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wie ich bei SpOn soeben las, weil nämlich das Bundeswirtschaftsministerium (wo derzeit Herr Clement residiert) von Parasiten spricht bzw. schreibt, in einem Text, der "Vorrang für die Anständigen. Gegen Missbrauch, 'Abzocke' und 'Selbstbedienung im Sozialstaat' " überschrieben ist.

Dazu stelle ich fest:

Mißbrauch, Abzocke und Selbstbedienung sind zu einem Erkennungsmerkmal überaus erfolgreicher Bundesbürger geworden. Für die Anständigkeit aller Hartzgenossen kann ich mich nicht verbürgen, doch versichere ich, daß ich anständig bin. Noch, denn der wirtschaftliche Druck, von Interessenvereinigungen überaus erfolgreicher Bundesbürger ausgeübt und verschärft, wird mir bald nicht mehr die Wahl zwischen legal und illegal lassen, und Betrug zum Zwecke des Überlebens halte ich für statthaft, wenn auch nicht für anständig im strengen Sinne. Dann werde ich wohl als Parasit gelten, möchte aber, bevor es soweit ist, darauf hinweisen, daß ich zum Parasiten gemacht werde und daß ein Parasitendasein durchaus nicht meiner Natur etspricht

Gegen die in dem verlinkten Artikel zitierte Kritik Thea Dückerts an dem Text des Bundeswirtschaftsministeriums verwahre ich mich insofern, als mir die Bezeichnung "Leistungsbezieher" übergestülpt wird. Ich bin kein Leistungsbezieher, sondern ein Mensch, der unverschuldet in Not geraten ist; u.a. weil diese überaus erfolgreichen Bundesbürger auch von den Grünen gefördert und unterstützt werden. Profilierungsversuche auf meine Kosten mag ich gar nicht.

gerät in den Sog von Hartz IV. Statt der trockenen Mitteilung, bis dann und dann sei ich von den Gebühren gemäß Bla Absatz Blo Ziffer Blub befreit, wird mir nun eine Gebührenbefreiung für das zukünftige halbe Jahr vorreserviert und ich muß lediglich meinen nächsten Bescheid über ALG II nachreichen. Den Aufwand, alle halbe Jahr einen Antrag zu bearbeiten, Befreiung zu gewähren, gewährte Befreiung aufzuheben - 5 Monate frei, 1 Monat Gebühren, was ein Hin und Her - mochte sich die GEZ wohl nicht mehr leisten. Vielleicht sind aber auch Anwälte vorstellig geworden wegen des recht fragwürdigen Verfahrens. Das bringt mich ins Träumen.

Geld wie Heu wollte ich haben, eine Armee von Privatdetektiven beschäftigen und die Machenschaften unserer Wirtschaftskretins fein säuberlich dokumentieren. Die richtigen Staatsanwälte kennenlernen, und dann: Anzeige, Strafverfahren, Gerichtsverhandlung. Und ein Querschnitt der geistigen und wirtschaftlichen Elite der Blödenrepublik Deutschland auf der Anklagebank; Manager, Berater, Publizisten, Journalisten, Politiker, Experten, Anwälte - ach, das wäre schön. Und nichts mit 'schwerer Kindheit', 'untadeligem Lebenswandel', 'angesehenem Bürger', 'Ersttäterschaft', nein! Schuld erwiesen? Dann Knast, daß die Schwarte kracht wegen völliger Abwesenheit irgendeines Schuldbewußtseins und zum Schutz der Gesellschaft.

Nach Jahrhundertflut, Jahrhunderttsunami und Jahrhundertdonnerwettern nun also der Jahrhundertprozeß. Wir werden uns wohl bald an Jahrtausendereignisse gewöhnen müssen.

Die Bande verfolgte ihn, angeblich hatte er ihnen etwas weggenommen. Na und?! Hätten sie besser aufpassen sollen. Und da lag sie schon vor ihm, die rettende Zugbrücke, gleich ... er blinzelte erwachend. In einer Ecke glomm ein trübes Licht. In welchem Hotel bin ich heute eigentlich, in welcher Stadt? Von jenseits der Zimmertür drang leise, aber deutlich Musik herein, die ihn in Unruhe versetzte. Wer feiert denn da eine Party, um diese Zeit. Wie spät ist es überhaupt?

