angewandten Ausspruch "Das Ding tut es nicht". Und hier ist die Geschichte:
Sie ruft bei mir an und sagt:" Ich muß dir mal eben was erzählen. Ich hatte noch nie Probleme mit Bananen aufzupulen, heute morgen hatte ich Lust auf eine Banane und will die aufmachen, aber das verflixte Ding tut es nicht."
Auch das hat sie mit vielen anderen Anekdoten gemein: daß ihr Erzähler glaubt, etwas Interessantes erzählt zu haben.
Dicki - am Fr, 09. Juli 2004, 12:59 - Rubrik: in eigener Sache
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Am Vorabend des Vatertages saß ich mit Maura erst vorm "Lemans", später im "Rum Bumpers". Diesmal hatte ich mir den Hinweis verkniffen, daß ich kein Geld habe, um in Kneipen zu saufen; glaubte aber auch, nach drei oder vier "HappyHour"-Bieren heimwärts radeln zu können. Pustekuchen. Sieben Beck's waren es schließlich, eines davon hatte er mir ausgegeben.
Als wir das vorletzte Bier zischten und aus krümeligen Tabakresten irgendwie Zigaretten drehten, wurde unser Gespräch so richtig interessant und dauerte - ohne Zigaretten, bei einem gedehnten Bier - noch über eine Stunde. Wir sind beide Männer, die sich nicht prügeln können und deshalb den demütigenden Inszenierungen ohnmächtiger Machtbesessener folgen mußten (bzw. gelegentlich auf die Schnauze kriegten). Später - der Übergang ist aus meiner Erinnerung verschwunden - fing er von seinem Vater an. Er würde gern nochmal mit ihm sprechen können, um ihm zu sagen, daß er ihn versteht. Sein Vater war Alkoholiker, meiner ein Tablettenjunk.
Von der Sucht meines Vaters habe ich erst 15 Jahre nach seinem Tod erfahren; und es erklärte mir manches. Maura dagegen hat seinen Vater als Alkoholiker erlebt. Wie der besoffen auf dem Fußboden rumkroch; in einem Gespräch mehrfach fragte: und was hast du vor im Leben? obwohl die Frage schon mehrfach beantwortet war; den Sohn bat, für sie beide Bier zu besorgen und versuchte, ihn zum Komplizen seiner Sucht zu machen.
Kinder sind überfordert mit den Problemen ihrer Eltern. Erwachsene haben die verdammte Pflicht, sich vor ihren Kindern und für ihre Kinder zusammenzureißen. Werden die Kinder erwachsen, sollten sie allerdings Verständnis für ihre Eltern haben. Es wird ihnen umso leichter fallen, je mehr Verständnis die Elten für sie hatten . - Als ich meiner Mutter vor Jahren Vorwürfe machte, sagte sie hilflos: Ach Kind, wir hatten unsere eigenen Probleme. So ist es, und herausgekommen ist dabei ein Trotzkopf, der erst mit 40 Jahren begann, Vernunft anzunehmen.
Maura verstehe ich jetzt besser: oft schwatzt er einen mit allem Möglichen voll, ohne zu überlegen, ob das für den anderen von Belang oder überhaupt verständlich ist. Naiv-kindlich, insofern symphatisch, aber auch anstrengend. Natürlich: er sucht nach Anerkennung. Nun ahne ich, weshalb.
Ich fühle mich in meine ersten bewußten Lebensjahre zurückversetzt: wir begegneten uns auf der Straße (ich war nie in einem Kindergarten) und erzählten uns Belangloses und Intimes, naiv und vertrauensvoll: wir glaubten an das Gute in der Welt. So einer ist der Maura. Endlich mal wieder ein Mann, mit dem ich gern befreundet bin. Bei all dem Dreck in der Welt ist die Unschuld eines Menschen äußerst erfreulich und keineswegs selbstverständlich.
Als wir das vorletzte Bier zischten und aus krümeligen Tabakresten irgendwie Zigaretten drehten, wurde unser Gespräch so richtig interessant und dauerte - ohne Zigaretten, bei einem gedehnten Bier - noch über eine Stunde. Wir sind beide Männer, die sich nicht prügeln können und deshalb den demütigenden Inszenierungen ohnmächtiger Machtbesessener folgen mußten (bzw. gelegentlich auf die Schnauze kriegten). Später - der Übergang ist aus meiner Erinnerung verschwunden - fing er von seinem Vater an. Er würde gern nochmal mit ihm sprechen können, um ihm zu sagen, daß er ihn versteht. Sein Vater war Alkoholiker, meiner ein Tablettenjunk.
