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Vorhin im Supermarkt, dem mit den engen Gängen, will ich mich seitlich an der Frau vor mir vorbeimogeln, in die Abzweigung in Richtung Kasse. Ich höre noch eine Mutter gelassen sagen: "Bleib hier", dann schiebt die erstgenannte Frau ihren Einkaufswagen vor den meinen, weil ein Kind von 5 oder 6 Jahren sich ungestüm durchdrängelt und in die Abzweigung stellt. Kaum habe ich freie Bahn, biege ich ab, und da steht das Kind, mitten im Gang, mit dem Rücken zu mir.

"Läßt du mich bitte vorbei?" frage ich freundlich. Das Kind antwortet nicht, dreht sich nicht um oder geht beiseite, sondern breitet die Arme aus. "Du mußt schon Platz machen", sage ich, nur noch äußerlich geduldig. Die Hände greifen nach den Regalstreben. Mit dem Vorderteil des Wagens drücke ich das Kind aus der Gangmitte, und es drückt zurück. Während ich - nun auch äußerlich ungeduldig - sage: "Was soll denn das!? Das gibt's ja wohl nicht", packe ich das Blag bei der Anorakkapuze, ziehe es ein wenig nach oben und hebe es an die Seite. Und während ich an ihm vorübergehe, dreht es sich halb zu mir um, mit durchaus zufriedenem Lächeln, als wollte es sagen: "Das hat prima geklappt."

Bevor ich noch um die nächste Ecke gebogen bin, redet die Mutter hinter mir her: "Was ist denn los?! Sie können doch nicht einfach das Kind packen." - "Ich habe es freundlich gebeten, Platz zu machen, daraufhin hat es sich richtig breit gemacht." Ich unterstreiche das gestisch. - "Das ist aber immer noch ein Kind." - "Dann passen Sie bitte auf das Kind auf. So geht es doch wohl nicht." Im Weitergehen höre ich erst die Mutter etwas zu dem Kind sagen, dann das Teil kurz jaulen. Ach ja, die "der böse Onkel"-Nummer.

Wenig später, mein Einkauf bewegt sich auf dem Rollband bereits der Kasse entgegen, ertönt von hinten wieder die Stimme der Mutter: "Sie da vorne mit dem rot-weißen Hemd, das geht aber nicht, daß sie das Kind einfach an der Kapuze ziehen, das hat ihm nämlich wehgetan." - Sie zwischen mehreren Kunden hindurch ansehend, statt einer Erklärung: "Das sollte es auch." Sie setzt wieder an, ich komme ihr zuvor: "Wenn Sie Ihrem Kind keine Manieren beibringen, dann müssen es eben Andere tun." Mehrzahl, danke Unterbewußtsein, auf dich ist Verlaß. - "Es wollte bloß ein bißchen spielen." - "Jaja, es will nur spielen." - "Seien Sie froh, daß ich nicht die Polizei rufe, da könnten Sie was erleben." - "Tun Sie's ruhig, die lachen Sie doch aus." - "Da wäre ich mir aber nicht so sicher..."

Nebenbei registriere ich, daß die junge Frau hinter mir mit gerötetem Gesicht Ihre Waren auf das Rollband drückt, ja, nun ist es heraus, der wahre Dicki ist ein wahrer Kinderschreck, jetzt werden sie sich gegen mich solidarisieren, die Geknechteten und Unterdrückten - die Kassiererin ist freundlich wie immer. Weshalb auch nicht; dies ist bestimmt nicht die erste Szene um das Kind, die sie miterlebt, und vielleicht ist ihr sogar klar, daß das Balg seine Mutter in Auseinandersetzungen hineinmanipuliert.

Später wundere ich mich, daß die Mutter sich keine Sekunde aufgeregt hat; weder über mich noch über dieses Kind. Vielleicht greift man dann als Kind zu drastischen Mitteln, um irgendeine Gefühlsregung aus den Menschen herauszukitzeln.
 

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