Er tastete umher. Seine rechte Hand glitt über billige Bettwäsche, Stahlrohrgestänge, griff ins Leere. Ach so, falsche Seite. Aber dort war auch kein Nachttisch. Verunsichert sah er sich um. Im matten Licht erkannte er nach und nach einen Schreibtisch mit Monitor, ein Regal, dunkle Rechtecke - Bilder - an den Wänden, schräg gegenüber eine - eine ... eine ... Kochecke? und rechts von ihm ein Waschbecken, Kloschüssel? Mit Vorhang?? Wie komme ich in solch eine Absteige???

Bevor er nach dem Lichschalter suchen konnte, flammte das Deckenlicht auf und blendete ihn. Ein Klopfen an der Tür. Die Musik war verstummt. "Ja!?" rief er verärgert. Ein Schließgeräusch, Türknarren, ein paar Schritte. Er kniff die Augen zusammen, konnte aber noch nicht mehr als einen Schemen erkennen. Da fiel es ihm wieder ein: zwei Fremde hatten ihn gepackt, urplötzlich, ein Stich ins Gesäß - und dann ... ja, was dann? Wo bin ich hier? "Wo bin ich hier?!" herrschte er den Schemen an, den er jetzt immerhin als einen Mann wahrnahm.

"Sie befinden sich in Ihrer neuen Wohnung. Wir haben eine in angemessener Größe für Sie gefunden, immerhin 20 Quadratmeter. Sie werden ein neues Leben beginnen, ich sag Ihnen mal schnell das Wichtigste, auf dem Schreibtisch" - Geste in Richtung Schreibtisch - "finden Sie ausführliche Informationen. Monatlich stehen Ihnen 345 Euro zum freien Wirtschaften zur Verfügung. Das klingt nach viel, aber teilen Sie es sich gut ein; es gibt nichts weiter, bevor der Monat rum ist. Wir kaufen für Sie ein, alles, was Sie bestellen, Prospekte auf dem Schreibtisch, damit Sie Preise vergleichen können. Kochen können Sie dort," - Geste - "für Strom und Wasser müssen wir natürlich ein bißchen berechnen, auch für Raum- und Kleiderpflege. Fenster gibt es leider keine, und herauslassen können wir Sie bedauerlicherweise auch nicht, aber wir wechseln öfter mal die Bilder" - Geste - "und spendieren einmal im Monat ein Festessen. Benutzen Sie den Computer, wenn Sie wollen - Internet hat der aber nicht - und schreiben Sie soviel Papier voll, wie Sie wollen. Fernsehen gibt es nicht, Radio können Sie gegen Gebühr leihen. Sie können auch Zeitschriften abonnieren, aber immer dran denken: 345 Euro und keinen Cent mehr. Das gilt auch für Wäschekauf und wenn was kaputtgeht."

Der Mann hatte ruhig und ohne Feindseligkeit gesprochen; seine Verbindlichkeit und die schiere Unfaßbarkeit des Gesagten hatten die aufwallende Wut nicht zum Ausbruch kommen lassen. Doch nun - "Schluß! Was soll das! Sind Sie wahnsinnig! Ein Telefon, sofort!! Wissen Sie überhaupt, wer ich bin!?!?" brüllte er zornrot, schnaufte dann, außer Atem. - "Sie waren das, was man einen erfolgreichen Manager nennt, und das muß Sie unendlich gelangweilt haben. Der ganze Überfluß, immer nur Finanzen, Betrug, Orgien. Deshalb wollten wir Ihnn die Möglichkeit zu einer aufregenden Erfahrung verschaffen: das Leben eines Arbeitslosen zu führen. Mit gewissen Einschränkungen der Bewegungsfreiheit, leider unvermeidlich. Also machen Sie das beste daraus. Ich lasse Sie erstmal eine Weile allein, sehen Sie sich in Ruhe um. Dies ist jetzt Ihr Zuhause."

Der Mann drehte sich um und verließ das Zimmer. Wieder ein Schließgeräusch. Neiiiin!!! Eiseskälte durchdrang ihn, er bog sich im Krampf zusammen, außer sich vor Wut, einer Wut, die er nicht mehr artikulieren konnte. Wilde, animalische Schreie verhallten unbeantwortet ...

Die Nacht ist jung
Gefühle summen
und Musik in meinen Ohr'n
Ey, ist Vic da?