Von der Sucht meines Vaters habe ich erst 15 Jahre nach seinem Tod erfahren; und es erklärte mir manches. Maura dagegen hat seinen Vater als Alkoholiker erlebt. Wie der besoffen auf dem Fußboden rumkroch; in einem Gespräch mehrfach fragte: und was hast du vor im Leben? obwohl die Frage schon mehrfach beantwortet war; den Sohn bat, für sie beide Bier zu besorgen und versuchte, ihn zum Komplizen seiner Sucht zu machen.
Kinder sind überfordert mit den Problemen ihrer Eltern. Erwachsene haben die verdammte Pflicht, sich vor ihren Kindern und für ihre Kinder zusammenzureißen. Werden die Kinder erwachsen, sollten sie allerdings Verständnis für ihre Eltern haben. Es wird ihnen umso leichter fallen, je mehr Verständnis die Elten für sie hatten . - Als ich meiner Mutter vor Jahren Vorwürfe machte, sagte sie hilflos: Ach Kind, wir hatten unsere eigenen Probleme. So ist es, und herausgekommen ist dabei ein Trotzkopf, der erst mit 40 Jahren begann, Vernunft anzunehmen.
Maura verstehe ich jetzt besser: oft schwatzt er einen mit allem Möglichen voll, ohne zu überlegen, ob das für den anderen von Belang oder überhaupt verständlich ist. Naiv-kindlich, insofern symphatisch, aber auch anstrengend. Natürlich: er sucht nach Anerkennung. Nun ahne ich, weshalb.
Ich fühle mich in meine ersten bewußten Lebensjahre zurückversetzt: wir begegneten uns auf der Straße (ich war nie in einem Kindergarten) und erzählten uns Belangloses und Intimes, naiv und vertrauensvoll: wir glaubten an das Gute in der Welt. So einer ist der Maura. Endlich mal wieder ein Mann, mit dem ich gern befreundet bin. Bei all dem Dreck in der Welt ist die Unschuld eines Menschen äußerst erfreulich und keineswegs selbstverständlich.
Dicki - am Fr, 21. Mai 2004, 1:18 - Rubrik: in eigener Sache
Hineingestopft vom aufmerksamen Briefträger, damit niemand die Hochglanzzeitschrift klaut, kam mir beim Öffnen Das Exklusiv-Journal der Sparkasse Bremen namens "girexpress" entgegen. 'Schreibfehler!' rief es in mir, 'Gier Express!'.
Dann nahm ich das Titelthema dieser Ausgabe wahr - "Trendsport Golf: Topfit ohne Risiko". Genau das richtige Thema für jene zigtausend finanziell klammer Sparkassenkunden, die nun gewiß voll froher Erwartung auf jede zweite warme Mahlzeit verzichten werden, um im Trend zu liegen und mal ganz ohne Risiko topfit zu sein.
Zuvor, so gegen elf Uhr, hatte mir der freundliche junge Sachbearbeiter meiner Personal-Service-Agentur mitgeteilt, daß nun die Probezeit zuende gehe und man sich werde entscheiden müssen: ob man mir kündigt oder mich bei verminderten Bezügen weiterbeschäftigt. (Wer PSA nicht kennt: die nehmen Langzeitarbeitslose unter Vertrag, wofür sie erhebliche Zuschüsse vom Arbeitsamt bekommen, und sollen einen in Anstellungen vermitteln, wofür sie Erfolgsprämien kassieren) "Wir müssen wirtschaftlich denken. (...) Es ist sicher nicht angenehm, das genau vorm Wochenende zu erfahren; ich weiß, wie dann die Gedanken im Kopf rattern ... " - ich habe auf Durchzug geschaltet. Montag soll entschieden werden.
Wenn sie einem etwas antun, sollen sie dazu stehen. Aber nicht dieses "Sicher ist es nicht angenehm für sie, daß wir sie erschießen, aber wir müssen uns an die Regeln halten, das verstehen sie doch sicher?" Arschlöcher!
Danach jedenfalls fühlte ich mich ganz und gar nicht topfit und war mir des Risikos in unserer modernen Lebenskultur bewußt, als einziges Vermögen ein kreatives, und statt krimineller Energie bloß Schaffenskraft und Mitgefühl zu besitzen. Ob ich es doch mal mit Golf versuche? Ungeschickt wie ich bin, könnte ich ohne Risiko ein paar trendige, topfitte Anlageberater mit dem Golfball niederstrecken.
