ist kein Hirngespinst, sondern wurde in den späten 60ern durch Marktanalysen von Marketingagenturen in den USA empirisch nachgewiesen. Der Beweis: die aufgrund ihrer Studien auf rund zwölf unterschiedliche Typen junger Menschen zugeschnittenen Vermarktungskampagnen für Industrieprodukte waren finanziell erfolgreich; die als nonkonformistisch geltenden Zielgruppen erwiesen sich als gute Konsumenten, wenn man verstand, Waren ein nonkonformistisches Image zu geben. Was damals galt, gilt heute immer noch. Ob Veganer, Antifanten, Esoteriker oder Altlinke: in ihrer Perönlichkeitsstruktur gleichen die Angehörigen der verschiedenen Szenen sich nicht nur wie ein Ei dem anderen, sie lassen sich auch problemlos für Marketingkampagnen einspannen, wenn man es versteht, sie mit sorgfältig gewählten Phrasen glauben zu machen, sie verwirklichten ihre Andersartigkeit in einem menschenfeindlichen Geschäftsmodell. Dieser Typus wird nicht begreifen, daß dieses Lied auch auf ihn gemünzt ist.
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Vor mindestens zehn Jahren hatte ich zuletzt einen Faßbinder-Film gesehen, einen der frühen von Ende der 60er, und der hatte mich fürchterlich genervt. Abgefilmtes Theater, hätte ich geschimpft, wenn ich mir damals schon mehr Gedanken über Kino gemacht hätte. Vor allem ärgerte mich, daß die Personen nicht stimmig waren, sie folgten einen Art Hauruckpsychologie.
Das wäre es für mich gewesen mit Faßbinder, hätte ich nicht 1973 Welt am Draht voll atemloser Spannung im Fernsehen verfolgt. Voriges Jahr kaufte ich die schön gemachte Edition mit vielen Extras auf zwei DVD und war begeistert: Faßbinder hatte seinen Stoff gefunden! Die Künstlichkeit, die Scheinrealität, die Stilisierung - auf einmal passte alles und ergab ein faszinierendes Bild.
Wir erinnern uns: In einem Institut für Computersimulation werden Wirtschaftsvertreter vorstellig und wollen die Simulation zur Marktforschung nutzen. Der opponierende Programmleiter verschwindet einfach, als habe es ihn nie gegeben. Sein Assistent findet heraus, daß die so real scheinende Welt auch nur eine Simulation ist. Im happy end (ist es wirklich happy?) wird er aus der Simulation in die reale Welt transferiert. Der Schluß läßt die Frage offen, ob diese reale Welt wirklich oder simuliert ist.
In der simulierten Welt stimmt das Verhalten der Menschen: es ist eine Simulation, also haben die Objekte im Computer (als Scheinsubjekte) künstlichen Charakter, agieren künstlich d.h. im begrenzten Rahmen dessen, was im Computer als ihre Persönlichkeit angelegt worden ist. Die simulierten Menschen reden nicht miteinander, wie es authentische Menschen tun; sie bewegen sich wie auf einer Bühne und sprechen für das Publikum, aber nicht miteinander.
Der Roman, auf dem Faßbinders zweiteiliger Fernsehfilm fußt, ist visionär, und visionär ist durch seine typischen Manierismen (die Faßbinder in all seinen Filmen in Szene setzte, weshalb wohl) die filmische Umsetzung: vierzig Jahre später würden es die Spatzen von den Dächern pfeifen, daß unsere Welt zunehmend von Wesen bestimmt wird, die Menschsein simulieren, wenn die Menschheit noch die geistige Gesundheit besäße, die zu solcher Erkenntnis erforderlich ist. Die Kälte dieses Films - die Kälte der im Computer simulierten Wesen, die Kälte der Interieurs und Exterieurs - kennen wir aus unserem Erleben der heutigen Welt und ihrer Protagonisten.
