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Gestern war mein Großneffe zu Besuch, "Onkel Dicki, bist du auch ein Gutmensch?" wollte er wissen. "Nein", sagte ich, "sehe ich so aus?" - "Wie sieht denn ein Gutmensch aus?" Ich nahm ihn auf einen Gang um den Pudding mit: "Sieh dir mal die Farben der Autos an, und wenn wir zurück sind, werde ich dich etwas fragen." - "Ist gut", sagte er mit dieser typischen unschuldigen Kinderstimme, die unwiderstehlich gute Laune macht.

Als wir zurück waren, fragte ich, welche Farben er denn am häufigsten gesehen habe. "Da waren viele weiße und schwarze und graue, alle mit so silbrigen Leisten auf dem Dach. Und dann war da mal ein gelbes und ein rotes und ein blaues." - "Genau. Das war neulich auch so, als ich darauf geachtet habe. Siehst du, die Gutmenschen sagen von sich, daß sie bunt sind und Vielfalt leben. Aber in Wahrheit sind sie wie ihre Autos: weiß und schwarz und grau. Vor allem grau. Und sie fahren los, wenn man das Gaspedal drückt."

Ganz recht, pädagogisch war das Müll, und er hat zumindest den letzten Satz nicht verstehen können. Dennoch halte ich es für richtig, so mit ihm geredet zu haben, denn wenn die Erwachsenen unfähig sind, des Kaisers neue Kleider zu erkennen, ruht die Hoffnung zwangsläufig auf den Kindern.
 

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