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Nun, der Bekannte und Ex-Kollege hatte mich gewarnt. Er ist mit einer Französin verheiratet, spricht ihre Sprache fließend, und sagte mir: klar kann ich dir den Film leihen, aber der ist Originalversion, Untertitel gibts nicht. Ist mir merde-egal, sagte ich, wenn ich nur diesen Film nach über dreißig Jahren nochmal sehen kann. Natürlich habe ich kein Wort verstanden.

Beziehungsweise gelegentlich das eine oder andere, aber was immer an Wortwitz auf der Tonspur enthalten ist, rauschte völlig an mir vorüber, beispielsweise wenn am Anfang die beiden männlichen Hauptdarsteller einander widersprechende Schilderungen des Films geben, und, natürlich, wenn am Schluß der Requisiteur eine dritte Version zu Protokoll gibt. Daß dem so ist, geht aus den Bildern hervor.

Ach so, welcher Film. La nuit americaine ("Die amerikanische Nacht", "Day for night") von Francois Truffaut, 1973 veröffentlicht. Es ist ein Film über Dreharbeiten zu einem Film ("Pamela", so die Fiktion). Die Idee ist gar nicht mal originell; schon Shakespeare hat das Theaterstück im Theaterstück auf die Bühne gebracht (z.B. in A midsummer night's dream), und das Theater im Film war nicht zuletzt in dem von Truffaut verehrten Film "Le carrosse d'or" das große Thema. Film im Film? Das gab es in "Singin' in the rain", ein Hollywoodstreifen, der den Übergang vom Stumm- zum Tonfilm behandelt, und möglicherweise Truffaut inspiriert hat.

Während ich also kein Wort verstand und nur den Bildern folgte, begriff ich, daß ich nichts verstand, aber alles begriff. Das ist Film, wenn er etwas taugt. Und Schauspieler, die etwas taugen, mögen eitel wie Sau sein, mögen sich für Nahaufnahmen ihres Konterfeis bis zur Lächerlichkeit einsetzen, mögen darauf bestehen, nur von links oder rechts im Profil aufgenommen zu werden, mögen absurde Affären während der Dreharbeiten haben: sobald die Kamera läuft, verkörpern sie ihre Rolle und vergessen sich selbst. Sicher, sie haben ein paar Techniken erlernt, die hilfreich sind. Im entscheidenden Moment aber schöpfen sie aus ihrem Inneren, ohne an ihre Erscheinung außerhalb ihrer Rolle auch nur einen Gedanken zu verschwenden. Film ist aus vielen Gründen Lüge, aber die wirklich guten Schauspieler sind authentisch in der Verkorperung eines fremden Ich.
 

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