Als steckten wir selbst in einer Computersimulation, finden wir uns als Objekte behandelt; ausgemessen, kategorisiert, steuerbar, auf Werte reduziert, die G-e-w-i-n-n buchstabiert werden. Diese Welt funktioniert prächtig für jene, die das Räderwerk (zu) bewegen (glauben), und deshalb zweifeln sie nicht an der Richtigkeit ihres Tuns. Daß sie dabei über Leichen gehen, ist bedauerlich. Aber daran sind die Leichen doch selbst schuld, nicht?
Das wäre es für mich gewesen mit Faßbinder, hätte ich nicht 1973 Welt am Draht voll atemloser Spannung im Fernsehen verfolgt. Voriges Jahr kaufte ich die schön gemachte Edition mit vielen Extras auf zwei DVD und war begeistert: Faßbinder hatte seinen Stoff gefunden! Die Künstlichkeit, die Scheinrealität, die Stilisierung - auf einmal passte alles und ergab ein faszinierendes Bild.
Wir erinnern uns: In einem Institut für Computersimulation werden Wirtschaftsvertreter vorstellig und wollen die Simulation zur Marktforschung nutzen. Der opponierende Programmleiter verschwindet einfach, als habe es ihn nie gegeben. Sein Assistent findet heraus, daß die so real scheinende Welt auch nur eine Simulation ist. Im happy end (ist es wirklich happy?) wird er aus der Simulation in die reale Welt transferiert. Der Schluß läßt die Frage offen, ob diese reale Welt wirklich oder simuliert ist.
In der simulierten Welt stimmt das Verhalten der Menschen: es ist eine Simulation, also haben die Objekte im Computer (als Scheinsubjekte) künstlichen Charakter, agieren künstlich d.h. im begrenzten Rahmen dessen, was im Computer als ihre Persönlichkeit angelegt worden ist. Die simulierten Menschen reden nicht miteinander, wie es authentische Menschen tun; sie bewegen sich wie auf einer Bühne und sprechen für das Publikum, aber nicht miteinander.
Der Roman, auf dem Faßbinders zweiteiliger Fernsehfilm fußt, ist visionär, und visionär ist durch seine typischen Manierismen (die Faßbinder in all seinen Filmen in Szene setzte, weshalb wohl) die filmische Umsetzung: vierzig Jahre später würden es die Spatzen von den Dächern pfeifen, daß unsere Welt zunehmend von Wesen bestimmt wird, die Menschsein simulieren, wenn die Menschheit noch die geistige Gesundheit besäße, die zu solcher Erkenntnis erforderlich ist. Die Kälte dieses Films - die Kälte der im Computer simulierten Wesen, die Kälte der Interieurs und Exterieurs - kennen wir aus unserem Erleben der heutigen Welt und ihrer Protagonisten.
Als steckten wir selbst in einer Computersimulation, finden wir uns als Objekte behandelt; ausgemessen, kategorisiert, steuerbar, auf Werte reduziert, die G-e-w-i-n-n buchstabiert werden. Diese Welt funktioniert prächtig für jene, die das Räderwerk (zu) bewegen (glauben), und deshalb zweifeln sie nicht an der Richtigkeit ihres Tuns. Daß sie dabei über Leichen gehen, ist bedauerlich. Aber daran sind die Leichen doch selbst schuld, nicht?
Dicki - am Mi, 14. März 2012, 23:39 - Rubrik: Kinogeplauder
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Im Juni 1981 wurde Francois Truffaut im Rahmen einer neuen Sendereihe (die nur zwei Folgen erlebte, vermutlich war sie wegen der Fimrechte an den gezeigten Ausschnitten zu teuer) zwei Tage lang interviewt, das einzige Thema waren seine Filme (die Abschrift der kompletten Sitzung erschien in deutsch unter dem Titel: "Monsieur Truffaut, wie haben Sie das gemacht?") Aus Une belle fille comme moi wurde ein längerer Ausschnitt gezeigt, daran schloß eine einzige Frage an, Truffauts Antwort geht über eine Buchseite, finis, nächster Film. Kein anderes seiner Werke wird so kurz abgehandelt, seltsam.
