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Symptome

Eine Beamtin des LKA ist im Umfeld der Roten Flora in Hamburg enttarnt worden. Daß es Undercover-Leute bei den Linken gibt, ist nicht neu, und das Geheule über die Verbindungen des Verfassungsschutz zur NSU hat mir deshalb nur ein grimmiges "Wartet's ab, Kinder, es gibt noch ein böses Erwachen" entlockt. Es gibt heute keine radikale oder gar terroristische Gruppe mehr, in der nicht auch Geheimdienste mitmischen. Sie wollen nur nicht publik werden lassen, wie weit sie die Leine lassen, an der sie diese Gruppen führen oder mindestens beeinflussen. Die wissen genau, daß Fanatiker die nützlichsten Idioten sind.

Die enttarnte Beamtin hatte nicht nur spioniert, sondern eine Antifa-Jugendgruppe in Hamburg mitaufgebaut (naja, denn isse doch ne Linke, oder, hat doch alles richtig gemacht, hm?). Jetzt fragt sich, wo das LKA oder sonstige staatliche Organisationen noch überall bei den zornigen Linken mitmischen. Aber nicht das hat die Kommentatorin der taz thematisiert, sondern erstens ihre Feindbilder gepflegt, und zweitens eine erstaunliche Moral offenbart: Jugendliche sind unerfahren und schöpfen nicht so schnell Verdacht, sie sind politisch nicht so gefestigt, sondern leichter zu beeindrucken und zu manipulieren. Es ist höchst verwerflich, sie zu benutzen, weil es noch skrupelloser ist, als jahrelang Erwachsene zu betrügen oder sich ihnen auf der Straße entgegenzustellen.

Ein sehr zweischneidiges Schwert, denn wenn die Beamntin jahrelang unerkannt in Kreisen der Antifa tätig sein konnte, dann war sie doch - rein äußerlich betrachtet - politisch korrekt im Sinne der Antifa und hat diese so leicht manipulierbaren Jugendlichen eben im Sinne der Antifa manipuliert. Das will ihr ausgerechnet eine Linke zum Vorwurf machen? Und wenn sie jahrelang unerkannt bei den Radikalen aktiv sein konnte, wie leicht ist dann deren "richtige" Gesinnung nachzumachen und ihnen glaubhaft vorzuspielen. Mit anderen Worten: geistloses Plappern der "richtigen" Parolen genügt als Eintrittskarte zu diesen hochmoralischen, hochkorrekten und hochaggressiven Kreisen.

Der Artikel schließt mit den Sätzen: Die Polizei kämpft dagegen, dass Leute in ihrer Freizeit versuchen zu verhindern, dass Nazis Flüchtlingsheime anzünden. Klar, das tut die Polizei immer, wenn sie Nazidemos beschützt oder linke Demos blockiert. Im Fall von Astrid O. war es nur hinterhältiger. Und die Tränendrüse spritzt Liter um Liter. Ich amüsiere mich prächtig bei solch bereitwillig publizierter Dummheit.

Vorhin kam mir ein schwarzgewandeter junger Mann - Typ Oberschüler, harmlos, Eltern Mittelschicht - entgegen, auf dessem T-Shirt "Freiheit für Valentin" prangte. Vor einigen Wochen, als 40 Leute in schwarz marschierten und den ersten Streifenwagen, dem sie begegneten, mit Pflastersteinen bewarfen, die sie in Einkaufstaschen eigens dafür mitgeschleppt hatten, hieß die Parole noch "Free Valentin". Vielleicht hat inzwischen jemand bemerkt, daß daraus unweigerlich "Frie Wällentein" wird, und dann weiß ja niemand mehr, wer eigentlich gemeint ist. Und die Assoziation zu "Free Willy", einem Hollywoodschinken, in dem ein Killerwal befreit wird.

Es geht aber nicht um einen Killerwal, sondern um einen Valentin, den Polizei und Staatsanwaltschaft für einen Wiederholungstäter in Sachen Schlägerei halten. Ich halte mich da heraus und erwähne nur, daß der Angeklagte einige Szeneevents verpasst hat, weil die Weigerung, in Untersuchungshaft an einer Gewalttherapie teilzunehmen, die Abweisung seines Antrags auf Haftverschonung zur Folge hatte.

