Wie man weiß, hat Luzifer den Schalk im Nacken, und so wird es niemand wunder nehmen, daß er sich Bruder Klumpfuß nennen ließ, als er einmal im Mönchsgewand erschien, um eine sittsame Jungfrau von eben 16 Jahren zu verführen. Diese, Valpolicella geheißen, war ein wißbegieriges Ding, das sich für Vielerlei interessierte, weshalb der Gottseibeiuns bei ihr leichtes Spiel zu haben glaubte, hatte er doch schon die erste Eva bei ihrer Neugier packen können.
An einem hellen Sommertag nun schritt Valpolicella zur Stadt hinaus dem nahen Walde zu, als ihr ein Mönch entgegenkam. "Seid gegrüßt, heiliger Mann", sagte sie mit einem artigen Knicks. - "Wohin des Weges, Eure Anmut?" fragte der Versucher, "und nennt mich nicht heiliger Mann; gemeinhin kennt man mich als Bruder Klumpfuß." - "Ei, so will ich Euch gewiß nicht mit heiliger Mann anreden, Bruder." - "Das ist brav von Ihr. Und nun, wohin so flinken Schrittes?" - "Die Vögel des Waldes zu erspähen; den Specht, den Häher, und wer weiß, vielleicht ein Käuzchen."
Der Widersacher sah den Moment für seine Enthüllung gekommen: "Da wird es Euch wohl interessieren, welchen Piepmatz ich unter dieser Kutte mit mir führe," sagte er und zupfte an dem Stoffe. - "Ach, Ihr habt einen Vogel?" erwiderte Valpolicella. "Wohl meine ich zu wissen, welchen Piepmatz Ihr dort tragt, doch wenn Ihr wollt, daß er gefangen werde, dann solltet Ihr nicht mich ersuchen. Nicht einmal sehen will ich das Geschöpf." Und schon war sie an ihm vorüber und eilte in den Wald, unser Mönch aber blieb verdutzt zurück. Was man leicht bekommt, bereitet weniger Freude als das schwer zu Erreichende, sagte er bei sich und vertraute auf den kommenden Tag.
Dieser war noch schöner als der vorige, unter wolkenlosem Blau sausten die Schwalben dahin, pfiffen Amsel, Drossel, Fink und Star, gaukelten und schaukelten Falter, summten Bienen, brummten Hummeln. Schön wie der Tag sprang Valpolicella über Flur und Feld dem Walde zu, als ihr ein Mönch entgegenkam. "Seid gegrüßt - oh, Ihr seid es. Gott zum Gruße, Bruder Klumpfuß." - "Was gedenkt Ihr heut zu schauen, junge Dame." - "Nach Pilzen steht mir heute das Begehr." - "Dann wisset, daß ich einen Pilz unter der Kutte führe, von dem Ihr einmal kosten solltet; gewiß haben Eure Lippen dergleichen noch nicht berührt." - "Da mögt Ihr recht haben, Bruder, und da ich zu wissen glaube, welche Art Pilz Ihr bei Euch tragt, so solltet Ihr den wahrhaftig einer Anderen zu schmecken geben". Sprach's und huschte an unserem Mönch vorüber, dem abermals der Tag verdorben war. Doch morgen soll es mir gelingen, so wahr ich Klumpfuß bin und habe, sann er für sich.
Der Morgen kam, die Sonne strahlte und die Natur bejubelte das Leben. Valpolicella strebte dem Walde zu, als ihr ein Mönch entgegenkam. "Seid Ihr das, Bruder Klumpfuß?" fragte sie. "Wollt Ihr mir fortan jeden Tag begegnen? Laßt mich für jetzt in Ruhe, denn dem Waldkreuz eile ich hinzu, um mein Gebet zu tun." - "Welch wunderbare Fügung! So können wir gemeinsam beten, auf daß wir im heiligen Werke eins werden. Doch weiß ich einen besseren Platz als jenes Kreuz im Walde, einen Ort von natürlicher Reinheit, an dem gut beten ist." - "Beten, sagt Ihr, Reinheit. Erklärt Euch da genauer." - "Wie ich sage, beten. Kommt, hier entlang." Und er geleitete Valpolicella an einen Born, dem eine Lichtung vorgelagert war, und der Flecken war von großer Lieblichkeit. "So rein wie diese Kirche müssen auch wir sein, bevor wir das Gebet beginnen können." - "Was meint Ihr, Bruder?" - "Nun, wir müssen unsere Leiber mit dem Wasser jener Quelle reinigen, bevor wir uns in Anbetung auf jenem Gras zusammenfinden dürfen." - "Wohl glaube ich, daß Ihr der Reinigung bedürft, doch wolltet Ihr, daß man Euch dabei zur Hand ginge, so fragt Ihr besser eine Andere, von dem Zusammenfinden ganz zu schweigen."
Da begriff der Unbotmäßige, daß dieser Jungfrau kein Beikommen sein werde, und er entdeckte sich. "Ihr habt mich durchschaut und womöglich erkannt, doch sagt mir, ist es mein schlechter Ruf, der Euch zurückhält, mißfällt Euch mein Versuchen oder meine Gestalt? Seid Ihr, Gott behüte, gar dem Irdischen abhold? Was ist es, sagt es mir!" - "Oh, tumber Klumpfuß, nichts von alledem." - "Was dann?" - Sie ging von dannen, winkte ihm zum Abschied und rief entschwindend: "Alles zu seiner Zeit!"