Und Truffauts eigene Aussagen passen dazu: "An der Kinokasse war der Film übrigens recht erfolgreich, aber, wie soll ich sagen ... sein Prestige ist gleich null. [...] Was die Kritiker angeht, glaube ich, daß es da quasi ein Mißverständnis moralischer Art gab. Man unterstellte dem Film eine verächtliche Haltung, was natürlich Unsinn war, denn ich hege eine große Sympathie für die Hauptfigur. Auch über die Intellektuellen mache sich der Film lustig, hieß es, aber da ist es das gleiche: Ich mag auch den Soziologen sehr gern, er meint es gut, er hat ein offenes Lächeln, und man spürt, wie er sich mehr und mehr in Camille verliebt, je länger das Interview dauert." Ein mißverstandener Film? Seltsam; was war daran denn so mißverständlich?
Rückblende. 1972, als Ein schönes Mädchen wie ich ins Kino kam, war es für Jugendliche und junge Erwachsene geradezu ein Muß, irgendwie links zu sein. Zum Linkssein gehörte Sympathie mit Verbrechern, denn irgendwo waren diese Täter auch Opfer, und der linke Gerechtigkeitssinn betonte das Verständnis für deren Leiden. Truffaut (in Anlehnung an einen Roman) erzählt die Geschichte eines jungen Soziologen, der eine Dissertation über weibliche Verbrecher schreiben will. Dazu interviewt der junge Mann Camille Bliss, die wegen Mordes eingebuchtet worden ist. Sie erzählt freimütig und in deftiger Sprache die Geschichte ihres Lebens.
Der Film blendet immer wieder von ihren Aussagen in ihre damaligen Erlebnisse zurück, und wir sehen, daß Bilder und Aussagen nicht übereinstimmen, daß Camille dem Soziologen einen Bären aufbindet, indem sie ihre Verantwortung für bestimmte Ereignisse herunterspielt. Offenbar hat sie mehrere Menschen auf dem Gewissen, aber sie nennt ihr Handeln, daß zum Tod führte, immer "eine Wette mit dem Schicksal". Der Soziologe, beeindruckt von ihrer Persönlichkeit, gewinnt den Eindruck, daß sie immer an die falschen Männer (und deren Mütter) geraten sei, und beginnt, sich als den Mann zu sehen, der ihr gerecht werden würde: er verknallt sich in sie.
Seine Assistentin, die das Interview vom Band abtippt, warnt ihn mehrfach, aber er hört nicht auf sie. Es gelingt ihm, eine Amateuraufnahme jener Szene zu finden, in der einer ihrer Liebhaber zu Tode kam: es ist deutlich zu sehen, daß der Mann freiwillig von einem Turm springt und keineswegs von ihr gestossen wurde. Damit ist ihre Unschuld erwiesen, sie wird entlassen, und beide beginnen ein gemeinsames Leben. Sie wird durch ihre Lebensgeschichte zum Bühnenstar, dadurch macht ihr Ehemann sie ausfindig, sie tötet ihn im Kampf, läßt den verletzten Soziologen zurück, und, schlimmer noch, schiebt ihm die Tat in die Schuhe. Ende.
Es stimmt, der Film hat keine verächtliche Haltung, man spürt das Vergnügen an der Geschichte. Man begreift außerdem, daß der Film den Linken zeigt, wohin ihr fehlgeleiteter Gerechtigkeitssinn sie treiben kann. Deshalb kam der Film bei der Kritik schlecht weg, deshalb war er aber auch ein Kassenerfolg. Wie ging es weiter?
Dem Gerechtigkeitssinn der Linken gesellte sich eine ausgeprägte Selbstgerechtigkeit hinzu, die die studentische oder allgemeiner universitäre Linke - die 68er und ihre Nachfolger haben weder die Sprache des Volkes noch die der Literatur zu sprechen vermocht - in eine bequeme Isolation trieb, wo sie heute vor sich hin mieft, weil sie es nicht nötig hat, die Theorie an der Wirklichkeit zu überprüfen: die historische Wahrheit ist doch auf ihrer Seite. Wer die historische Wahrheit auf seiner Seite hat, ist ebenso gefeit wie jemand, der Gott auf seiner Seite hat: and you don't ask questions with god on your side.