Was hat er verpasst? Da wäre ein kurzer, schlechtbesuchter Schulstreik, der es unter dem Motto "Gegen Rassismus, Bildung für alle" oder so in die lokale Presse schaffte (heute muß ja alles mit 'gegen Rassismus' beginnen, sonst ist es für Rassismus, klarer Fall). Das Foto des Berichts zeigte in der ersten Reihe zwei nicht mehr allzu junge Schüler in schwarzer Kleidung und mit haßerfüllten Gesichtern. Daß ausgerechnet solche Leute für Toleranz einstehen, glaube wer will.

Dann trat am 1. Mai eine neue Gruppe namens "Revolutionärer Aufbau" (ah, mal was Konstruktives!) in Erscheinung, deren Gesichter verdeckt und verhüllt waren, und deren schwarze Kleidung Vermutungen zuläßt, aber mehr auch nicht, es sei denn man hätte deren Auftritt live erlebt.

Und last not least einige Heimspiele seiner Werder-Ultras, wobei ich nicht weiß, ob er überhaupt auch nur in die Nähe des Weserstadions gedurft hätte, also, beliebt hat der sich mal nicht gemacht.

Ob er trotz schwieriger Beweislage - schwammige Aussagen, Rückzieher von Belastungszeugen - verurteilt werden wird, läßt sich nicht sagen. Unschön wäre es wohl, denn schließlich könnte er in 25 bis 30 Jahren Außenminister der Bundesrepublik Deutschland sein, und wie stünde unser schönes Bremen dann in der Öffentlichkeit da!

Immer mal wieder lese ich Bücher, die seit zehn und mehr Jahren in dunklen Regalwinkeln stehen: ob dies verstaubende Etwas mir im Licht neuer Erkenntnisse mehr zu erzählen hat als bei der letzten Lesung. So kommt es, daß ich aktuell zwei schwule Bücher parallel lese (wer die komplexe 'l'-Struktur phonetisch nicht hinbekommt, darf "parallese" sagen), die weder derselben Meinung sind, noch aufeinander Bezug nehmen, und doch miteinander zu tun haben. Es sind Max Goldts erste Kolumnen für die "Titanic" ('89 bis '92) und eine Art Biographie Rosa von Praunheims (1993), die dieser zu seinem 50jährigen Bestehen verfasste, obwohl er unter dem brand erst seit seinem zwanzigsten Lebensjahr firmierte.

Rosa, dies sei für die Jüngeren gesagt, kämpfte für Schwulenrechte, als Schwule noch verfolgt wurden; er war nacheinander Schwulenpapst, Aids-Alarm und Outing-Minister, damals in den 70ern (und 80ern). Rosa ist erklärter Gegner der "scheißbürgerlichen Gesellschaft", verabscheut bürgerliche Kultur und Religion(en), und glaubt, daß nach der Befreiung der Himmel voller Pimmel hängt. Verständlich für einen einst braven Jungen, der nach dreimaligem Sitzenbleiben die Schule verlassen mußte und unter Schmerzen seine sexuelle Präferenz entdeckte. Das Leib-Seele-Problem äußert sich bei ihm so, daß er von den schöpferischen Menschen schwärmt, denen er an den schwulen Treffpunkten der weiten Welt begegnet ist, aber nie zufrieden war, wenn er nicht alle großartigen Männer ficken konnte, die er begehrte. Obwohl er auch dann nicht zufrieden war, weil er eine innere Leere empfand.

Wenn er nicht provozierte oder notgeil war, trat der Charmeur hervor und er konnte sehr amüsant sein. Gelegentlich verfiel er aber auch in Tiefsinn, wie bei den folgenden Zeilen über New Ýork: "Die Stadt gleicht heute einem Friedhof, ein Holocaust hat stattgefunden, wie bei der Vernichtung der Juden durch die Deutschen, als die besten Künstler und Wissenschaftler, die produktivsten Menschen Deutschlands, ermordet wurden. Aids ist ähnlich. Aids mordet Genies." Und, so möchte man ergänzen, treibt Menschen in den Schwachsinn. Rosa hat offensichtlich keine Ahnung, wovon er da redet und was er miteinander vergleicht. (kleiner Wissens- und Intelligenztest am Rande: wieviele Fehler, Ungenauigkeiten, Verwechslungen und Gedankensprünge hat er in diesen kurzen Text eingebaut?)

