Robespierre: Genossen, wir können nicht länger untätig bleiben. Erst letzte Woche klagte wieder ein Veganer vor Gericht, weil aus seinem frisch vom Markt gekauften Kohlrabi ein Wurm herauskroch - und hat nicht recht bekommen. (Skandal! Unerhört! Ja, wo gibt es das denn!) Erst vorgestern wurde ein gesundheitsbewußter Mitbürger von einem Raucher geohrfeigt, weil er dem die todbringende Zigarette aus der Hand geschlagen hatte - und die Polizei hat sich geweigert, eine Anzeige aufzunehmen. (Zustände! Pfui! Lumpen!) Wir müssen die Errungenschaften der Gesundheitsaufklärung, der Gesundheitsreformen, ja, die Aufklärer selbst schützen. (Aber Hallo!) Es bleibt uns gar nichts Anderes übrig, als einen Generalverdacht gegen alle nicht ausdrücklich Gesunden zu erklären, diese unter Beobachtung zu stellen und ihnen den Beweis ihrer Gesundheit aufzuerlegen, da weder Judikative noch Exekutive vollumfänglich den Geist der Reformen mittragen. (Jawohl! Recht vor Gnade! Auf die Guilloutine!)
Danton: Bruder Robespierre, Ihr werdet nicht umsonst "Der Tugendhafte" genannt, da Euch bis heute alle Versuchung fremd geblieben. Und wir stimmen überein: Gesundheit hat Vorfahrt. (So ist es! Heil! Brumm-Brumm!) Jedoch erlaubt mir eine Anmerkung: es will mir nicht glücklich scheinen, mit Strenge zu erzwingen, was doch im Laufe einiger Jahre unter dem Druck der Verhältnisse praktisch von selbst sich ergeben wird. So laßt doch den heute noch Uneinsichtigen ihre Laster und vertraut auf die Vergänglichkeit solch unzeitgemäßen unvernünftigen Handelns. Gebt ihnen ein wenig Leine, dann werden sie glauben, sie folgten uns freiwillig. (Hört, hört! Da soll mich doch der ... ! Ach, so ein Lämmchen!)
Marat: Mit Verlaub, Bruder Danton, das ist Unfug. Entweder wir handhaben das mit Strenge oder gar nicht; es gibt kein richtiges Leben im Falschen. Wir sind nicht an der Macht, um die Menschen glücklich zu machen, sondern um sie vor den Gefahren der Gesundheit zu bewahren. (Bravo!) Im Übrigen liegt mir Zahlenmaterial vor, nun, ich will damit niemanden langweilen, nur soviel sei gesagt: die Landesvereinigung der Psychoanalytiker, der Bund der Heilkundigen, die pharmazeutischen Werkstätten, die Apothekerliga - sie alle beklagen ein geschäftsschädigendes Desinteresse der Bevölkerung an ihren gesundheitsfördernden Dienstleistungen; ja, die Kosten für Werbung übersteigen die Einnahmen auf diesem Sektor. Das kann und darf und wird nicht hingenommen werden. (Steckt sie in die Klapse!)
Robespierre: Eben, hört also meinen Vorschlag: es wird ein Gesundheitspaß eingeführt. Wer seine Gesundheit nicht nachweisen kann, muß unter polizeilicher Aufsicht verschiedene Auflagen erfüllen, beispielsweise Rauchentwöhnung, Ernährungsberatung, Psychotherapie, ärztlich begleitete Medikamention, als Einzelmaßnahmen oder im Paket, in jedem Falle kostenpflichtig. (Phantastisch! Das ist es! Gesundheit!) Ich danke euch für die Zustimmung, Damit wäre unser Teil getan, die Staatssekretäre werden sich um die Details kümmern. So. Wer noch nichts Besseres vorhat, ist herzlich eingeladen, mich zu einem kleinen Kulturfest zu begleiten, das von jungen osteuropäischen Frauen veranstaltet wird, die, so hat man mir versichert, sich im Umgang mit Peitsche und Handschellen auskennen und weißes Pulver sowie bunte Pillen zur mentalen Kräftigung anbieten. Aber bitte nicht wieder so eine blutige Schweinerei wie beim letzten Mal.
