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Mir liegt die erste spielbare Demo des für Mitte November (Buß- und Bettag, glaube ich) angekündigten "Du bist Deutschland - das Spiel" vor - ist halt immer gut, wenn jemand einem noch einen Gefallen schuldet - und selbstverständlich habe ich das sofort ausprobiert. Es steht zwar nur der erste Level ("Grundschule") zur Verfügung, aber man bekommt schon einen guten Einblick.

Das scheint mal wirklich eine pfiffige Wirtschaftssimulation zu sein, da kacken Klassiker wie Railroad Tycoon, Rollercoaster oder Patrizier gleich reihenweise ab. Man merkt sofort, daß hier die Experten von der Initiative Neue Soziale Marktwirtschaft ihr Wissen gewinnbringend zur Verfügung gestellt haben. Leider wurde außer bei der Engine an allen Ecken und Enden gespart; darunter leidet nicht nur die Grafik, die zu comichaft daherkommt, auch die Hilfe ist dürftig, und beim Sound kann man lediglich zwischen einer Endlosschleife Deutschlandhymne und einem Tiefstfrequenz-BummBummBumm-Track wählen, das hat man schnell über und verzichtet auf musikalische Untermalung. Die Performance dagegen kommt killergeil.

Aber der Reihe nach. Beim Spielstart mußt du dir zunächst eine Identität zulegen. Es gibt nur ein Gesicht, aber von Hautfarbe über Assessoires (Brille, Brosche, Bart und so) bis hin zur Kleidung steht dir eine reichhaltige Auswahl an Möglichkeiten zur Verfügung. Danach gibst du deinen Wunschnamen ein und stehst sogleich vor der ersten Klippe: dem Schwierigkeitsgrad. Wer nicht mit allen Wassern gewaschen ist, läßt besser die Finger von "Underdog", das ist mördermäßig schwer. Babyleicht ist "Dynasty", denn da startest du gleich mit einem gutgefüllten Bankkonto, Privatlehrern und anderen Mätzchen. Als Anfänger wählst du am besten "Middleclass", denn dann hat deine Familie ein gewisses Vermögen, auf daß du bei Schwierigkeiten immer zurückgreifen kannst.

Nun geht das Spiel los. Da heißt es Gas geben und Initiative zeigen, denn bis zum Ende jeden Levels sollst du nicht nur ein bestimmtes Eigenkapital angesammelt, sondern auch gewisse Fähigkeiten entwickelt haben, um im nächsten Level bestehen zu können. Ein Zufallsgenerator bietet dir verschiedene Chancen, die du richtig nutzen mußt, aber das hast du schnell heraus.

Beispielsweise konnte ich meine besten Mitschüler dafür gewinnen, meine Schularbeiten zu machen, indem ich Karte für Karte mein seltenes, arschteures und von den Eltern geschenktes 3-D-Quartett eintauschte. Als die letzte Karte vergeben war, ließ ich das Gerücht streuen, 3-D-Karten verursachten Krebs und bekam, weil ich mich ahnungslos gab, das komplette Quartett zurück, das ich dann bei Ebay für harte Münze verticken konnte. Außerdem entdeckte ich, daß das Gebüsch neben der Schule von Junkies benutzt wurde, um sich einen Schuß zu setzen. Von denen bekam ich fortan Geld, damit ich ihr Versteck nicht verriete. Hab ich natürlich doch, sobald die Polizei eine Belohnung ausgesetzt hatte. So stand ich schon in der zweiten Klasse bei den Lehrern hoch im Kurs, galt als gesetzestreu und ehrlich, und hatte gut Kohle gemacht.

Man muß eben gewieft sein: Gas geben, Initiative zeigen und selbst was für sich tun. Echt ein lehrreiches Spiel, da freue ich mich schon auf die Vollversion.
pathologe meinte am 9. Okt, 19:04:
In der Vollversion...
...gibt es dann Bonuspunkte, die man bei einem Aussetzer im Arbeitsleben bei der Arbeitsagentur einloesen kann. Das garantiert zwar - Risikokarte! - keinen Arbeitsplatz, aber die Chancen auf einen Ein-Euro-Job erhoeht man dadurch ungemein. Oder durch einjaehriges Aussietzen. Wer bis dahin aber keine Eigeninitiative durch Aufbau einer Ich-AG im Multi-Level-Marketing mittels eines Schneeballsystems ("Sie muessen nur 5 Kettenbriefempfaenger Mitarbeiter finden, die fuer sie anschaffen Kundenwerbung durchfuehren...") gezeigt hat, muss sowieso drei Sozialstufen absteigen. Denn gegenueber der Version 1.0 mit Ueberbrueckungshilfe oder Umschulung wird die neue Version Agenda 2010 ohne dieses Feature ausgeliefert. Es ist auch nicht mehr nachtraeglich installierbar.

Ganz harte Spieler haben sich sogar zum Ziel gesetzt, den Level "Rente" zu erreichen, was nach Aussage von Branchenkennern fast unmoeglich erscheint, setzt es doch einen ausgesprochenen Spielwillen und eine gute, nicht allgemeinfinanzierte Gesundheit voraus. Der Level "Rente" ist in der aktuellen Version erst ab einem Spielestand von 70 Jahren erreichbar, kann aber, situationsbedingt, problemlos upgegradet werden. (Herr quirinus, verzeihen Sie mir bitte die vielen Anglizismen). Der entsprechende Speicherplatz wurde so grosszuegig bemessen, dass es hier keine Altersbeschraenkung geben wird. Es wird damit gerechnet, dass nur ein Bruchteil der Spieler den Level "Rente" erreichen wird, da (Achtung! Spoiler!) nur sehr wenige bereits zu Anfang des Spieles eine politische Karriere einschlagen werden, die nach mindestens 7jaehriger Kanzlerschaft den Weg freimacht, aus diesem Spiel als Sieger hervorzugehen. 
Dicki antwortete am 9. Okt, 19:44:
Und ich sag noch extra: NICHT "Underdog" wählen. Tz! 
 

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