Am Nachmittag dann heitere Momente. Einer Bekannten zuliebe nahm ich an einer Konsumentenbefragung teil.
"Würden Sie folgenden Aussagen zustimmen (ganz, etwas, nicht):
Ich mag Intel (AMD)
Ich habe eine gute Beziehung zu Intel (AMD)
Intel (AMD) hat meine Bedürfnisse verstanden"
Wir haben von Herzen über diesen Schwachsinn gelacht.
Mein Fazit: Menschen darf man schlechter behandeln als seine Fußmatte, aber zu Produkten soll man eine "emotionale Bindung" entwickeln. Gestärkt durch diese Erkenntnis fühle ich mich topfit for future.
Dann nahm ich das Titelthema dieser Ausgabe wahr - "Trendsport Golf: Topfit ohne Risiko". Genau das richtige Thema für jene zigtausend finanziell klammer Sparkassenkunden, die nun gewiß voll froher Erwartung auf jede zweite warme Mahlzeit verzichten werden, um im Trend zu liegen und mal ganz ohne Risiko topfit zu sein.
Zuvor, so gegen elf Uhr, hatte mir der freundliche junge Sachbearbeiter meiner Personal-Service-Agentur mitgeteilt, daß nun die Probezeit zuende gehe und man sich werde entscheiden müssen: ob man mir kündigt oder mich bei verminderten Bezügen weiterbeschäftigt. (Wer PSA nicht kennt: die nehmen Langzeitarbeitslose unter Vertrag, wofür sie erhebliche Zuschüsse vom Arbeitsamt bekommen, und sollen einen in Anstellungen vermitteln, wofür sie Erfolgsprämien kassieren) "Wir müssen wirtschaftlich denken. (...) Es ist sicher nicht angenehm, das genau vorm Wochenende zu erfahren; ich weiß, wie dann die Gedanken im Kopf rattern ... " - ich habe auf Durchzug geschaltet. Montag soll entschieden werden.
Wenn sie einem etwas antun, sollen sie dazu stehen. Aber nicht dieses "Sicher ist es nicht angenehm für sie, daß wir sie erschießen, aber wir müssen uns an die Regeln halten, das verstehen sie doch sicher?" Arschlöcher!
Danach jedenfalls fühlte ich mich ganz und gar nicht topfit und war mir des Risikos in unserer modernen Lebenskultur bewußt, als einziges Vermögen ein kreatives, und statt krimineller Energie bloß Schaffenskraft und Mitgefühl zu besitzen. Ob ich es doch mal mit Golf versuche? Ungeschickt wie ich bin, könnte ich ohne Risiko ein paar trendige, topfitte Anlageberater mit dem Golfball niederstrecken.
Am Nachmittag dann heitere Momente. Einer Bekannten zuliebe nahm ich an einer Konsumentenbefragung teil.
"Würden Sie folgenden Aussagen zustimmen (ganz, etwas, nicht):
Ich mag Intel (AMD)
Ich habe eine gute Beziehung zu Intel (AMD)
Intel (AMD) hat meine Bedürfnisse verstanden"
Wir haben von Herzen über diesen Schwachsinn gelacht.
Mein Fazit: Menschen darf man schlechter behandeln als seine Fußmatte, aber zu Produkten soll man eine "emotionale Bindung" entwickeln. Gestärkt durch diese Erkenntnis fühle ich mich topfit for future.
Dicki - am Fr, 02. April 2004, 23:46 - Rubrik: in eigener Sache
Ich sitze auf dem Klo und schaue aus dem Fenster. Am Himmel schwebt eine schöne dicke Haufenwolke vorüber. Wohlgefühl!
Dicki - am Do, 25. März 2004, 23:56 - Rubrik: in eigener Sache
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Ob es sich nun wirklich um ein Schwein handelte oder um eine Sparbüchse unterschiedlichster Gestalt - wer mit dem Sparschwein aufgewachsen ist, hat gelernt, daß nur das Geld ausgegeben werden kann, das tatsächlich vorhanden ist. Jedenfalls dann, wenn die Eltern vernünftig genug waren, keinerlei Vorschuss auf eventuell zukünftig Erspartes auszuzahlen.
