Als das meisterliche Gehupe anhub, nahm ich mein Rad und sauste um den Werdersee (natürlich, ohne 'Werder' geht heute gar nichts). Aus der Wildnis des ehemaligen Parzellengebietes, daß 1981 von der Schmelzwasser führnden Oberweser verwüstet worden war (das Weserwehr konnte damals wegen eines Defekts nicht zur Entlastung geöffnet werden), hörte ich deutlich und weithin vernehmbar: "Kuckuck! Kuckuck! Kuckuck!" Hatte ein Witzbold eine Kuckucksuhr in einen der Bäume gehängt? Sehr unwahrscheinlich, das mußte ein wirklicher, lebendiger Kuckuck sein. Darüber habe ich mich mehr gefreut als über den doch auch sehr erfreulichen Titelgewinn des SV Werder Bremen.
Welcher immer noch behupt und beschrien wird, auch wenn die Intensität allmählich nachläßt (jetzt ist gerade Mitternacht vorüber). Für 20 Uhr 45 wurde die aus München heimkehrende Mannschaft erwartet, und so bewegte sich die über Bremen hängende Hupglocke ab Acht in Richtung Flughafen, verebbte - und kehrte ab Zehn in die Innenstadt zurück, durch deren Straßen und über deren Brücken sie sich seitdem wälzt. Mittendrin immer wieder Polizeisirenen und Fangesänge von eigenwilliger Harmonik. Bis vor wenigen Minuten lagerte ganz in der Nähe eine Gruppe junger Männer und brüllte und gröhlte ihre - tja, kann man das so sagen? - Freude heraus. Eigentlich klang es mehr wie angestauter Frust, was ihren Kehlen entströmte. Nu sind se wech, und ich kann schreiben.
Als Bremen noch in gespannter Erwartung der Entscheidungsschlacht im Münchener Olympiastadion entgegenfieberte, wo die Heerscharen des Guten und des Bösen aufeinanderprallen sollten, heute vormittag nämlich, stand ich im Supermarkt mal wieder in der falschen Schlange; aber so was von falsch, wie es mir noch nie begegnet ist. Der Herr vor mir erkundigte sich bei der Kassiererin (beide um die 50), ob noch Johnny Walker vorrätig sei, er habe im Regal keinen finden können. Die hilfsbereite Frau erhob sich gleich, um hinter der Tür "Zutritt nur für Angestellte" Erkundigungen einzuholen. Mit einem bedauernden Nein kehrte sie zurück, rief aber sogleich eine Kollegin an, ob nicht doch noch irgendwo im Lager ...
Möglicherweise gäbe es den Whisky doch, sie wolle gleich einmal selbst nachschauen gehen. "Das wäre sehr freundlich von Ihnen", sagte der Herr leicht beunruhigt, da aus seiner bescheidenen Frage eine Staatsaktion zu werden drohte. Eine verneinende Äußerung hätte aber auch nichts geändert, da die Frau bereits geschäftig auf die bereits erwähnte Tür zueilte. Auf dem Rückweg sprach sie noch eine Kollegin an und huschte dann an den Wartenden vorüber: "Jetzt habe ich so ziemlich alle Schlüssel." Und schon verschwand sie zwischen den Regalen. Der Herr unterhielt sich, nun ein wenig ungeduldig, mit seinem Sohn in fremder Zunge. Unsere Blicke begegneten sich und ich lächelte ihm amüsiert zu. Hätte er diesen Aufstand vorausgeahnt, würde er wohl kaum gefragt haben.
Zu guter Letzt kam die Frau an die Kasse zurückgeeilt. Es gäbe doch keinen Johnny Walker mehr, es täte ihr leid. Der Herr bedankte sich höflich, bezahlte und ging, gefolgt von seinem Sohn. Die Kassiererin war glücklich und sah zunächst ihn, dann auch mich freudestrahlend an. Sie kam gar nicht auf die Idee, sich für die Wartezeit - immerhin mehr als fünf Minuten - zu entschuldigen. Sie hatte genau das Richtige getan, nämlich alles versucht, um für Papas Wohlbefinden zu sorgen, und dafür auch die erhoffte und verdiente Anerkennung gefunden, davon war sie offenbar überzeugt. Ich schwöre, sie war glücklich.