Ein schönes Mädchen wie ich hat aber mit der Wirklichkeit zu tun, stellt ebenfalls keine Fragen, und schlägt sich irgendwie durch; am Leichtesten auf dem Rücken jener Menschen, die ihr auf den Leim gehen und leicht auszunutzen sind. Seitdem sind vierzig Jahre vergangen und die Linken sind genauso von Unterhaltungselektronik, Vulgärspiritualität und Bildungsmisere geprägt wie ihre Zeitgenossen. Heute kannst du die menschenfeindlichsten Vorstellungen in ein fortschrittlich anmutendes Vokabular verpacken; solange es klingt, als sei es antirassistisch, gesundheitsfördernd und feministisch werden die Linken es besinnungslos unterstützen. Sie kämpfen wacker gegen das, was sie für Nazis halten und tragen den neuen Faschismus mit. Sie sind für Rauchverbote, helfen der Unterwelt, wo sie einen "Migrationshintergrund" hat und werden sich auch für die Abschaffung der Barbarei des Gebärenmüssens stark machen. Wer da nicht mittun mag, ist eben rechts, mit dem gibt es nichts mehr zu reden.
Und Truffauts eigene Aussagen passen dazu: "An der Kinokasse war der Film übrigens recht erfolgreich, aber, wie soll ich sagen ... sein Prestige ist gleich null. [...] Was die Kritiker angeht, glaube ich, daß es da quasi ein Mißverständnis moralischer Art gab. Man unterstellte dem Film eine verächtliche Haltung, was natürlich Unsinn war, denn ich hege eine große Sympathie für die Hauptfigur. Auch über die Intellektuellen mache sich der Film lustig, hieß es, aber da ist es das gleiche: Ich mag auch den Soziologen sehr gern, er meint es gut, er hat ein offenes Lächeln, und man spürt, wie er sich mehr und mehr in Camille verliebt, je länger das Interview dauert." Ein mißverstandener Film? Seltsam; was war daran denn so mißverständlich?
Rückblende. 1972, als Ein schönes Mädchen wie ich ins Kino kam, war es für Jugendliche und junge Erwachsene geradezu ein Muß, irgendwie links zu sein. Zum Linkssein gehörte Sympathie mit Verbrechern, denn irgendwo waren diese Täter auch Opfer, und der linke Gerechtigkeitssinn betonte das Verständnis für deren Leiden. Truffaut (in Anlehnung an einen Roman) erzählt die Geschichte eines jungen Soziologen, der eine Dissertation über weibliche Verbrecher schreiben will. Dazu interviewt der junge Mann Camille Bliss, die wegen Mordes eingebuchtet worden ist. Sie erzählt freimütig und in deftiger Sprache die Geschichte ihres Lebens.
Der Film blendet immer wieder von ihren Aussagen in ihre damaligen Erlebnisse zurück, und wir sehen, daß Bilder und Aussagen nicht übereinstimmen, daß Camille dem Soziologen einen Bären aufbindet, indem sie ihre Verantwortung für bestimmte Ereignisse herunterspielt. Offenbar hat sie mehrere Menschen auf dem Gewissen, aber sie nennt ihr Handeln, daß zum Tod führte, immer "eine Wette mit dem Schicksal". Der Soziologe, beeindruckt von ihrer Persönlichkeit, gewinnt den Eindruck, daß sie immer an die falschen Männer (und deren Mütter) geraten sei, und beginnt, sich als den Mann zu sehen, der ihr gerecht werden würde: er verknallt sich in sie.
Seine Assistentin, die das Interview vom Band abtippt, warnt ihn mehrfach, aber er hört nicht auf sie. Es gelingt ihm, eine Amateuraufnahme jener Szene zu finden, in der einer ihrer Liebhaber zu Tode kam: es ist deutlich zu sehen, daß der Mann freiwillig von einem Turm springt und keineswegs von ihr gestossen wurde. Damit ist ihre Unschuld erwiesen, sie wird entlassen, und beide beginnen ein gemeinsames Leben. Sie wird durch ihre Lebensgeschichte zum Bühnenstar, dadurch macht ihr Ehemann sie ausfindig, sie tötet ihn im Kampf, läßt den verletzten Soziologen zurück, und, schlimmer noch, schiebt ihm die Tat in die Schuhe. Ende.