Je schwerer das Sparschwein wurde und je weniger leeres Geklapper aus seinem Innern drang, desto interessanter wurde die Frage, welches Vermögen es in seinem Bauch bereits barg. Mit einem Obstmesser, einem Brieföffner oder einer Nagelfeile stocherte man im Münzschlitz des überkopf gehaltenen Schatzkästleins und förderte Pfennige, Groschen und ab und zu auch einen Fünfziger zutage, zählte das Geld, spekulierte, wie lange es noch dauern mochte, bis die erforderliche Summe für die geplante Anschaffung zusammengespart sein würde und freute sich auf die Erfüllung eines kleinen, aber mit Beharrlichkeit gehegten Wunsches.

Sparen konnte ich schon, bevor ich ein Sparschwein hatte. Von meinen drei Groschen wöchentlichem Taschengeld legte ich ab Oktober einen oder zwei zurück, bis ich die 1,50 DM für das große Felix-Weihnachts-Sonderheft 1965 - mit Goldfarbe bedruckt! - beisammen hatte.
Unvernünftige Eltern untergraben den Realitätssinn ihrer Kinder, indem sie ihnen dauernd Sonderwünsche erfüllen. So sind offenbar unsere Politiker und Manager aufgewachsen. Sie reden viel vom Sparen - und damit man ihnen glaubt, streichen sie immer dreister an allen sozialen Leistungen herum - aber sie geben mit beiden Händen Geld zum Alleinwohl der Wirtschaft (und zu ihrem persönlichen Wohlergehen) aus; ist nicht genügend Geld zum Abarbeiten der jeweiligen Wunschliste vorhanden, werden Kredite aufgenommen. Dies fällt ihnen leicht, da es sich nicht um ihr Eigentum handelt, sondern um Steuergelder oder Firmenvermögen.
Wie leicht lebt es sich mit der Verantwortungslosigkeit, wenn andere die Zeche zahlen. Sie haben nicht einmal Vergnügen daran; es ist ihnen nie genug (als quasi-Kommentar spielt Funkhaus Europa soeben 'Bankrobber Blues' von den Tiger Lillies).
Welche Freude aber bereitet ein sich allmählich füllendes Sparschwein, wie erwartungsfroh ist das Sparen auf etwas, das man sich wirklich wünscht. Und sei der Wunsch auch nur ein mit Goldfarbe bedrucktes Felix-Weihnachts-Sonderheft.
Je schwerer das Sparschwein wurde und je weniger leeres Geklapper aus seinem Innern drang, desto interessanter wurde die Frage, welches Vermögen es in seinem Bauch bereits barg. Mit einem Obstmesser, einem Brieföffner oder einer Nagelfeile stocherte man im Münzschlitz des überkopf gehaltenen Schatzkästleins und förderte Pfennige, Groschen und ab und zu auch einen Fünfziger zutage, zählte das Geld, spekulierte, wie lange es noch dauern mochte, bis die erforderliche Summe für die geplante Anschaffung zusammengespart sein würde und freute sich auf die Erfüllung eines kleinen, aber mit Beharrlichkeit gehegten Wunsches.

Sparen konnte ich schon, bevor ich ein Sparschwein hatte. Von meinen drei Groschen wöchentlichem Taschengeld legte ich ab Oktober einen oder zwei zurück, bis ich die 1,50 DM für das große Felix-Weihnachts-Sonderheft 1965 - mit Goldfarbe bedruckt! - beisammen hatte.
Unvernünftige Eltern untergraben den Realitätssinn ihrer Kinder, indem sie ihnen dauernd Sonderwünsche erfüllen. So sind offenbar unsere Politiker und Manager aufgewachsen. Sie reden viel vom Sparen - und damit man ihnen glaubt, streichen sie immer dreister an allen sozialen Leistungen herum - aber sie geben mit beiden Händen Geld zum Alleinwohl der Wirtschaft (und zu ihrem persönlichen Wohlergehen) aus; ist nicht genügend Geld zum Abarbeiten der jeweiligen Wunschliste vorhanden, werden Kredite aufgenommen. Dies fällt ihnen leicht, da es sich nicht um ihr Eigentum handelt, sondern um Steuergelder oder Firmenvermögen.
Wie leicht lebt es sich mit der Verantwortungslosigkeit, wenn andere die Zeche zahlen. Sie haben nicht einmal Vergnügen daran; es ist ihnen nie genug (als quasi-Kommentar spielt Funkhaus Europa soeben 'Bankrobber Blues' von den Tiger Lillies).