Ein Geklingel in der Luft
und ein Griff zum Telefon
die Stimme ist ganz nah
Ey, ist Vic da?

Ganz allein
(ich) sitz auf meinem Sofa
Oh oh oh
(ich) sitz auf meinem Sofa
Nippe an mei'm Soda
Sitz auf meinem Sofa

Doppelalbum aus der Reihe "Pop Chronik". Klar, die Hits. Und wunderhübsche Perlen: Such a shame, See my friends. Begleittext von Franz Schöler. Kackarsch.

Mir liegt die erste spielbare Demo des für Mitte November (Buß- und Bettag, glaube ich) angekündigten "Du bist Deutschland - das Spiel" vor - ist halt immer gut, wenn jemand einem noch einen Gefallen schuldet - und selbstverständlich habe ich das sofort ausprobiert. Es steht zwar nur der erste Level ("Grundschule") zur Verfügung, aber man bekommt schon einen guten Einblick.

Das scheint mal wirklich eine pfiffige Wirtschaftssimulation zu sein, da kacken Klassiker wie Railroad Tycoon, Rollercoaster oder Patrizier gleich reihenweise ab. Man merkt sofort, daß hier die Experten von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ihr Wissen gewinnbringend zur Verfügung gestellt haben. Leider wurde außer bei der Engine an allen Ecken und Enden gespart; darunter leidet nicht nur die Grafik, die zu comichaft daherkommt, auch die Hilfe ist dürftig, und beim Sound kann man lediglich zwischen einer Endlosschleife Deutschlandhymne und einem Tiefstfrequenz-BummBummBumm-Track wählen, das hat man schnell über und verzichtet auf musikalische Untermalung. Die Performance dagegen kommt killergeil.

Aber der Reihe nach. Beim Spielstart mußt du dir zunächst eine Identität zulegen. Es gibt nur ein Gesicht, aber von Hautfarbe über Assessoires (Brille, Brosche, Bart und so) bis hin zur Kleidung steht dir eine reichhaltige Auswahl an Möglichkeiten zur Verfügung. Danach gibst du deinen Wunschnamen ein und stehst sogleich vor der ersten Klippe: dem Schwierigkeitsgrad. Wer nicht mit allen Wassern gewaschen ist, läßt besser die Finger von "Underdog", das ist mördermäßig schwer. Babyleicht ist "Dynasty", denn da startest du gleich mit einem gutgefüllten Bankkonto, Privatlehrern und anderen Mätzchen. Als Anfänger wählst du am besten "Middleclass", denn dann hat deine Familie ein gewisses Vermögen, auf daß du bei Schwierigkeiten immer zurückgreifen kannst.

Nun geht das Spiel los. Da heißt es Gas geben und Initiative zeigen, denn bis zum Ende jeden Levels sollst du nicht nur ein bestimmtes Eigenkapital angesammelt, sondern auch gewisse Fähigkeiten entwickelt haben, um im nächsten Level bestehen zu können. Ein Zufallsgenerator bietet dir verschiedene Chancen, die du richtig nutzen mußt, aber das hast du schnell heraus.

Beispielsweise konnte ich meine besten Mitschüler dafür gewinnen, meine Schularbeiten zu machen, indem ich Karte für Karte mein seltenes, arschteures und von den Eltern geschenktes 3-D-Quartett eintauschte. Als die letzte Karte vergeben war, ließ ich das Gerücht streuen, 3-D-Karten verursachten Krebs und bekam, weil ich mich ahnungslos gab, das komplette Quartett zurück, das ich dann bei Ebay für harte Münze verticken konnte. Außerdem entdeckte ich, daß das Gebüsch neben der Schule von Junkies benutzt wurde, um sich einen Schuß zu setzen. Von denen bekam ich fortan Geld, damit ich ihr Versteck nicht verriete. Hab ich natürlich doch, sobald die Polizei eine Belohnung ausgesetzt hatte. So stand ich schon in der zweiten Klasse bei den Lehrern hoch im Kurs, galt als gesetzestreu und ehrlich, und hatte gut Kohle gemacht.

Man muß eben gewieft sein: Gas geben, Initiative zeigen und selbst was für sich tun. Echt ein lehrreiches Spiel, da freue ich mich schon auf die Vollversion.

 

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