Es stimmt, der Film hat keine verächtliche Haltung, man spürt das Vergnügen an der Geschichte. Man begreift außerdem, daß der Film den Linken zeigt, wohin ihr fehlgeleiteter Gerechtigkeitssinn sie treiben kann. Deshalb kam der Film bei der Kritik schlecht weg, deshalb war er aber auch ein Kassenerfolg. Wie ging es weiter?
Dem Gerechtigkeitssinn der Linken gesellte sich eine ausgeprägte Selbstgerechtigkeit hinzu, die die studentische oder allgemeiner universitäre Linke - die 68er und ihre Nachfolger haben weder die Sprache des Volkes noch die der Literatur zu sprechen vermocht - in eine bequeme Isolation trieb, wo sie heute vor sich hin mieft, weil sie es nicht nötig hat, die Theorie an der Wirklichkeit zu überprüfen: die historische Wahrheit ist doch auf ihrer Seite. Wer die historische Wahrheit auf seiner Seite hat, ist ebenso gefeit wie jemand, der Gott auf seiner Seite hat: and you don't ask questions with god on your side.
Ein schönes Mädchen wie ich hat aber mit der Wirklichkeit zu tun, stellt ebenfalls keine Fragen, und schlägt sich irgendwie durch; am Leichtesten auf dem Rücken jener Menschen, die ihr auf den Leim gehen und leicht auszunutzen sind. Seitdem sind vierzig Jahre vergangen und die Linken sind genauso von Unterhaltungselektronik, Vulgärspiritualität und Bildungsmisere geprägt wie ihre Zeitgenossen. Heute kannst du die menschenfeindlichsten Vorstellungen in ein fortschrittlich anmutendes Vokabular verpacken; solange es klingt, als sei es antirassistisch, gesundheitsfördernd und feministisch werden die Linken es besinnungslos unterstützen. Sie kämpfen wacker gegen das, was sie für Nazis halten und tragen den neuen Faschismus mit. Sie sind für Rauchverbote, helfen der Unterwelt, wo sie einen "Migrationshintergrund" hat und werden sich auch für die Abschaffung der Barbarei des Gebärenmüssens stark machen. Wer da nicht mittun mag, ist eben rechts, mit dem gibt es nichts mehr zu reden.
Dicki - am Di, 13. März 2012, 0:47 - Rubrik: Kinogeplauder
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Nun, der Bekannte und Ex-Kollege hatte mich gewarnt. Er ist mit einer Französin verheiratet, spricht ihre Sprache fließend, und sagte mir: klar kann ich dir den Film leihen, aber der ist Originalversion, Untertitel gibts nicht. Ist mir merde-egal, sagte ich, wenn ich nur diesen Film nach über dreißig Jahren nochmal sehen kann. Natürlich habe ich kein Wort verstanden.
Beziehungsweise gelegentlich das eine oder andere, aber was immer an Wortwitz auf der Tonspur enthalten ist, rauschte völlig an mir vorüber, beispielsweise wenn am Anfang die beiden männlichen Hauptdarsteller einander widersprechende Schilderungen des Films geben, und, natürlich, wenn am Schluß der Requisiteur eine dritte Version zu Protokoll gibt. Daß dem so ist, geht aus den Bildern hervor.
Ach so, welcher Film. La nuit americaine ("Die amerikanische Nacht", "Day for night") von Francois Truffaut, 1973 veröffentlicht. Es ist ein Film über Dreharbeiten zu einem Film ("Pamela", so die Fiktion). Die Idee ist gar nicht mal originell; schon Shakespeare hat das Theaterstück im Theaterstück auf die Bühne gebracht (z.B. in A midsummer night's dream), und das Theater im Film war nicht zuletzt in dem von Truffaut verehrten Film "Le carrosse d'or" das große Thema. Film im Film? Das gab es in "Singin' in the rain", ein Hollywoodstreifen, der den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm behandelt, und möglicherweise Truffaut inspiriert hat.