An einem hellen Sommertag nun schritt Valpolicella zur Stadt hinaus dem nahen Walde zu, als ihr ein Mönch entgegenkam. "Seid gegrüßt, heiliger Mann", sagte sie mit einem artigen Knicks. - "Wohin des Weges, Eure Anmut?" fragte der Versucher, "und nennt mich nicht heiliger Mann; gemeinhin kennt man mich als Bruder Klumpfuß." - "Ei, so will ich Euch gewiß nicht mit heiliger Mann anreden, Bruder." - "Das ist brav von Ihr. Und nun, wohin so flinken Schrittes?" - "Die Vögel des Waldes zu erspähen; den Specht, den Häher, und wer weiß, vielleicht ein Käuzchen."
Der Widersacher sah den Moment für seine Enthüllung gekommen: "Da wird es Euch wohl interessieren, welchen Piepmatz ich unter dieser Kutte mit mir führe," sagte er und zupfte an dem Stoffe. - "Ach, Ihr habt einen Vogel?" erwiderte Valpolicella. "Wohl meine ich zu wissen, welchen Piepmatz Ihr dort tragt, doch wenn Ihr wollt, daß er gefangen werde, dann solltet Ihr nicht mich ersuchen. Nicht einmal sehen will ich das Geschöpf." Und schon war sie an ihm vorüber und eilte in den Wald, unser Mönch aber blieb verdutzt zurück. Was man leicht bekommt, bereitet weniger Freude als das schwer zu Erreichende, sagte er bei sich und vertraute auf den kommenden Tag.
Dieser war noch schöner als der vorige, unter wolkenlosem Blau sausten die Schwalben dahin, pfiffen Amsel, Drossel, Fink und Star, gaukelten und schaukelten Falter, summten Bienen, brummten Hummeln. Schön wie der Tag sprang Valpolicella über Flur und Feld dem Walde zu, als ihr ein Mönch entgegenkam. "Seid gegrüßt - oh, Ihr seid es. Gott zum Gruße, Bruder Klumpfuß." - "Was gedenkt Ihr heut zu schauen, junge Dame." - "Nach Pilzen steht mir heute das Begehr." - "Dann wisset, daß ich einen Pilz unter der Kutte führe, von dem Ihr einmal kosten solltet; gewiß haben Eure Lippen dergleichen noch nicht berührt." - "Da mögt Ihr recht haben, Bruder, und da ich zu wissen glaube, welche Art Pilz Ihr bei Euch tragt, so solltet Ihr den wahrhaftig einer Anderen zu schmecken geben". Sprach's und huschte an unserem Mönch vorüber, dem abermals der Tag verdorben war. Doch morgen soll es mir gelingen, so wahr ich Klumpfuß bin und habe, sann er für sich.
Der Morgen kam, die Sonne strahlte und die Natur bejubelte das Leben. Valpolicella strebte dem Walde zu, als ihr ein Mönch entgegenkam. "Seid Ihr das, Bruder Klumpfuß?" fragte sie. "Wollt Ihr mir fortan jeden Tag begegnen? Laßt mich für jetzt in Ruhe, denn dem Waldkreuz eile ich hinzu, um mein Gebet zu tun." - "Welch wunderbare Fügung! So können wir gemeinsam beten, auf daß wir im heiligen Werke eins werden. Doch weiß ich einen besseren Platz als jenes Kreuz im Walde, einen Ort von natürlicher Reinheit, an dem gut beten ist." - "Beten, sagt Ihr, Reinheit. Erklärt Euch da genauer." - "Wie ich sage, beten. Kommt, hier entlang." Und er geleitete Valpolicella an einen Born, dem eine Lichtung vorgelagert war, und der Flecken war von großer Lieblichkeit. "So rein wie diese Kirche müssen auch wir sein, bevor wir das Gebet beginnen können." - "Was meint Ihr, Bruder?" - "Nun, wir müssen unsere Leiber mit dem Wasser jener Quelle reinigen, bevor wir uns in Anbetung auf jenem Gras zusammenfinden dürfen." - "Wohl glaube ich, daß Ihr der Reinigung bedürft, doch wolltet Ihr, daß man Euch dabei zur Hand ginge, so fragt Ihr besser eine Andere, von dem Zusammenfinden ganz zu schweigen."
Da begriff der Unbotmäßige, daß dieser Jungfrau kein Beikommen sein werde, und er entdeckte sich. "Ihr habt mich durchschaut und womöglich erkannt, doch sagt mir, ist es mein schlechter Ruf, der Euch zurückhält, mißfällt Euch mein Versuchen oder meine Gestalt? Seid Ihr, Gott behüte, gar dem Irdischen abhold? Was ist es, sagt es mir!" - "Oh, tumber Klumpfuß, nichts von alledem." - "Was dann?" - Sie ging von dannen, winkte ihm zum Abschied und rief entschwindend: "Alles zu seiner Zeit!"
Dicki - am Do, 11. Juni 2009, 20:58 - Rubrik: Dickimerone