Welche Freude aber bereitet ein sich allmählich füllendes Sparschwein, wie erwartungsfroh ist das Sparen auf etwas, das man sich wirklich wünscht. Und sei der Wunsch auch nur ein mit Goldfarbe bedrucktes Felix-Weihnachts-Sonderheft.
Dicki - am Di, 23. März 2004, 1:41 - Rubrik: in eigener Sache
Dicki verläßt das untergehende Abendland und wird Missionar auf dem Mars. Die dortigen Grünen wird man noch zu besseren Menschen machen können!
Selbstverständlich hat er sich vorher angemeldet.

Selbstverständlich hat er sich vorher angemeldet.

Dicki - am Do, 11. März 2004, 16:31 - Rubrik: in eigener Sache
Wie jeder normal Veranlagte habe auch ich Läden, die ich regelmäßig aufsuche, um den darin arbeitenden Menschen durch meinen Konsum ein Auskommen zu sichern. Beim SPAR-Markt an der Ecke hat das zwar nicht funktioniert, aber es genügt eben auch nicht, daß ein einzelner Käufer oder nur einige wenige Konsumenten ein Geschäft regelmäßig frequentieren.
"Mein" Tabakladen floriert gottlob noch. Man kennt mich dort sozusagen in der zweiten Besitzergeneration. Eine der beiden Verkäuferinnen - die sympathischerweise selbst auch rauchen - greift schon unaufgefordert zu meinen Lieblingsartikeln, sobald ich den Laden betrete, auch wenn ich eigentlich nur eine Zeitung erwerben möchte. Aus Höflichkeit kaufe ich dann meistens doch mein übliches Selbstdrehensemble.
Seit einiger Zeit beschäftigen sie eine Aushilfe, die nicht nur angenehm unschlank ist (jedoch nicht dick und gleich gar nicht fett), sondern zudem noch schöne Augen hat. Die macht aber auch schöne Augen! Es ist eine Dame im besten Alter aus Polen, wie ich unschwer am Akzent erkennen konnte. Dieser Akzent unterscheidet sich deutlich von dem anderer slawischer Länder, etwa dem ehemaligen Jugoslawien oder der ehemaligen Tschechoslowakei (Osteuropa ist voll von ehemaligen Teilrepubliken ehemaliger Staaten), aber die Unterschiede zu beschreiben fiele mir schwer; ich muß also leider den Beweis schuldig bleiben, obwohl ich meiner Sache vollkommen sicher bin.
Gestern (also Freitag) verließ diese polnische Dame mit den schönen Augen gerade das Geschäft, als ich eintrat - aber wie sah sie aus! Raubkatzengefleckte Jacke mit Pelzkragen, in ihrer Frisur jedes Haar einzeln gelegt und mit Spray fixiert, rotglänzende Lippen und dick Kajalstift um die Augen - und vermutlich noch Einiges mehr, das in der Kürze der Zeit nicht aufzufallen vermochte. Oh je, dachte ich, da könnte sie mir noch so schöne Augen machen, auf diesen Geschlechterkitsch falle ich nicht herein. Nirgends in Europa scheint der ausgeprägter zu sein als in Polen; nicht in Frankreich, dem Land der Parfums, und auch nicht in Italien, das ähnlich wie Polen katholisch geprägt ist. Solchen Kitsch mag ich nicht.
Wohl aber mag ich den Advent und alles, was dazugehört. So war ich denn am Samstag, als - am 6. März! - der Schnee vom Himmel rieselte wie früher in der Vorweihnachtszeit, völlig zufrieden, daß ich mein Tannenzweiglein noch nicht von der Wand gerissen hatte. Erfreut ruhte mein Blick mal auf dem kleinen Pinguin, mal auf dem hölzernen Schneemann, dem goldüberhauchten Bömmel und den unverzichtbaren Fliegenpilzen, die alle im mittlerweile knochentrockenen Grün Platz genommen haben. Das ist Kitsch, wie ich ihn mag. Freundlich! Unschuldig!
Den allerschönsten Kitsch aber sah ich vor Jahren im Amsterdamer Kolonialmuseum. An der Wand einer nachgebildeten indischen Armenbehausung hing ein Shiva-Plakat, das mir den Atem nahm: solch freundliche Gottheit, solch fröhliche Kinder, solch harmonische Bonschenfarbigkeit hatte ich noch auf keiner Darstellung, gleich welcher Art, gesehen. Das war heile Welt ohne Falsch und Verlogenheit. - Höre ich da jemand murren? Nun freilich, um diesen Kitsch zu mögen, muß man eine Kinderseele sein.