Während ich also kein Wort verstand und nur den Bildern folgte, begriff ich, daß ich nichts verstand, aber alles begriff. Das ist Film, wenn er etwas taugt. Und Schauspieler, die etwas taugen, mögen eitel wie Sau sein, mögen sich für Nahaufnahmen ihres Konterfeis bis zur Lächerlichkeit einsetzen, mögen darauf bestehen, nur von links oder rechts im Profil aufgenommen zu werden, mögen absurde Affären während der Dreharbeiten haben: sobald die Kamera läuft, verkörpern sie ihre Rolle und vergessen sich selbst. Sicher, sie haben ein paar Techniken erlernt, die hilfreich sind. Im entscheidenden Moment aber schöpfen sie aus ihrem Inneren, ohne an ihre Erscheinung außerhalb ihrer Rolle auch nur einen Gedanken zu verschwenden. Film ist aus vielen Gründen Lüge, aber die wirklich guten Schauspieler sind authentisch in der Verkorperung eines fremden Ich.
Beziehungsweise gelegentlich das eine oder andere, aber was immer an Wortwitz auf der Tonspur enthalten ist, rauschte völlig an mir vorüber, beispielsweise wenn am Anfang die beiden männlichen Hauptdarsteller einander widersprechende Schilderungen des Films geben, und, natürlich, wenn am Schluß der Requisiteur eine dritte Version zu Protokoll gibt. Daß dem so ist, geht aus den Bildern hervor.
Ach so, welcher Film. La nuit americaine ("Die amerikanische Nacht", "Day for night") von Francois Truffaut, 1973 veröffentlicht. Es ist ein Film über Dreharbeiten zu einem Film ("Pamela", so die Fiktion). Die Idee ist gar nicht mal originell; schon Shakespeare hat das Theaterstück im Theaterstück auf die Bühne gebracht (z.B. in A midsummer night's dream), und das Theater im Film war nicht zuletzt in dem von Truffaut verehrten Film "Le carrosse d'or" das große Thema. Film im Film? Das gab es in "Singin' in the rain", ein Hollywoodstreifen, der den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm behandelt, und möglicherweise Truffaut inspiriert hat.
Während ich also kein Wort verstand und nur den Bildern folgte, begriff ich, daß ich nichts verstand, aber alles begriff. Das ist Film, wenn er etwas taugt. Und Schauspieler, die etwas taugen, mögen eitel wie Sau sein, mögen sich für Nahaufnahmen ihres Konterfeis bis zur Lächerlichkeit einsetzen, mögen darauf bestehen, nur von links oder rechts im Profil aufgenommen zu werden, mögen absurde Affären während der Dreharbeiten haben: sobald die Kamera läuft, verkörpern sie ihre Rolle und vergessen sich selbst. Sicher, sie haben ein paar Techniken erlernt, die hilfreich sind. Im entscheidenden Moment aber schöpfen sie aus ihrem Inneren, ohne an ihre Erscheinung außerhalb ihrer Rolle auch nur einen Gedanken zu verschwenden. Film ist aus vielen Gründen Lüge, aber die wirklich guten Schauspieler sind authentisch in der Verkorperung eines fremden Ich.
Dicki - am So, 04. März 2012, 0:10 - Rubrik: Kinogeplauder
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Der ist heute. Heute, 14. Februar. Und pflichtschuldigst meldet die hiesige Zeitung, Bremer hielten ihre Liebe an diesem Tag mit Grußkarten und kleinen Geschenken frisch. Ja, kleine Geschenke erhalten den Einzelhandel, auch wenn ein Großteil des Einzelhandels Warenhausketten sind. Das ist schön, dachte ich. Aber meist denke ich bei der Nennung dieses Tages doch eher an Valentin & Karlstadt (klingt auch ein bißchen wie der Name einer dieser Ketten). Und heute dachte ich außerdem, daß die Grußkarten schwerer zu schreiben und zuzustellen sind, wenn man einen ungewöhnlichen Namen hat.
Dicki - am Di, 14. Februar 2012, 19:42 - Rubrik: zickezacke