Wenn man Menschen und Gefühle nicht konsumiert, sondern zu verstehen und zu verarbeiten versucht (die Gefühle, nicht die Menschen), sieht die glorreiche Schwulenbewegung ("Schwule aller Länder, vereinigt euch!") doch ein wenig anders aus. In den Worten Max Goldts: "[...] weil es absolut Kokolores ist, aus einem kleinen, unterhaltsamen Defekt wie der Homosexualität einen ganzen Lebensstil zu destillieren [...]. Die kultische Überhöhung einer unbedeutenden Norm-Abweichung führt natürlich zwangsläufig dazu, daß alle individuellen Eigenschaften gegenüber dem Schwulsein verblassen, es laufen Leute herum, die nicht mehr links, nicht mehr rechts, nicht mehr musisch, nicht mehr Mensch sind, sondern nur noch schwul und nichts anderes."

"Ist Schwulsein eine Krankheit?" fragte eine Bekannte, nachdem sie geschildert hatte, wie ein schwuler Freund sie auf einem gemeinsamen Inselspaziergang stehen gelassen hatte, weil er sich spontan einem schwulen Mannschaftsfick in den Dünen anschließen mußte, und erst nach erhaltener Satisfucktion zu ihr zurückkehrte. Nein, Schwulsein ist keine Krankheit, kann aber Symptom sein. Es ist heute nur eine von drei bis vier Dutzend Möglichkeiten, wie ein innerlich leerer Mensch Identität und Zugehörigkeit finden kann.

Zum x-ten Male sehe ich die Reklame einer bekannten Imbißkette, in der ein junger Mann, der aussieht wie zigtausend andere, sagt: "Wie sind nicht irgendwer" und in einen Burger beißt, der aussieht wie hunderttausend andere und fortfährt: "und wir essen nicht irgendwas". Weshalb sollte er nicht in den Chor einstimmen, der da ruft: "Wir sind bunt! Wir leben Vielfalt!". Der moderne Spießer hat Zivilcourage bis in die Haarspitzen, solange er nach Millionen zählt.

Gestern war mein Großneffe zu Besuch, "Onkel Dicki, bist du auch ein Gutmensch?" wollte er wissen. "Nein", sagte ich, "sehe ich so aus?" - "Wie sieht denn ein Gutmensch aus?" Ich nahm ihn auf einen Gang um den Pudding mit: "Sieh dir mal die Farben der Autos an, und wenn wir zurück sind, werde ich dich etwas fragen." - "Ist gut", sagte er mit dieser typischen unschuldigen Kinderstimme, die unwiderstehlich gute Laune macht.

Als wir zurück waren, fragte ich, welche Farben er denn am häufigsten gesehen habe. "Da waren viele weiße und schwarze und graue, alle mit so silbrigen Leisten auf dem Dach. Und dann war da mal ein gelbes und ein rotes und ein blaues." - "Genau. Das war neulich auch so, als ich darauf geachtet habe. Siehst du, die Gutmenschen sagen von sich, daß sie bunt sind und Vielfalt leben. Aber in Wahrheit sind sie wie ihre Autos: weiß und schwarz und grau. Vor allem grau. Und sie fahren los, wenn man das Gaspedal drückt."

Ganz recht, pädagogisch war das Müll, und er hat zumindest den letzten Satz nicht verstehen können. Dennoch halte ich es für richtig, so mit ihm geredet zu haben, denn wenn die Erwachsenen unfähig sind, des Kaisers neue Kleider zu erkennen, ruht die Hoffnung zwangsläufig auf den Kindern.