Welcher immer noch behupt und beschrien wird, auch wenn die Intensität allmählich nachläßt (jetzt ist gerade Mitternacht vorüber). Für 20 Uhr 45 wurde die aus München heimkehrende Mannschaft erwartet, und so bewegte sich die über Bremen hängende Hupglocke ab Acht in Richtung Flughafen, verebbte - und kehrte ab Zehn in die Innenstadt zurück, durch deren Straßen und über deren Brücken sie sich seitdem wälzt. Mittendrin immer wieder Polizeisirenen und Fangesänge von eigenwilliger Harmonik. Bis vor wenigen Minuten lagerte ganz in der Nähe eine Gruppe junger Männer und brüllte und gröhlte ihre - tja, kann man das so sagen? - Freude heraus. Eigentlich klang es mehr wie angestauter Frust, was ihren Kehlen entströmte. Nu sind se wech, und ich kann schreiben.
Als Bremen noch in gespannter Erwartung der Entscheidungsschlacht im Münchener Olympiastadion entgegenfieberte, wo die Heerscharen des Guten und des Bösen aufeinanderprallen sollten, heute vormittag nämlich, stand ich im Supermarkt mal wieder in der falschen Schlange; aber so was von falsch, wie es mir noch nie begegnet ist. Der Herr vor mir erkundigte sich bei der Kassiererin (beide um die 50), ob noch Johnny Walker vorrätig sei, er habe im Regal keinen finden können. Die hilfsbereite Frau erhob sich gleich, um hinter der Tür "Zutritt nur für Angestellte" Erkundigungen einzuholen. Mit einem bedauernden Nein kehrte sie zurück, rief aber sogleich eine Kollegin an, ob nicht doch noch irgendwo im Lager ...
Möglicherweise gäbe es den Whisky doch, sie wolle gleich einmal selbst nachschauen gehen. "Das wäre sehr freundlich von Ihnen", sagte der Herr leicht beunruhigt, da aus seiner bescheidenen Frage eine Staatsaktion zu werden drohte. Eine verneinende Äußerung hätte aber auch nichts geändert, da die Frau bereits geschäftig auf die bereits erwähnte Tür zueilte. Auf dem Rückweg sprach sie noch eine Kollegin an und huschte dann an den Wartenden vorüber: "Jetzt habe ich so ziemlich alle Schlüssel." Und schon verschwand sie zwischen den Regalen. Der Herr unterhielt sich, nun ein wenig ungeduldig, mit seinem Sohn in fremder Zunge. Unsere Blicke begegneten sich und ich lächelte ihm amüsiert zu. Hätte er diesen Aufstand vorausgeahnt, würde er wohl kaum gefragt haben.
Zu guter Letzt kam die Frau an die Kasse zurückgeeilt. Es gäbe doch keinen Johnny Walker mehr, es täte ihr leid. Der Herr bedankte sich höflich, bezahlte und ging, gefolgt von seinem Sohn. Die Kassiererin war glücklich und sah zunächst ihn, dann auch mich freudestrahlend an. Sie kam gar nicht auf die Idee, sich für die Wartezeit - immerhin mehr als fünf Minuten - zu entschuldigen. Sie hatte genau das Richtige getan, nämlich alles versucht, um für Papas Wohlbefinden zu sorgen, und dafür auch die erhoffte und verdiente Anerkennung gefunden, davon war sie offenbar überzeugt. Ich schwöre, sie war glücklich.
Dicki - am So, 09. Mai 2004, 0:35 - Rubrik: Beobachtungen in der Natur
semmel meinte am 9. Mai, 19:39:
warum erinnern mich die supermarkt-geschichten immer an charles bukowski? komisch. aber da könnt ich auch aus dem nähkästchen plaudern. kassenbonpapierrolle alle? klar, immer bei mir. kunde hat unbekannte ware aufs band gelegt? na klar, immer der kunde vor mir. kundin vor mir hat tampons vergessen, kassiererin hat aber schon ware von ihr drinne und die kundin springt geschwind nochmal nach den dingern. stunden später. kundin hat nur einen 10.000 $ schein bei sich. bei uns geht gott sei dank dwarf meist in den supermarkt. ich geh mehr zu den einzelhändlern. ist deutlich entspannter.
Dicki antwortete am 9. Mai, 23:27:
viel entspannter. Da kann man ja noch ein richtiges Schwätzchen halten. - Seltsamerweise kenne ich niemanden, der sich in die 'richtige' Schlange einreiht. Und doch muß es diese Leute geben; ich sehe sie oft genug vorbeieilen, während vor mir Gemüse gewogen werden muß, ein leckgeschlagener Joghurtbecher in den Umtausch geht, eine Kundin mit Karte bezahlt etc. Manchmal glaube ich schon, daß ich nur Charlie Browns kenne.
semmel antwortete am 10. Mai, 19:49:
Manchmal glaube ich schon, daß ich immer Charlie Brown bin.