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Gestern gab es in einem nahegelegenen Park ein Freiluft- und Freier-Eintritt-Konzert, und ich ging mit zwei Bekannten hin. Die trafen dort Freunde, und so standen wir zu fünft herum, während drei Kinder spielend zwischen uns hindurchwuselten, mal diesen, mal jenen Erwachsenen zupfend. Worum es bei dem Spiel ging, habe ich nicht herausbekommen, aber es hatte viel mit Bewegung und Gejohle zu tun. Meine Wahrnehmung hatte sich mit Wichtigerem zu befassen.

Denn die mir als Ariane vorgestellte Frau hatte eine interessante Nase in einem guten Gesicht und - last not least - einen dunklen Flaum auf der Oberlippe, worauf ich immer noch mit weichen Knieen reagiere. Es gab Gelegenheiten uns gegenseitig unseren Witz vorzuführen, und wir nutzten sie. Währenddessen spielte die Bluesrockband ihre letzte Zugabe und die Funkjazzer als Höhepunkt des Abends begannen mit dem Stimmen ihrer Instrumente und dem Testen der Mikrophone, was sich über eine halbe Stunde hinzog. Schon bald begann mich das eigene Gegifte über dies Getue zu langweilen, und als meine Bekannten und Arianes Freund sich zur Würstchenbude begaben, die Kinder im Schlepptau, mußte ich schnell ein Thema finden, um nicht in unbedachte Liebeserklärungen auszubrechen.

"Wirst du auch überwacht?" fragte ich (junge Männer, aufgepaßt: das ist eine gänzlich unverfängliche Anmache, also merken das). "Du meinst, von der Enn Ess Ey? Ich nehme es mal an. Aber wieso 'auch' - weißt du was Genaues? Steht unter deinen E-Mails 'diese Mail wurde mit der Antivirensoftware Prism geprüft und ist als virenfrei klassifiziert'?" - "Ich meinte eher, daß wir - also wir alle (kokettes Lächeln) - uns bald nicht mehr trauen werden, offen miteinander zu fli äh zu sprechen." - Sie blickte mich amüsiert an. "Wir könnten Dosentelefone benutzen." - "Das werden wir - also wir alle (ich sah ihr in die Augen) - ohnehin bald tun. Und Lie äh kleine Nachrichten auf Esspapier schreiben."

Mit ernster Miene fuhr ich fort: "Ein früherer Kollege sagte mehrfach, Skype sei vom Mossad entwickelt worden. Das muß nicht stimmen, aber weil digitale Technik das Datensammeln erleichtert und die 'social networks' nur zu diesem Zweck entwickelt worden sind, können wir davon ausgehen, daß die Geheimdienste höflich, aber sehr bestimmt auf das Einrichten von Türchen oder gar Kabäuschen zur exklusiven Nutzung gedrungen haben werden." - Ariane blieb gerade noch Zeit zur Antwort, bevor die drei Wurstesser zurückkamen: "Wenn du mir einen Stapel Esspapier schenkst, bekommst du von mir ein Dosentelefon." Da ihr Blick völliges Einverständnis signalisierte, hätten meine Knie beinahe wirklich nachgegeben.

Aber da sie 'in festen Händen' ist und wir uns voraussichtlich nie wieder begegnen werden, müssen die Versprechungen dieses Gesprächs unerfüllt bleiben. Eines Gesprächs, dessen Code keine wie auch immer programmierte Maschine jemals wird entschlüsseln können. Allenfalls kann man uns in eine der Karteien für Terrorismusverdächtige einspeisen, sollten wir abgehört worden sein. Aber da dürfte inzwischen die Hälfte der Menschheit drinstehen.
 

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