"Alle sechs Sekunden stirbt ein Mensch durch Rauchen" las ich heute in einem Online-Nachrichtenmagazin. Geglaubt hätte ich das auch vor 20 Jahren nicht; also lange bevor sich unsere Medien diverser Vergehen, darunter dem Delikt der Volksverhetzung, schuldig gemacht haben. Aber es würde mich doch interessieren, mit welcher Frequenz Menschen wegen der Verunreinigung von Gewässern, Land und Luft durch Handel, Wandel, Autos und Heizungsdämpfe zu Tode kommen; das sollte sich doch ebenso exakt ermitteln lassen wie beim Rauchen. Leider scheinen dazu keine besorgten Akademiker zu forschen, und so erfahren wir eben nichts. Bestimmt ruft jetzt jemand laut "Gehirnwäsche!", doch dem sage ich: "Dreh dir erstmal ne Tüte, Alter, in Bremen wird das demnächst legalisiert." Oder setz dir die neueste Spielebrille auf, von der ein Mitschüler neulich sagte: "Du bist zuhause in deinem Zimmer und tanzt wild rum, aber in Wirklichkeit bist du in einer virtuellen Welt."

So geht Wirklichkeit heute.

schrieb jemand in einem Tweet zur aktuellen Wahl in Bremen. 51 Prozent Wahlbeteiligung bedeutet, daß selbst eine Allparteienregierung den Auftrag des Wählers nur zur Hälfte bekommen hätte. Die andere Hälfte jedoch, was will sie? Sie sagt es nicht, aber offensichtlich hat sie von der ganz alltäglichen Verlogenheit im öffentlichen Raum die Schnauze gestrichen voll. Und deshalb leben wir in einer Demokratie mit ohne Volk, wie man heute sagt. Wie man heute hört, erklären alle Spitzenkandidaten, daß sie aus dem einen oder anderen Grunde durchaus gewonnen hätten. Daraus ergibt sich unschwer die Prognose, daß die Wahlbeteiligung in Zukunft immer noch niedriger sein wird. Was dann? Ganz einfach: wenn das Volk weg ist, braucht man auch die Demokratie nicht mehr.

Die einzige freie Wand meines Wohnzimmers habe ich mit Zertifikaten tapeziert; Zertifikate von Fort- und Um- und Ausbildungen sowie Maßnahmen diverser Institute, bewilligt von Arbeitsamt und -agentur, BaGIS und jobcenter. Darüber hängt der von einer Freundin mit Liebe und Humor bestickte Schal, der das Motto "Für zwölf Zertifikate gibt's eine Arbeitsstelle" verkündet. Meine Bildungskarriere, an sich makellos, ist hier und da von mehrjährigen Festanstellungen unterbrochen, aber dennoch ist offensichtlich, daß mir Lehrgänge jedwelcher Art keine Mühe bereiten und ich ein Leben lang dazugelernt habe, wenn nicht in einem Kurs, dann bei der Arbeit und durch die Arbeit (privat sowieso, aber das ist allein meine Sache). Dennoch blieb mir jetzt, da ich eine längere Ausbildung antreten will, die obligatorische psychologische Begutachtung, ob ich denn geeignet, willens und fähig bin, eine solche Ausbildung durchzustehen, nicht erspart.

Das setzte sich aus Vorgespräch, Test und Nachbesprechung zusammen. Der Test war ein handelsüblicher "Intelligenztest", wie es ihn seit den frühen Siebzigern gibt (oder noch früher), also die üblichen Aufgaben aus Bruch- und Dezimalrechnung, Zahlenreihen, Geometrie, Mustererkennung, sprachlicher Logik, und, zusätzlich, einem Englischtest. Nichts also, bei dem eigentliches Denken und wirkliche Intelligenz erforderlich wären. Der mathematische Teil war auf dem Niveau der siebten, allenfalls achten Klasse Gymnasium, der Sprachteil hatte mit Logik, aber nicht mit Sprache zu tun, die Mustererkennung war teilweise schwer, der Gedächtnistest eine Quälerei, aber die Wortergänzungen in englischen Texten ergaben sich praktisch von selbst.

