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Denn das fragt man sich doch dann und wann: woher kommen diese Münzen, deren Klimpern im Geldbeutel den Menschen ein fröhliches Lächeln aufs Gesicht zaubert, und zwar überall in den Geschäften, gleichermaßen jenen, die da geben wie jenen, die da nehmen, worauf die Kasse lauter Wohlbehagen klingelt - wie ist das also nun, wo kommt der harte Teil der Währung her?

Am Anfang stand ein neues Prägeverfahren, daß in den staatlichen Münz- und Prägeanstalten im (geheimen) Auftrag des damaligen Finanzministers - dessen Name heute niemanden mehr langweilt - entwickelt worden war und die vergleichsweise teure, sprich: wenig rentable, bisherige Herstellung von Mark und Pfennig ablösen sollte. Um den Einspar- bzw. Gewinneffekt zu erhöhen, änderte man gleichzeitig die Legierung des zu prägenden Metalls, oder anders ausgedrückt: der Schrottanteil wurde deutlich erhöht, Anteile von Silber und Kupfer hingegen gesenkt. Rechtzeitig zur EU-weiten Einführung des Euro - im Volksmund populistisch als "Teuro" verunglimpft - erreichte man Serienreife für das neue Verfahren. Seitdem spricht man im Fachjargon vom "Euro-Backen" und jene privaten, auf Franchise-Basis arbeitenden Kleinmünz- und -prägereien heißen "Euro Bäckerei".

eurobaecker
Die Euro Bäckereien sind fortlaufend numeriert (quirinus pixit)

Der durchschnittliche Euro-Bäcker steht früh auf, um auch die Stunden vor Sonnenaufgang in klingende Münze umzusetzen, denn bereits zur Kaffeezeit am Nachmittag, wo in anderen Berufen noch geschwitzt wird, ja, in machen eben erst der Arbeitstag begonnen hat, kommt das klobige Kassenfahrzeug und holt die frischgebackenen Geldbomben ab, um sie gerecht unterm Bankenvolk zu verteilen (Gerüchten, denen zufolge die Sparkassen hierbei - wegen des in Finanzkreisen negativ omenden "Spar"? - alles andere als bevorzugt werden, sollte man keine Aufmerksamkeit, geschweige denn Glauben schenken). Doch weiter im Takt: zunächst muß der Ofen geheizt werden, denn die gute Münze gelingt nicht unter 400 Grad Celsius. Währenddessen wird die Euro-Masse (von der Bundesbank jeden Montag frisch angeliefert) in Tiegel, die Rohform der künftigen Geldstücke, gespachtelt. Die Tiegel stehen auf Tabletts, die in den großen Backofen eingeschoben werden, sobald die rechte Hitze erreicht ist.

Jetzt geht es Schlag auf Schlag: der Lehrling spachtelt weitere Formen voll, indes der Meister mit dem Prägestempel den hitzeweichen Rohmünzen das vertraute Antlitz verleiht. Kaum ist der Ofen leer, wird er schon wieder gefüllt, denn Zeit ist Geld: die Marge zwischen Ankauf der Euro-Masse und Erlös aus dem Frischgeld ist so knapp, daß an machen Tagen der dann freie Ofen von der Bäckersfrau zum Backen von Keks und Küchlein genutzt wird, durch deren Verkauf ein kleines Zubrot anfällt, wenn am Geld mal wieder nichts zu verdienen ist.

So geht es zu in der Innung, die übrigens auch ein eigenes - nein, nicht innigliches, sondern - zünftiges Lied aufzuweisen hat, das zu jeder vollen Stunde aus den Euro Bäckereien durch die Straßen weht, um der Welt voll Stolz vom Stolz auf ihr einzigartiges Handwerk zu künden:

Euro-Bäcker-Lied

Kohle, Eisen, Kies, Moneten
morgens ist nicht Zeit zu beten
schür das Feuer, knet die Masse
daß sie in die Tiegel passe

Knete, Zaster, Moos, Penunze
keinen Euro je verhunze
präg und münze alles recht
tu es billig, doch nicht schlecht

Ist das Tagewerk gelungen
und das Innungslied gesungen
iß dein Abendbrot mit Dank
zum Münzenklimperklapperklang

Begebe zeitig dich zur Ruh
schließe deine Äuglein zu
atme tief und schlafe ein
träum von Münzen groß und klein
 

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