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Seit ich in meiner Sparkassenfiliale eine peinliche Situation ertragen mußte, habe ich immer einen Personalausweis in der Tasche, sobald es um Transaktionen finanzieller Natur geht. Damals hatte ich arglos einen selbstausgestellten Scheck auf den Tresen gelegt und erwartete den allmonatlichen Geldsegen. Ein kleines Blatt Papier hinüberreichen und die dicke Marie kassieren.

Diesmal kam es anders. "Haben Sie einen Ausweis dabei?" fragte freundlich die Angestellte. Und schon hatte sie mich auf dem falschen Fuß erwischt, wie der Fußballer sagt. Kein Ausweis, kein Führerschein, kein nichts, kein gar nichts. Der unausgesprochene Vorwurf, ich sei ein Betrüger, verleitete mich zu dem Bekenntnis, keinen Führerschein zu besitzen, was das Mißtrauen der Gegenseite nur verstärkte. Doch war dies noch die geringste Peinlichkeit.

"Die Unterschrift sieht Ihrer gar nicht ähnlich," begründete sie ihre ablehnende Haltung. Au weia. "Ich habe keine Unterschrift," stammelte ich, "äh, das heißt, ich unterschreibe jedesmal anders, nach Stimmung und Gelenkigkeit der Hand." - "So darf ich Ihnen kein Geld auszahlen; Sie könnten ja irgend jemand anderes sein." Schreck laß nach! Gleich machen die hier Feierabend, die Zeit reicht nicht, meine Ausweis zu holen, natürlich passiert das an einem Freitag, mir steht ein Wochenende mit leerem Kühlschrank bevor - ich mußte wohl ziemlich blaß geworden sein, denn sie kam mir entgegen: "Vielleicht kennt Sie einer meiner Kollegen?" - "Ich komme seit Jahren jeden Monat hierher, irgendwer sollte mich doch kennen!" Doch außer meiner Peinigerin war niemand im Raum zugegen.

Das ist das Ende! Ich sah mich verhungert und verdurstet mumifiziert in meiner Wohnung liegen, zerkaute Seiten eines Kochbuchs zwischen den Zähnen - hatte meine Not sie gerührt, mein ehrliches Gesicht sie überzeugt? Unter Ermahnungen zahlte sie mir das Geld - mein Geld - aus. Bar jeder Würde bedankte ich mich und schlich hinaus, als Fälscher meiner Unterschrift abgestempelt, ja, als stümperhafter Fälscher meiner eigenen Unterschrift gebrandmarkt.

Jeder Einkauf erinnerte mich an das unselige Erlebnis, bis endlich das Haushaltsgeld ausgegeben war; ich fühlte mich gerade so, als hätte ich mir dies Geld unrechtmäßig angeeignet. Oh, diese Peinlichkeit!

 

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