Deshalb war ich überrascht, als mich die Psychologin in der Nachbesprechung als "Hochbegabten" einstufte, ich war allerdings begabt genug, ihr nicht zu widersprechen. Sonst hätte ich gesagt, daß ich vor mehr als fünfzehn Jahren einen ähnlichen, aber anspruchsvolleren Test absolvieren mußte, und vor allem: daß ich nicht hochbegabt, sondern intelligent sei. Nein, ich war vorsichtig, denn schon im Vorgespräch wurde mir klar, daß ich beispielsweise nicht einfach über die voraussichtliche Dauer - fünf Stunden! (es waren dann zweieinhalb) - stöhnen konnte: "weshalb beunruhigt sie die Dauer?" Nein, ich war spontan und offen, und habe dahinter jegliche tiefere Regung und Überlegung versteckt. Ja, die Zeiten haben mich lügen gelehrt.

Es ist heute so, daß du verdächtig bist, wenn du aus der Normalität herausragst, besonders, wenn du dich positiv abhebst. Die - durchaus freundliche - Dame wies mich darauf hin, daß ich in fast jedem Einzeltest außerhalb der Gaußschen Normalverteilung läge und fragte nach Familie und sozialen Kontakten, da ich wohl ein Außenseiter sein müsse. Das ist richtig, aber auch falsch, denn mit ganz normalen Menschen kann ich mich ganz normal unterhalten; ich fühle mit, denke mit und rede mit, wenn sich's irgendwie machen läßt. Im Gegenteil denke ich, daß das schulische Niveau arg nachgelassen hat und das geistige Niveau meiner Zeitgenossen, besonders der Jüngeren, erschreckend ist. Hochbegabt, my foot!

Interessant ist mir bei der ganzen Angelegenheit noch, daß an die Stelle von Menschenkenntnis genormte Pseudopsychologie gesetzt wird. Für die involvierten Psychologen ein Quell gesicherter Einnahmen. Für die Menschheit hingegen - na, lassen wir's. Weiß doch inzwischen jedes aufgeweckte Kind, daß die Werte der "freien Welt" auf steuerbegünstigten Bankkonten kumulieren. Und beinahe hätte ich geschrieben: kopulieren. Denn unsere "moderne" Welt empfinde ich als obszön.

Gestern an einer Hauswand gelesen: "Hate Homophobia". Folgte der Autor seiner eigenen Parole, müßte er die schwulenhassenden, frauenverachtenden, in Deutschland gestrandeten martialischen Machos aus Osteuropa, vom Balkan und aus dem muslimischen Kulturkreis hassen, wäre also nach eigenem Verständnis ein Rassist. Deshalb, wie ich vorige Woche an einer anderen Hauswand las: "Fuck Nazis!"

Wenn du ein gutes Drehbuch hast, muß schon viel Untalent zusammenkommen, damit daraus kein brauchbarer Film wird. Aber stimmt das Drehbuch nicht, kannste einpacken. Da kann Heinz Rühmann (und alle übrigenden Schauspieler--->[Innen]) in Komödien wie "Dreizehn Stühle" oder "Nanu, Sie kennen Korff noch nicht" noch so charmant, rührig, unschuldig-naiv und durchtrieben sein, man wünscht ihm bessere Dialogsätze und in manchen Szenen eine bessere Inszenierung. Auch in den gelungeneren Filmen "Der Florentinerhut" oder "5 Millionen suchen einen Erben" vermißt man die freiwilligen und die erzwungenen Emigranten; der Aderlaß des deutschen Films nach 1933 ist schmerzhaft spürbar beim Betrachten der genannten Streifen von 1938/39.

Dabei hamse sich ne Masse einfallen lassen, die Filmleute--->[Innen]: ein gemaltes Portrait, das den Gesichtsausdruck ändert, den üblichen Vorspann als Moritat eines Bänkelsängers, ein Ende mit den Worten: "Kuß!", "Schluß!", und dann nur noch "Ende" weiß auf schwarz. Und technische Mätzchen mit einer Doppelrolle sowie subjektiver Kamera. Hat Hollywood auch gemacht, etwa zur selben Zeit, aber mit mehr Pfiff. Is numal so, wennde nich reden darfst, wie dir der Schnabel gewachsen is, denn musste ne trübe Tasse sein, oder die Diktatur macht Einschnitte. Da vergeht einem--->[Innen] der Witz.

 

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