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Raucher stehen öfter mal draußen, so auch Frau A. [Name von Der wahre Dicki geändert] und meine Wahrheit, der hochwohlgeborene Dicki, vor dem Restaurant im Überseemuseum an jenem düsteren Herbstabend. Frau A. trug ihr Gaga-mäßiges lindgrünes Twinset mit Shawl und Hut, das ich etwas übertrieben finde, aber es kommt nun mal nicht jeder mit einem abschließbaren Lederhalsband aus, wie ich bei dieser Gelegenheit. Wir qualmten unsere Selbstgedrehten, daß die Schlote Minderwertigkeitsgefühle bekamen und diskutierten unsere leidvolle Kindheit, als plötzlich eine Stimme zu uns sprach: "Ist einer von euch zufällig Rolf?".

Wahrheitsliebend wie ich bin, verneinte ich und sah dem Frager ins Gesicht. Sein Haupt verhüllte eine Topfmütze - ach was, wozu beschreiben, das sah einfach scheiße aus. Ob sie, Frau A., vielleicht Rolf sei, reichte ich die Frage weiter, die Frau A. mit Kopfschütteln quittierte und der Rolfsucher mit den Worten abwehrte: "Nein, das ist ja offensichtlich." Weshalb er dann überhaupt uns beide gefragt hatte, bleibt sein Geheimnis. Nicht genug der Mysterien, verkündete er nun, er sei mit einem Kollegen verabredet (der seine Ehefrau habe mitbringen wollen), und sei deswegen auf uns zugegangen.

Ein Kollege, den er nicht kennt? Viel später kam ich darauf, daß es heutzutage normal ist, Kollegen nicht von Angesicht zu kennen, aber dubios ist die Aussage dennoch. Er sah mich an, als müsse ich Rolf sein und hielte ihn zum Besten; daraufhin brachte ich den Freimarktstrubel zu Bewußtsein, und daß jener eine Verspätung nicht unwahrscheinlich machte, was seine Zustimmung fand. Er trollte sich und fragte den nächsten Passanten, der dann auch der gesuchte Rolf war: ohne Ehefrau, gefühlte vierzig Jahre älter, schlohweiß, bullig, mit Kalbskopf. Munter parlierend begaben sich die beiden Männer ins Restaurant.

Frau A. wies, während wir die Zigaretten bis zum letzten Fussel quälten, auf dies merkwürdige Kollegentum hin. Bei mir kam der unausgesprochene Verdacht auf, es handele sich um ein blind date von Hundertfünfundsiebzigern, wie man das früher nannte, schwieg aber diskret, wie jene Generation es zu tun pflegte, bevor Wowie und Schwesterle solch eine Welle um ihr Dingdong und dessen Präferenzen zu machen begannen.

Als ich später wegen der vielen Flüssigkeit die Doppelnull aufsuchen mußte, lag da ein Jemand unter den Pissoirs. Ich fragte ihn ahnungsvoll, ob er zufällig Rolf sei, und er bejahte das mit unehrlichem Augenaufschlag; ich möge ihn doch bitte vollpissen. Indigniert wechselte ich in eine Kabine, rolffrei und beglückend privat. Sicher gibt es okaye Rolfs, aber für diesmal war mein Bedarf mehr als gedeckt.
 

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