"Mein" Tabakladen floriert gottlob noch. Man kennt mich dort sozusagen in der zweiten Besitzergeneration. Eine der beiden Verkäuferinnen - die sympathischerweise selbst auch rauchen - greift schon unaufgefordert zu meinen Lieblingsartikeln, sobald ich den Laden betrete, auch wenn ich eigentlich nur eine Zeitung erwerben möchte. Aus Höflichkeit kaufe ich dann meistens doch mein übliches Selbstdrehensemble.
Seit einiger Zeit beschäftigen sie eine Aushilfe, die nicht nur angenehm unschlank ist (jedoch nicht dick und gleich gar nicht fett), sondern zudem noch schöne Augen hat. Die macht aber auch schöne Augen! Es ist eine Dame im besten Alter aus Polen, wie ich unschwer am Akzent erkennen konnte. Dieser Akzent unterscheidet sich deutlich von dem anderer slawischer Länder, etwa dem ehemaligen Jugoslawien oder der ehemaligen Tschechoslowakei (Osteuropa ist voll von ehemaligen Teilrepubliken ehemaliger Staaten), aber die Unterschiede zu beschreiben fiele mir schwer; ich muß also leider den Beweis schuldig bleiben, obwohl ich meiner Sache vollkommen sicher bin.
Gestern (also Freitag) verließ diese polnische Dame mit den schönen Augen gerade das Geschäft, als ich eintrat - aber wie sah sie aus! Raubkatzengefleckte Jacke mit Pelzkragen, in ihrer Frisur jedes Haar einzeln gelegt und mit Spray fixiert, rotglänzende Lippen und dick Kajalstift um die Augen - und vermutlich noch Einiges mehr, das in der Kürze der Zeit nicht aufzufallen vermochte. Oh je, dachte ich, da könnte sie mir noch so schöne Augen machen, auf diesen Geschlechterkitsch falle ich nicht herein. Nirgends in Europa scheint der ausgeprägter zu sein als in Polen; nicht in Frankreich, dem Land der Parfums, und auch nicht in Italien, das ähnlich wie Polen katholisch geprägt ist. Solchen Kitsch mag ich nicht.
Wohl aber mag ich den Advent und alles, was dazugehört. So war ich denn am Samstag, als - am 6. März! - der Schnee vom Himmel rieselte wie früher in der Vorweihnachtszeit, völlig zufrieden, daß ich mein Tannenzweiglein noch nicht von der Wand gerissen hatte. Erfreut ruhte mein Blick mal auf dem kleinen Pinguin, mal auf dem hölzernen Schneemann, dem goldüberhauchten Bömmel und den unverzichtbaren Fliegenpilzen, die alle im mittlerweile knochentrockenen Grün Platz genommen haben. Das ist Kitsch, wie ich ihn mag. Freundlich! Unschuldig!
Den allerschönsten Kitsch aber sah ich vor Jahren im Amsterdamer Kolonialmuseum. An der Wand einer nachgebildeten indischen Armenbehausung hing ein Shiva-Plakat, das mir den Atem nahm: solch freundliche Gottheit, solch fröhliche Kinder, solch harmonische Bonschenfarbigkeit hatte ich noch auf keiner Darstellung, gleich welcher Art, gesehen. Das war heile Welt ohne Falsch und Verlogenheit. - Höre ich da jemand murren? Nun freilich, um diesen Kitsch zu mögen, muß man eine Kinderseele sein.
Dicki - am So, 07. März 2004, 2:31 - Rubrik: in eigener Sache
noch kein Kommentar - Kommentar verfassen
Anfang Oktober begannen für mich die Tage der dunklen Mattscheibe, da half kein Schmeicheln und kein Drohen. Aus, finito, exitus, Elektroschrott. Ist aber kein Grund, schwarz zu sehen. Plötzlich habe ich viel mehr Zeit und Energie; lese, höre, schreibe, kritzel. Rundum erfreulich also.
Ob ich das Fernsehen nicht doch vermisse? Ja, sicher, manchmal. Dann erfinde ich neue Sendungen: Dicki TV. Das gefällt mir so gut, daß ich weiterhin Gebühren zahle.
Ob ich das Fernsehen nicht doch vermisse? Ja, sicher, manchmal. Dann erfinde ich neue Sendungen: Dicki TV. Das gefällt mir so gut, daß ich weiterhin Gebühren zahle.
Dicki - am Do, 04. März 2004, 19:08 - Rubrik: in eigener Sache