Danton: Bruder Robespierre, Ihr werdet nicht umsonst "Der Tugendhafte" genannt, da Euch bis heute alle Versuchung fremd geblieben. Und wir stimmen überein: Gesundheit hat Vorfahrt. (So ist es! Heil! Brumm-Brumm!) Jedoch erlaubt mir eine Anmerkung: es will mir nicht glücklich scheinen, mit Strenge zu erzwingen, was doch im Laufe einiger Jahre unter dem Druck der Verhältnisse praktisch von selbst sich ergeben wird. So laßt doch den heute noch Uneinsichtigen ihre Laster und vertraut auf die Vergänglichkeit solch unzeitgemäßen unvernünftigen Handelns. Gebt ihnen ein wenig Leine, dann werden sie glauben, sie folgten uns freiwillig. (Hört, hört! Da soll mich doch der ... ! Ach, so ein Lämmchen!)
Marat: Mit Verlaub, Bruder Danton, das ist Unfug. Entweder wir handhaben das mit Strenge oder gar nicht; es gibt kein richtiges Leben im Falschen. Wir sind nicht an der Macht, um die Menschen glücklich zu machen, sondern um sie vor den Gefahren der Gesundheit zu bewahren. (Bravo!) Im Übrigen liegt mir Zahlenmaterial vor, nun, ich will damit niemanden langweilen, nur soviel sei gesagt: die Landesvereinigung der Psychoanalytiker, der Bund der Heilkundigen, die pharmazeutischen Werkstätten, die Apothekerliga - sie alle beklagen ein geschäftsschädigendes Desinteresse der Bevölkerung an ihren gesundheitsfördernden Dienstleistungen; ja, die Kosten für Werbung übersteigen die Einnahmen auf diesem Sektor. Das kann und darf und wird nicht hingenommen werden. (Steckt sie in die Klapse!)
Robespierre: Eben, hört also meinen Vorschlag: es wird ein Gesundheitspaß eingeführt. Wer seine Gesundheit nicht nachweisen kann, muß unter polizeilicher Aufsicht verschiedene Auflagen erfüllen, beispielsweise Rauchentwöhnung, Ernährungsberatung, Psychotherapie, ärztlich begleitete Medikamention, als Einzelmaßnahmen oder im Paket, in jedem Falle kostenpflichtig. (Phantastisch! Das ist es! Gesundheit!) Ich danke euch für die Zustimmung, Damit wäre unser Teil getan, die Staatssekretäre werden sich um die Details kümmern. So. Wer noch nichts Besseres vorhat, ist herzlich eingeladen, mich zu einem kleinen Kulturfest zu begleiten, das von jungen osteuropäischen Frauen veranstaltet wird, die, so hat man mir versichert, sich im Umgang mit Peitsche und Handschellen auskennen und weißes Pulver sowie bunte Pillen zur mentalen Kräftigung anbieten. Aber bitte nicht wieder so eine blutige Schweinerei wie beim letzten Mal.
Dicki - am Mi, 30. Juli 2008, 0:20 - Rubrik: zickezacke
pathologe meinte am 30. Jul, 07:32:
Und
danach? Was machen wir, wenn jeder Mensch gleichgeschaltet gesundet ist? Jeder sein Scherflein zur Gesundung der Gesundheitsindustrie beitraegt? Wachstum muss her, neue Krankheiten, zu deren Behandlung man neue Medikamente benoetigt! Hier ist die Forschung gefragt.Aber sollten wir einmal den Zustand der voelligen geistigen Volksgesundheit erreichen, was dann? Eine einheitliche Haarfarbe? Eine einheitliche Kleidung? (Oh, das hatte China bereits versucht.) Einheitliche Gene?
Wir werden Borg. Widerstand ist zwecklos...
Dicki antwortete am 31. Jul, 00:55:
Wenn alle Sündenböcke geschlachtet sind, aber die Unzufriedenheit geblieben ist, werden sie erkennen, daß sie selbst das Problem darstellen. Falls die Borgs irgendetwas erkennen.