1968
aus aller Welt
ballaballa
Beobachtungen in der Natur
charmsing
deutsche kenneweiss
Dicki TV
Dickimerone
Dickis Reisen
die kleine Anekdote
dirty old town
Empfehlung
Erwins Welt
Eugen
in eigener Sache
Java
... weitere
Profil
Abmelden
Weblog abonnieren
icon

 
Es begab sich aber zu der Zeit, als der Pharao verkündete, es gäbe nur einen Gott, nämlich den Sonnengott Aton, und dem zu Ehren er selbst fortan Echnaton heißen werde, daß die Priester der anderen Gottheiten ihre Existenz bedroht sahen und das Volk murrte, da man doch den Zorn der Götter heraufbeschwor, wenn man sich von ihnen abwandte und nur noch dem einen huldigte. Echnaton wurde gestürzt, und die Kinder Israels, von denen nicht wenige in gehobene Stellungen aufgestiegen waren und die es sich an den Fleischtöpfen Ägyptens gutgehen ließen, mußten allesamt zurück ins Joch der Fron.

Da aber, so interpretiert Sigmund Freud die wenigen bekannten Tatsachen, kam ein versprengter Anhänger des gestürzten Pharao zu den Kindern Israels und bot ihnen seine Führung an, wenn sie sich der Religion des einzigen Gottes anschließen wollten. Dieser Mann trug den Namen Moses, sprach kaum Hebräisch (weshalb sein Bruder Aaron fortwährend dolmetschen mußte) und träumte von einem eigenen Reich. - Das alte Testament ist in der Folge eine Auflistung von Bluttaten, bis die Juden, wie sie später hießen, ihr eigenes Land erobert und zusätzlich die Philister besiegt und vertrieben hatten. David besiegte Goliath, den Hünen aus Philistaia.

David, der die jüdischen Stämme geeinigt hatte, brauchte für seine neue Hauptstadt Jerusalem Palast und Tempel. Da die Israeliten im Wesentlichen ein Bauern- und Hirtenvolk waren, wandte er sich an das benachbarte Tyros um Baumeister, Handwerker und Baumaterial. Salomo, Sohn Davids, machte die Verträge perfekt und mußte zur Bezahlung des Prunks gewaltige Steuern erheben. Die Beziehungen der Herrscherhäuser aber gediehen ebenso prächtig wie die Bauten. Ahab ehelichte eine Tochter des tyrischen Stadtkönigs, Isebel, und erlaubte dieser, wie damals üblich, daß sie für ihren angestammten Glauben (den sie nicht aufzugeben brauchte, auch das gängige Praxis) Tempel errichten und Priester bestellen ließ.

Die jüdischen Priester des Jahwe-Kults aber sahen dies mit Schrecken, denn - symbolisch - sichtbare Götter wie Baal haben ein größeres Gepränge als leere Tempel für eine Gottheit, die allenfalls als brennender Dornbusch erscheint. Sie fanden einen Sprecher in dem Propheten Elischa, Nachfolger Elijas, einem gebildeten und begnadeten Hetzer. Da das Volk unter der Steuerlast stöhnte, war die Stunde günstig. Isebels Sohn, potentieller Thronfolger nach dem Tode Ahabs, wurde ermordet, Isebel aus einem Fenster gestürzt, wonach sie, zerschmettert im Tode liegend, von den Hunden gefressen wurde. Vierhundert Baalspriester wurden vom Mob erschlagen und alle Altäre ihres Gottes zerstört. Damit war die Freundschaft zwischen Phönizien und Israel beendet, denn mit Fanatikern ist keine Freundschaft möglich.

Gerhard Herm über die Attraktivität Baals: "Von frommen Juden wurde und wird verlangt, daß sie täglich und stündlich nicht weniger als sechshundertdreizehn verschiedene Gebote und Verbote präzise respektieren. Sie müssen nicht glauben, sondern tun und durch ihr Tun etwas Bestimmtes sein: Angehörige des auserwählten Volkes. [...] Jahwe zu dienen, muß so mühsam gewesen sein, daß viele und gerade die reichen liberalen Juden gerne die Möglichkeit ergriffen, sich durch die Anerkennung Baals auf leichtere Weise zu absolutieren. Baal lebte in Blumen und Pflanzen, seine Geschichte bot Stoff für die Phantasie, war von sinnlichem Glanz überstrahlt. Er gab der Natur, was der Natur war: Blut, Samen, orgiastische Räusche. Mit der Beachtung einiger leichtverständlicher Riten konnte man an seiner Herrlichkeit teilhaben."

Man kann es auch so sehen: Jahwe war ein Fremdkörper in der orientalischen Götterwelt und Glaubensgemeinschaft. Um als Gottheit überleben zu können, mußte er viele Kompromisse eingehen. Aber erst im nächsten Kapitel.
 

twoday.net AGB

xml version of this page

powered by Antville powered by Helma