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Beim Mittagessen hatte ich Kurt Kusenbergs "Gespräche ins Blaue" vor mir liegen, konnte mich aber nicht recht zum Lesen entschließen und beäugte ein wenig lustlos das Vorwort. Was für ein Wort! Ein neues "Karthaginem delendae" oder "J'accuse"; kraftvoll, streitbar, von eherner Wahrheit getragen: "Eigentlich waren die Handwerker schuld". Ja, da herrscht sofort ehrfürchtige Stille. Bis die unvermeidliche Frage kommt: "Hätte er das 'eigentlich' nicht mit Fug und Recht wegfallen lassen können?"

Durchaus. Doch waren das schwierige Zeiten, Ende der '60er, in der sich über den Globus verbreitenden Kulturrevolution; da brauchte es ein gerüttelt Maß Mutes, auch nur anzudeuten, daß die heilige Kuh "Werktätiger" gelegentlich ein Ärgernis ersten Ranges ist. Für gewöhnlich wurden derlei Äußerungen als kleinbürgerlich abgekanzelt, gefolgt von Massendemonstration und Exorzismus. Dem will man sich nicht unbedingt aussetzen, so auch Herr Kusenberg, weshalb er sich gezwungen sah, seine - eigentlich unmittelbar einleuchtende - Aussage mit detaillierten Beobachtungen zu untermauern:

"Handwerker machen punkt 7 Uhr morgens einen höllischen Lärm, um zu zeigen, daß sie da sind und daß sie langen Schlaf mißbiligen. Ihr Getöse dauert nicht lang, doch lang genug; man kann hinterher nicht weiterschlafen. Später, wenn man sich mit ihnen abgefunden hat, werden die Handwerker stiller; sie frühstücken." Und weitere typische Einzelheiten, die wir alle kennen und die zum Handwerker gehören wie der Zement zur Kelle. - Vergnügt nahm ich das Essen zu mir und genoß den Nachhall des erlesenen Gelesenen.
 

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